Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
Leben bin. Nein, anders herum: Sie wissen, dass ich tot bin!«
    Harry war an seinen Ausführungen interessiert. »Mach weiter!«
    »Vor allem Darcy muss man observieren, und zwar nicht, wenn er im Büro ist, sondern zu Hause. Ich weiß, wo er wohnt und wie er denkt. Er wird sehr viel an dich denken, aus zwei Gründen: wegen deines ›Zustands‹, und weil er ein guter Kerl ist und dich mag. Wenn es so weit ist, dass sie dich zu jagen beginnen, werde ich es wissen und kann dir Bescheid geben.«
    »Das würdest du für mich tun?« Harry war klar: Das würde er!
    »Bin ich dir das nicht schuldig?«
    Harry nickte bedächtig. »Es ist eine gute Idee«, bestätigte er schließlich. »Okay, sobald es dunkel ist, gehst du. Ich fahre dich nach Edinburgh, und dann musst du allein sehen, wie du klarkommst.«
    So geschah es. Dann war auch der Necroscope wieder auf sich allein gestellt, aber nicht lange.
    Am nächsten Morgen war Paxton wieder da. Seine Gegenwart versetzte Harry augenblicklich in schlechte Laune, aber er schwor sich, später der Abwechslung halber einmal in Paxtons Gehirn hineinzulauschen. Der Gedanke gefiel ihm. Doch zuerst würde er seine Mutter besuchen und hören, ob sie ihm Neues zu berichten hatte.
    Der Himmel war bedeckt, und er stand mit hochgeschlagenem Mantelkragen am Ufer. Es nieselte dünn und die Luft war klamm. »Hast du Erfolg gehabt, Mutter?«
    Harry? Bist du das, Sohn? Ihre Totenstimme klang so dünn, so kläglich und fern, dass der Necroscope es zuerst für ein bloßes Hintergrundgeräusch hielt, das Geflüster der Toten in ihren Gräbern.
    »Ja, ich bin’s! Aber ... du klingst so schwach!«
    Ich weiß, Sohn, antwortete sie aus der Ferne. Genau wie dir bleibt mir nicht mehr viel Zeit. Hier jedenfalls nicht. Alles verschwimmt langsam ... Wolltest du etwas, Harry?
    Sie schien wirklich erschöpft und abwesend zu sein. »Mutter« – er war ebenso geduldig mit ihr wie in früheren Zeiten – »da ich ein paar Probleme mit den Toten habe, hatten wir doch beschlossen, dass du mir unter die Arme greifen und von ihnen mehr über die armen ermordeten Mädchen in Erfahrung bringen wolltest. Du sagtest, ich solle dir ein wenig Zeit gönnen und dann wiederkommen und mit dir sprechen. Deshalb bin ich hier. Ich brauche diese Informationen, Mutter.«
    Ermordete Mädchen?, wiederholte sie. Doch dann spürte Harry, wie ihre Aufmerksamkeit plötzlich wiederkehrte und ihre Totenstimme mit einem Mal schärfer klang. Aber natürlich, diese armen ermordeten Mädchen! Diese unschuldigen ... Nun, unschuldig waren sie nicht unbedingt alle, Harry.
    »Was mich betrifft, waren sie es, Mutter. Aber was meinst du damit?«
    Na ja, die meisten von ihnen wollten nicht mit mir sprechen, antwortete sie. Wie es scheint, hatte man sie vor dir gewarnt. Wenn es Vampire betrifft, vergeben die Toten nichts, Sohn. Eine, die sich mit mir unterhielt, war eines seiner ersten Opfer, aber keineswegs unschuldig. Sie war eine Prostituierte, Harry, eine ganz ordinäre dazu. Aber wenigstens war sie gewillt, darüber zu sprechen, und bereit, sich auch mit dir zu unterhalten. Sie hat sogar noch mehr gesagt.
    »Ach?«
    Ja, sie sagte, es sei eine nette Abwechslung, einmal lediglich mit einem Mann zu sprechen! Ts, ts! Und so jung, so jung!
    »Mutter«, sagte Harry, »ich werde mich gewiss mit ihr unterhalten, bald schon. Doch du klingst so schwach und entfernt, dass ich befürchten muss, nie mehr mit dir sprechen zu können. Deshalb will ich dir jetzt sagen, dass du die beste Mutter warst, die man haben konnte, und ...«
    – und du warst der beste Sohn, Harry, unterbrach sie ihn. Aber jetzt hör mal! Weine nicht um mich! Und ich verspreche dir, dass ich mir keine Sorgen um dich machen werde. Ich hatte ein gutes Leben, und obwohl ich einen grausamen Tod erlitten habe, war ich auch im Grab nicht unglücklich. Du warst für das Glück, das ich fand, verantwortlich, Harry, genau wie bei so vielen anderen hier! Dass die Toten dir nicht mehr vertrauen ... nun, das ist ihr Pech.
    Er warf ihr einen mentalen Kuss zu. »Ich habe viel versäumt, als du mir genommen wurdest. Natürlich hast du noch viel mehr versäumt. Ich hoffe, dass es jenseits des Todes noch einen glücklichen Ort gibt und du ihn erreichst, Mutter!«
    Harry, da gibt es noch etwas. Ihre Totenstimme wurde schwächer, und er musste ihr alle Aufmerksamkeit widmen, um sie gerade noch zu verstehen. Es hat mit August Ferdinand zu tun.
    »August Ferdi...? Mit Möbius?« Harry erinnerte sich gut an

Weitere Kostenlose Bücher