TODESSAAT
habt es ja selbst gesagt: Wenn es ein Mittel gegen mein Leiden gibt, wer wüsste es besser als Ihr? Das ist der Hauptgrund, aus dem ich hier bin. Mir bleibt schließlich keine andere Wahl.
Er klang sehr überzeugend.
Also gut, erwiderte Faethor (genau wie Harry erwartet hatte). Der Pakt gilt. Nun lass mich in deinen Geist.
Wenn Ihr mir gesagt habt, was ich wissen möchte.
Ob du deinen Vampir loswerden kannst oder nicht?
Schon ein bisschen mehr.
Oh?
Zunächst einmal woher er gekommen ist und wie er in mich eingedrungen ist.
Bist du noch nicht von selbst draufgekommen?
Es waren die Pilze, nicht wahr?
Ja, nickte Faethor.
Und die Pilze, das wart Ihr?
Ja. Sie sind aus meinen Körperfetten entstanden, die in der Erde gärten, auf der ich verbrannt und zerschmolzen bin. Ein Wundsekret, eine Essenz, die dort vor sich hinbrodelte, wartete. Dann, als das Gebräu fertig war, zwang ich die Pilze durch meine Willenskraft empor ans Tageslicht – doch erst als ich wusste, dass du da sein würdest, um sie zu empfangen.
Und Ihr wart in ihnen?
Wie du sehr wohl weißt, durch sie bin ich nämlich zu dir gekommen. Du hast mich allerdings wieder vertrieben.
Und diese Pilze – sind sie eine natürliche Entwicklungsstufe der Wamphyri? Teil des übergreifenden Lebenszyklus’?
Keine Ahnung. Faethor schien es wirklich nicht zu wissen. In solche Geheimnisse hat mich nie jemand eingeweiht. Möglicherweise hätte der alte Belos Pheropzi es gewusst. Vielleicht hat er dieses Wissen sogar an meinen Vater weitergegeben – aber wenn dem so war, hat Waldemar Ferrenzig mir nie etwas davon erzählt. Alles, was ich wusste, war, dass ich die Sporen in mir trug, in meinen Körperfetten, und dass ich sie durch bloße Willenskraft zum Wachsen bringen konnte. Aber frag mich nicht, woher ich das gewusst habe. Woher weiß ein Hund, wie er bellen muss?
Und die Sporen waren tatsächlich die allerletzten Überreste, die von Euch geblieben waren?
Ja.
Könnte es sein, dass in den Vampirsümpfen auf Starside derartige Pilze wachsen? Es kommt mir nur logisch vor, immerhin handelt es sich bei diesen Sümpfen doch um den Ursprung der Wamphyri-Plage.
Faethor seufzte vor Ungeduld. Aber ich habe die Vampirsümpfe auf Starside doch noch nie auch nur gesehen , obwohl ich das hoffentlich werde – und zwar bald! Na komm schon, lass mich in deinen Geist.
Kann ich mich von meinem Vampir befreien?
Gilt unser Pakt noch immer, ganz gleich, wie meine Antwort auch ausfällt?
Solange Ihr die Wahrheit sagt.
Nein, du wirst deinen Vampir für alle Zeiten mit dir herumtragen!
Das traf Harry nicht allzu sehr. Nichts anderes hatte er erwartet. Sein Entschluss bezüglich der Frage respektive der Vorstellung, dass er »geheilt« werden könne, war bereits ins Wanken geraten, wahrscheinlich schon vor geraumer Zeit. Denn so langsam wurde ihm klar, was es bedeutete, Wamphyri zu sein. Und wenn es seiner rechten Hand nicht gefiel, dann seiner linken umso mehr. Schließlich hat sich die dunkle Seite des Menschen seit jeher als die stärkere erwiesen. Und hatte für Lady Karen ihre Heilung nicht den Tod bedeutet?
Faethors Antwort hallte im Bewusstsein des Necroscopen nach: Du wirst deinen Vampir für alle Zeiten mit dir herumtragen! Und er dachte: So sei es! Dann lebt wohl!, sagte er zu Faethor.
Er wurde langsamer und ließ den verblüfften Vampir mit unverminderter Geschwindigkeit weiterrasen. Als sich der Abstand zwischen ihnen zusehends vergrößerte, rief Faethor ihm verzweifelt zu: Was? Aber du hast gesagt ...
Ich habe gelogen, schnitt Harry ihm das Wort ab.
Bitte? Du und ein Lügner? Faethor konnte es nicht glauben. Aber ... aber das sieht dir doch überhaupt nicht ähnlich!
Nein!, erwiderte Harry verbittert, mir nicht. Aber dem Ding in mir. Mein Vampir ist nun mal so. Er stammt nämlich von dir, Faethor, er stammt von dir.
Warte!, rief Faethor in seiner Not. Du kannst ihn loswerden. Wirklich ... Es stimmt!
Und DAS sieht dir ähnlich, sagte Harry, während er sich aus dem Zeitstrom hinaus und wieder ins Möbius-Kontinuum versetzte: »Du lügst!«
Faethor blieb kreischend und stammelnd in der Möbiuszeit zurück, doch leise jetzt und immer schwächer werdend, wie das knisternde Flüstern vereisten Laubwerks im Winter, für immer dem Wind der Ewigkeit ausgeliefert ...
Harry suchte Jazz und Zek Simmons auf Zakynthos im Ionischen Meer auf. Sie bewohnten eine von Bäumen beschattete, gut vor den Touristen verborgene Villa mit Blick aufs Meer in Porto Zoro im
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