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Todessaat

Titel: Todessaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Arnout Smith
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die sich über die Playstations gebeugt hatten, blickten zum Hügel. Sie trugen Masken. Einer von ihnen zog eine Waffe.
    In diesem Moment kam der Zug zu einem abrupten Halt, die Bremsen schrien auf den Metallschienen, die Waggons schlingerten. Eine Tür wurde aufgerissen. Aus einem der
Waggons stürmten bewaffnete Union-Pacific-Polizisten und FBI-Beamte. Wie in einem Sketch kamen immer mehr und mehr Polizisten aus dem Waggon.
    Sie sprangen zu Boden, zerrten die Männer von den Kisten weg, holten den Fahrer aus dem Laster und legten schließlich allen Handschellen an. Aus irgendeiner Pistole löste sich ein Schuss, und Grace rollte sich wie ein Ball zusammen. Ihr Rücken fühlte sich feucht an.
    Der Mann mit dem Bolzenschneider hatte nichts mehr in der Hand. FBI-Agenten hievten ihn wie einen Baumstamm, gefesselt an Händen und Füßen, aus dem Waggon. Etwas abseits von den Agenten stand ihr Onkel, das Handy am Ohr.
    Grace setzte sich auf. Streckte sich. Die aufgehende Sonne tauchte die Spitze des Mount Jacinto in ein goldenes Licht. Sie nahm das Nachtsichtgerät ab und rieb sich die Augen.
    Die Dämmerung war noch eine Mischung aus sanftem Licht und grauen Streifen. Sie kletterte den Hang hinunter und ging zu ihrem Onkel, der noch immer telefonierte. Auf dem Boden lag Tony, Sarahs Ehemann. Grace widerstand dem Wunsch, mit dem Stiefel an seinem Gesicht vorbeizuschwingen.
    Er sah ausdruckslos durch sie hindurch und lächelte. Es war gruselig. Er lag in Handschellen, die Hände auf dem Rücken, neben drei Verbrechern auf dem Boden, die noch ihre Masken trugen. Ein Polizist zog einer Person die Maske ab. Sarahs lockiges Haar glänzte in der Morgensonne. Sie spuckte.
    »Schwein.«
    Ihr Onkel legte die Hand auf die Sprechmuschel. »Ja, Grace.« Er klang abwesend, seine Gedanken waren bei dem Fall.
    Noch zwei andere Gesichter. Pete musterte die Inhaftierten. In einem Moment der Erkenntnis wurde der übermüdeten
Grace klar, dass er es tat, weil er fürchtete, die Person unter der letzten Maske zu kennen.
    Andrea. Ihr Gesicht war fleckig. Sie lächelte die Polizisten an, als seien sie alte Freunde.
    »Ich rufe gleich zurück«, sprach ihr Onkel in sein Handy. Dann klappte er es zu und wartete darauf, wer noch unter der Maske steckte.
    Es war Nate. Er grinste und entblößte eine Lücke zwischen den Schneidezähnen, in der sich Speichel gesammelt hatte. Grace fragte sich, ob ständiges Grinsen eine Anweisung aus dem Terroristenhandbuch war.
    Ihr Onkel atmete erleichtert auf.
    »Du hattest Angst, dass Stuart darunter sein könnte.«
    »Warte, bis du dran bist, Grace. Dann können wir über Angst sprechen. Was willst du?«
    »Können wir kurz unter vier Augen reden?«
    Er ließ seinen Blick über die geschäftigen FBI-Agenten und Polizisten schweifen, drehte sich zu den Güterwaggons und bedeutete ihr, ihm zu folgen. Seine Schuhe knirschten auf dem Schotterweg. Gemeinsam liefen sie an einem verriegelten Waggon vorbei. Die Farbe der Seriennummer blätterte ab. Sie liefen weiter. Vor ihnen war das schrille Quietschen von Metall zu hören, das zerschnitten wurde.
    Ihr Onkel hielt an dem Waggon an, in dem sich vorher die Union-Pacific-Polizisten und FBI-Agenten versteckt hatten. Auf dem Waggon arbeiteten zwei Bahnhofsarbeiter und justierten eine schwere Metallplatte. Sie fiel geräuschvoll auf das Dach, und ein Bohrer ratterte. Das Geräusch veränderte sich, als der Bohrer ein Loch ins Metall gefräst hatte.
    »Sie sichern eine Dachplatte. Wir haben den Güterwaggon für die Razzia umgebaut.«
    »Was passiert mit dem Waggon, wenn er nicht mehr für Zaubertricks mit endlos herausmarschierenden Polizisten dient?«

    »Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass er repariert werden muss; wir haben einen Zeitplan einzuhalten.« Pete hielt sich am ersten Metallring fest und zog sich hoch.
    Sie hasste die Höhe. Außerdem war sie müde und gereizt.
    »Warte. Unsere Unterhaltung muss ja nicht so weit entfernt von allem sein.«
    Pete kletterte weiter. Er schwang einen Fuß auf den Boden des Güterwaggons, sprang von den Sprossen und stand schließlich mit beiden Beinen auf dem Boden des Waggons. Eine Staubwolke wirbelte auf. Zudem lag weiterhin das Geräusch der Metallarbeiten in der Luft: das Surren des Bohrers, der schließlich wieder ein Loch gefertigt hatte, und der klare, harte Ton, der in das Dach eingeschlagenen Bolzen.
    »Hier werden wir nicht gestört«, rief Pete ihr zu. Er sah auf die Uhr. »Du hast drei Minuten. Ich schlage vor, du

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