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TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Schwingtür kam. Johnny bedachte das gute Dutzend Gäste in den umliegenden Nischen mit einem kurzen Blick, verzog das Gesicht, als wollte er sagen: »Eine Verrückte ... sie gehört nicht zu mir, Leute!« und spazierte ihr in aller Seelenruhe nach.
    Er war jedoch so sehr mit seinem Vorhaben und damit, dem Mädchen in die Nacht zu folgen, beschäftigt, dass er nicht mitbekam, wie die beiden Aufpasser plötzlich aufstanden und hinter ihm her kamen, als er die Tür beim Zurückschwingen auffing und nach draußen ging.
    Draußen wusste Penny vor lauter Verzweiflung nicht, wohin. Ein dünner Nebel lag über der Asphaltdecke des ausgedehnten, von Bäumen umstandenen Parkplatzes. Die Scheinwerfer der Fahrzeuge, die auf der Fernstraße gleich nebenan vorbeirauschten, blendeten sie. Sie konnte Harry nirgends entdecken. Dafür konnte Johnny Found sie sehen. Er war direkt hinter ihr.
    Sie hörte den Kies auf dem Weg, der zurück zum Eingang der Raststätte führte, knirschen, wagte es jedoch nicht, sich umzudrehen. Es konnte natürlich sonst jemand sein ... doch genauso gut auch er. Sie stand da wie angewurzelt, alle Sinne gespannt, um herauszufinden, was hinter ihr denn nur vor sich ging, dennoch vollkommen unfähig, sich umzudrehen und einfach nachzusehen. »Lieber Gott!«, betete sie. »Mach, dass er es nicht ist!«
    Aber er war es.
    »Penny?«, fragte er, verschlagen und doch auch irgendwie verwundert.
    Darauf wandte sie sich um, allerdings ruckweise und wie in Zeitlupe, wie eine Marionette, an deren Fäden ein spastischer Puppenspieler zieht. Da war er. Unter Augen, die pechschwarz und hart wie Stein waren, trug er ein aufgesetztes Lächeln zur Schau. Er hielt direkt auf sie zu.
    Ihr blieb beinahe das Herz stehen. Sie wollte schreien, doch ihre Stimme versagte ihr den Dienst. Sie sank zusammen und fiel ihm so gut wie in die Arme. Er fing sie auf, blickte sich hastig nach allen Seiten um und sah niemanden. »Du gehörst mir!«, gurgelte er und starrte dabei in ihre glasigen, unter den flatternden Lidern verdrehten Augen. »Du gehörst jetzt ganz mir, Penny!«
    Er wollte ihr ein paar Fragen stellen, hier und jetzt, aber ihm war klar, dass sie sie nicht hören würde. Sie entglitt ihm – dem Schrecken, den er bedeutete – in eine andere Welt. Sie flüchtete sich in die Bewusstlosigkeit. Das war zum Lachen. Denn es gab für sie keine Chance, Johnny zu entkommen! Noch nicht einmal in den Tod!
    Hier, vor der Raststätte, lag der Pkw-Parkplatz, dahinter, von einem Baumstreifen, durch den mehrere Fußwege führten, getrennt, der Parkplatz für Lkw. Johnny hob Penny hoch, beeilte sich, mit ihr in den Schutz der Bäume zu gelangen, und trug sie, leicht wie ein Kind, hinüber. Hinter ihm stürzten der Lokalisierer des E-Dezernats und ein Kriminalinspektor des Sicherheitsdienstes aus der Raststätte, blickten sich nach allen Seiten um und sahen, wie er in der Dunkelheit verschwand.
    Sie rannten ihm nach – und der Necroscope folgte ihnen mit weit ausgreifenden Schritten. Harry hatte Penny schreien gehört. Nicht laut, denn sie hatte zu viel Angst gehabt, auch nur einen Ton von sich zu geben. In seinen Gedanken hatte er sie gehört. Sie war seine Sklavin, und sie hatte nach ihm gerufen. Der Ruf hatte ihn erreicht, als er den außer Gefecht gesetzten Streifenwagen gerade verlassen wollte, und zunächst hatte er überhaupt nicht gewusst, worum es sich handelte. Doch dem Vampir in seinem Innern war es klar gewesen. Er hatte gesehen, wie Found Penny in den Schutz der Bäume trug, in Richtung des Lkw-Parkplatzes, und er hatte ebenfalls gesehen, dass die beiden Männer aus der Raststätte hinter ihm herrannten. Sie hatten alle ein ziemliches Tempo drauf, waren jedoch nicht so schnell wie Harry.
    Sein Gang glich eher dem eines Wolfes als dem eines Menschen, und er gewann so schnell an Boden wie der Schatten einer unter dem Mond dahintreibenden Wolke. Doch als er in schrägem Winkel auf die Bäume zuhielt, um Johnny Found und seiner Gefangenen den Weg abzuschneiden, erkannte er, dass er einen Fehler gemacht hatte. Die Bäume und die zwischen ihnen liegenden Sträucher dienten lediglich als dekorative Abschirmung, um die beiden Parkplätze voneinander zu trennen, und waren von einem hohen Maschendrahtzaun umgeben. Wertvolle Sekunden gingen verloren, als Harry auf den Zaun traf. Fluchend beschwor er ein Möbiustor herauf. Im nächsten Moment lag der baumbestandene Streifen hinter ihm, und er tauchte am Rand des asphaltierten Platzes auf

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