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TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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und steckte den Kopf ins Freie hinaus, um die Umgebung zu sichern. Er spähte zu den vulkanischen Gebirgsgraten hin. Und noch einmal, genauer, indem sich seine Augen zu Schlitzen verengten. Unruhe ergriff ihn.
    »Arkis, was haltet Ihr davon?«
    Arkis stand auf, rülpste und blinzelte in die Richtung, in die Shaithis zeigte. »Eh? Das? Ein Wirbelwind ist das, ein Schneeteufel, das letzte Gewimmel im Gefolge des Sturms. Was hat es mit Eurer großen Faszination für die Natur auf sich, Shaithis?«
    »Faszination? Für alles, was nicht natürlichen Ursprungs ist? Die ist wirklich gewaltig groß, das lasst Euch gesagt sein. Insbesondere an einem Ort wie diesem.«
    »Nicht natürlich?«
    »Gemessen an den gewöhnlichen Maßstäben der Natur, aye, wenn nicht gar nach denen der Wamphyri.« Er fuhr fort, das Phänomen zu beobachten: Eine Wolke heftig kreisenden und brodelnden Schnees, die einen gedrungenen Zylinder formte, gut sechs Meter hoch und weitere sechs im Durchmesser. Etwas schien sich im Innern dieses Gewimmels zu bewegen wie eine Kaulquappe in einem gallertigen Ei, und das Ganze – Gerät? – bewegte sich schnurstracks voran. Es schleuderte Schneeschleier ins weite Rund, die alsbald zu Boden sanken; dennoch verringerte sich seine Hauptmasse nicht.
    Shaithis hob ruckartig den Kopf; er wusste nun, was ... oder besser: wer dies war. »Fess Ferenc«, flüsterte er bitter.
    »Was, Fess?« Arkis gaffte das Ding mit offenem Mund an – es war jetzt kaum mehr als hundert Meter entfernt, im schimmernden Eis, und rückte mit Marschgeschwindigkeit, nun ein wenig durchscheinender, immer näher. »Wie meint Ihr das?«
    »Das dort ist ein Vampir-Nebel«, sagte Shaithis und zog den Kriegshandschuh an. »Auf der Sternseite würde er einherkriechen, fließend schweben, vor ihm hertreiben. Hier jedoch wird er sofort in Schnee verwandelt! Fess war stets ein guter Nebelmacher ... bedingt durch seine große Körpermasse. Auf der Jagd habe ich einmal gesehen, wie er eine ganze Hügelflanke bedeckt hat.«
    Beide warfen sie der unheimlichen, erdgebundenen Wolke ihre Vampir-Sinne entgegen. Es war nur ein Wesen darin; der Ferenc, das stimmte schon, jedoch matt wie nie zuvor. Ihm war kaum die Kraft geblieben, sich zu tarnen. »Ah- hah! «, grollte Arkis. »Wir haben ihn!«
    »Lasst uns zuerst in Erfahrung bringen, was hier vorgeht«, wies Shaithis ihn an.
    »Ist das nicht offensichtlich?« Der Sohn des Aussätzigen blickte schon wieder finster drein. »Er wird es zuletzt nicht mehr ausgehalten haben und ist dieser monströsen Eiterbeule Volse Pinescu an den Kragen gegangen. Solch ein Kampf kann selbst einen wie den da erschöpfen; deshalb ist er jetzt unserer Gnade ausgeliefert, und zumindest ich finde herzlich wenig davon in mir.«
    Zwanzig Schritte entfernt fiel die Wolke in einem letzten Gestöber in sich zusammen – und Fess stand vor ihnen, nackt. Splitternackt, und nicht nur seiner Schneewolkenhülle beraubt. Arkis glotzte nur, während Shaithis ausrief: »Nun, Fess, wie das Glück sich wandelt, was?«
    »So sieht es aus.« Der Bass des anderen hallte weit über die Eisebene hin. Doch darin eingewoben war ein Schauder; er fror. Dort, unter den Arm geklemmt, trug er seine Kleider in einem Bündel bei sich. Shaithis vermochte den Sinn des Ganzen nicht zu erkennen. Es musste eine Erklärung dafür geben, und er wollte sie hören.
    Arkis bemerkte Shaithis’ Neugierde sehr wohl. »Ich, für meinen Teil, bin nicht interessiert«, knurrte er. »Ich sage, wir töten ihn gleich jetzt!«
    »Ihr redet zu viel«, zischte Shaithis. »Und Ihr denkt nur an Euer momentanes Überleben, ohne den geringsten Gedanken an die Zukunft zu verschwenden. Ich hingegen sinne auf ein dauerhaftes Überleben – jetzt und so lange wie nur möglich. Entweder wartet Ihr nun den rechten Moment ab, oder unsere Partnerschaft endet hier.«
    »Ihr wollt meinen Tod?« Der Ferenc stand hoch aufgerichtet und blickte Shaithis düster an. »Nun, wenn dem so ist, dann bringt es hinter euch, denn ich verspüre nicht den Wunsch, zum Eisblock zu werden.« Damit ließ er das Kleiderbündel achtlos zu Boden fallen und beugte den Oberkörper ein wenig vor – die Sichelklauen seiner Hände spreizten sich, obzwar noch nicht zum Kampf erhoben, rasiermesserscharf an seinen Seiten.
    »Mir scheint, ich bin im Vorteil«, sagte Shaithis. »Und Ihr habt mir nicht wenig Schmerzen beschert.« Der Ferenc antwortete nicht. »Nichtsdestotrotz«, fuhr Shaithis fort, »gibt es vielleicht die

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