TODESSAAT
stärkste Team von ESPern, das das E-Dezernat auf die Beine zu stellen vermochte. Genau das würden sie auch sein müssen, falls beziehungsweise wenn Keogh wieder auftauchte. Denn die Chancen standen gut, dass er früher oder später dorthin zurückkehren würde, um das Mädchen zu holen.
Was den Necroscopen selbst anging: Er konnte buchstäblich überall sein, aber wahrscheinlich verfolgte er Johnny Found. Die Gründe dafür kannte nur er, allerdings war die kleine Sanderson eins von Founds Opfern gewesen. Rache? Warum nicht? Darin waren die Wamphyri anscheinend schon immer groß gewesen.
Wenn das E-Dezernat also jetzt zuschlug, waren zwei der drei Zielpersonen so gut wie tot (einen Augenblick lang schauderte dem Minister, er war bestürzt über die notwendigerweise kalte Rationalität seiner eigenen Gedankengänge). Dennoch blieb Keogh das große Fragezeichen, der Angelpunkt, um den sich alles drehte. Es würde jedem nur zum Vorteil gereichen – im wahrsten Sinne des Wortes jedem, und zwar überall – wenn der Necroscope gleichzeitig mit den anderen eliminiert werden konnte.
»Sir?« Das Mädchen wartete noch immer auf eine Antwort. Der Minister öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch in diesem Augenblick hob David Chung die Hand: »Warten Sie!« Die Cleary und der Minister blickten auf den Lokalisierer; seine andere Hand ruhte auf einem Zippo-Feuerzeug, das Paul Garvey gehörte, einem Telepathen, der in der Nähe von Darlington mit der Polizei zusammenarbeitete. Diese Hand war ruhig, die Spitzen von Chungs langen Fingern lagen reglos auf dem kalten Metall. Die Hand, die er hochhielt, zitterte dagegen heftig.
Plötzlich riss er die Hand von dem Tablett weg und trat einen Schritt vom Schreibtisch zurück. In der nächsten Sekunde hatte er sich wieder gefangen, trat an den Tisch zurück und sagte: »Garvey ist verletzt worden! Ich weiß nicht, wie, aber es ist ernst ...« Er schloss die Augen, und seine Hand schwebte einen Moment über den Karten unter der transparenten Kunststoffschicht.
Als sich die Hand des kleinen Chinesen hinabsenkte, um einen Abschnitt der A1 nördlich von Newark zu bedecken, wandte der Minister sich an die Cleary. »Können Sie Garvey kontaktieren?«
»Ich habe oft mit ihm zusammengearbeitet.« Sie war völlig außer Atem. »Lassen Sie es mich versuchen.«
Sie schloss die Augen, konzentrierte sich auf mentale Bilder ihres ESP-Kollegen und erreichte ihn auf Anhieb. Tatsächlich versuchte Garvey in ebendiesem Moment, zu ihr durchzukommen. Doch sein Signal und seine Nachricht waren schwach, völlig entstellt und vor Schmerzen verzerrt ... die sofort auf die Cleary übertragen wurden! Sie rang um Atem, schwankte und verlor ihn für eine Sekunde. Dann hatte sie ihn wieder, allerdings gerade noch rechtzeitig, ehe er ohnmächtig wurde und seine Gedanken in ihrem Bewusstsein zerfaserten. Der Ansturm übersinnlicher Eindrücke war jedoch nicht ohne Bilder gewesen, die sie, noch während er das Bewusstsein verlor, empfing.
Sie wandte sich an den Minister, dabei wirkte sie bleich und mitgenommen. »Pauls Gesicht«, sagte sie. »Es ist vollkommen entstellt. Seine Wange hängt ihm in Fetzen herunter. Aber ein Arzt ist bei ihm. Sie sind in einer Art ... Autobahnraststätte? Ich glaube, er wurde von Johnny Found angegriffen – aber der Necroscope war auch da. Ein Polizist ist getötet worden!«
Der Minister ergriff sie am Handgelenk, beruhigte sie. »Ein Polizist tot? Und Keogh war auch da? Sind Sie sicher?«
Sie nickte und schluckte. »Ich habe es in Pauls Gedanken gesehen – ein ... ein blutiges Loch im Kopf eines Polizisten. Und dann habe ich Harry gesehen, mit Augen, die wie rote Scheinwerfer in seinem Gesicht glühten!«
»Garvey ist irgendwo hier«, sagte Chung und deutete auf die Karte. »Auf der A1.«
Der Minister holte tief Luft, nickte und sagte: »Es ist soweit. Die Lage ist dabei, sich zuzuspitzen. Bisher hat Keogh es vielleicht vermutet, aber jetzt müsste er zweifelsfrei wissen, dass wir hinter ihm her sind. Solange sich also alle drei dieser ... dieser Kreaturen an unterschiedlichen Orten aufhalten – von wo uns mindestens zwei von ihnen nicht entkommen können – muss also jetzt der günstigste Zeitpunkt sein, zuzuschlagen.« Er wandte sich an die junge Frau. »Miss Cleary, äh, Millicent? Wartet Paxton noch? Setzen Sie sich mit ihm in Verbindung und sagen Sie ihm, dass er vorrücken soll, und zwar sofort.« Er wandte sich an Chung. »Und, David ...«
Doch der
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