TODESSAAT
ohne viel Aufhebens, und Harry sagte Jordan abermals, er solle die Augen schließen. Darcy Clarke sah zu, wie sie verschwanden, und als sie weg waren, streckte er seine zitternde Hand nach der Stelle aus, an der sie durch ein Möbiustor ins Nichts getreten waren.
Genau das fand er dort auch. Nichts ...
ZWEITES KAPITEL
In Edinburgh würde bald der Morgen dämmern. Doch Harry Keogh war klar, dass die Dinge sich rapide zuspitzten, und er war noch nicht annähernd bereit, jetzt aufzuhören. Nun, da er die Sache begonnen hatte, bestand sein einziger Gedanke darin, sie zu Ende zu bringen. Im Dunkeln oder, wenn es sein musste, auch bei Tageslicht.
Das Licht der Frühsommersonne würde von jetzt an ein Problem darstellen, aber es war eher unangenehm denn eine echte Gefahr. Die Sonne würde ihn nicht umbringen – jedenfalls noch nicht. Doch wenn er ihr zu lange ausgesetzt war, würde sie ihn schwächen und krank machen. Die Brille schützte seine Augen vor den grellen Strahlen, sein Schlapphut Kopf und Gesicht, er verriet ihn jedoch sofort. Die Hände musste er öfter lange in den Taschen behalten, was ihm das lässige Aussehen eines kriminellen Jugendlichen oder eines Labour-Politikers verlieh. Aber es ging nun mal nicht anders. Einzig das fast ständig schlechte britische Wetter war auf seiner Seite. Für Trevor Jordan dagegen galten derlei Beschränkungen nicht. Er konnte kommen und gehen, wann er wollte und dank Harrys Hilfe auch so weit er wollte, und zwar innerhalb eines einzigen Augenblicks.
In Bonnyrigg tranken sie im Haus des Necroscopen Kaffee (für gewöhnlich war Harry ein guter Rotwein lieber, aber er hatte keinen mehr im Haus) und teilten die Liste mit den Depots von Frigis Express unter sich auf. Sie wollten alphabetisch vorgehen, bis sie gefunden hatten, wonach sie suchten. Jordan würde die Tagschicht übernehmen, während Harry für den Transport sorgte. Harry hatte die Nachtschicht, während Jordan Wache hielt. Der Telepath fragte, wozu sie das ganze Theater veranstalteten, und Harry zeigte ihm eine Reihe anschaulicher mentaler Bilder von Penny Sanderson und Pamela Trotter. Danach war Jordan mit demselben Eifer bei der Sache wie er. Da draußen lief ein Ungeheuer frei herum. Es musste sterben.
»Nachts werden sie dort Wachleute einsetzen, da bin ich mir sicher«, sagte Jordan, als er seine Hälfte der Liste durchging. »Aber so früh am Morgen wird mit ihnen nicht mehr viel los sein. Wahrscheinlich liegen sie in irgendeiner stillen Ecke und schlafen. Wir könnten uns gleich jetzt ein paar Lagerhäuser vornehmen, bevor die Fahrer oder die Packer kommen oder sonst wer.«
»Der Kerl, hinter dem wir her sind, ist ein Fahrer«, sagte Harry. »Er fährt auf der M1, möglicherweise auch auf der A1 oder der A7. Vielleicht sollten wir mit den Lagern anfangen, die an diesen Hauptstrecken liegen.«
Jordan hatte die Akten über die ermordeten Mädchen überflogen. Der Bericht über Penny schien ihn sehr zu interessieren. Er achtete gar nicht darauf, was der Necroscope sagte. Stattdessen fragte er ihn: »Harry, weißt du eigentlich, dass Pennys Leiche im Park unterhalb der Burgmauer gefunden wurde?«
Harry legte die Stirn in Falten. »Ja. Hat das etwas zu bedeuten?«
»Vielleicht«, antwortete Jordan. »Im Schloss sind eine ganze Reihe kleinerer Facheinheiten untergebracht. Wie wissen nur, dass unser Mann von Frigis in dieser Nacht Fleisch an die verschiedenen Kasinos und Feldküchen geliefert hat, und als die Luft rein war, hat er Penny über die Mauer verfrachtet.«
Harry nickte. »Ich werde überprüfen, wo genau sie gefunden wurde. Ich weiß noch, wie ich mal einen Blick über die Mauer geworfen habe. Stellenweise erhebt sie sich über grasbewachsenen Felsvorsprüngen und steilen Böschungen, wo es nur wenige Meter abwärts geht; und wenn Penny hinabgeworfen oder -gestoßen wurde, ist ihre Leiche vielleicht nur ein bisschen gerutscht und geschlittert, ohne dass Knochen gebrochen oder sonstige ernsthafte Schäden entstanden sind. Denn abgesehen von dem, was er ihr zugefügt hat, wies sie keine weiteren Verletzungen auf.« Sein hageres Gesicht verfinsterte sich, als er daran dachte, in welchem Zustand Penny sich befunden hatte, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte.
Er schüttelte den Kopf, um die Erinnerung wegzuwischen, und knurrte: »Wie dem auch sei, ich werde es mir ansehen. Falls es überhaupt möglich oder auch nur wahrscheinlich ist ... Nun, es könnte sein, dass du das Feld etwas eingegrenzt
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