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Todessaat

Titel: Todessaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Arnout Smith
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genauso wie Andrea.«
    »Findest du das nicht ein wenig seltsam?«
    »Du meinst, dass beide eine Fehlgeburt hatten? Laut Arzt ist das nicht so seltsam, wie du glaubst. Manche Frauen erleiden eine Fehlgeburt, ohne überhaupt zu wissen, dass sie schwanger waren.«
    »Wann hast du angefangen, hier zu arbeiten?«
    »Genau zu diesem Zeitpunkt. Als meine Frau das zweite Kind verlor. Sie haben versucht, dem Rangierbahnhof wieder Leben einzuhauchen und die Industrie zurückzubringen. Ich bin schon von Anfang an hier. Ich brach die universitäre Laufbahn ab.«
    »Buße?«
    Er musterte sie kurz, dann sagte er schlicht: »Ja. Und eine
gute ärztliche Versorgung. Ich hatte mich nicht gut genug um sie gekümmert.«
    »Willst du damit sagen, dass der Verlust der Babys deine Schuld war?«
    Stuart schwieg. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie hilflos ich mir vorgekommen bin. Als sie dann auch noch die dritte Fehlgeburt hatte...«
    Sie sah, wie er schluckte.
    »Es war ein Albtraum, aus dem wir nicht mehr aufwachten. Vonda verfiel in Depressionen. Wir entschieden uns zu einer biologischen Ernährung. Alles sollte biologisch angebaut sein. Die Ärzte konnten uns absolut nicht weiterhelfen. Sie verlor fast den Verstand. Wir hatten Geld gespart, das wir in ein Haus investieren wollten. Ich nahm alles, um ein Treibhaus für sie zu pachten. Wir pflanzten bereits Soja an und backten Biobrot für unsere Freunde, aber nun überlegten wir uns, ein Geschäft aufzubauen und frische Lebensmittel zu essen. Das war die Hauptsache.«
    »Du hast es gut. Biobrot.«
    »Tatsächlich schmeckt es scheußlich.« Es rutschte ihm heraus, und er musste darüber lachen. »Himmel, das darfst du ihr auf keinen Fall sagen.«
    Grace grinste. Ihr Schnürsenkel hatte sich gelöst. Sie bückte sich und band ihn zu. Als sie sich wieder aufrichtete, grinste sie nicht mehr. »Hast du Bartholomew gekannt?«
    »Wir haben ihn alle gekannt.«
    »Freund oder Feind?« Sie starrte auf das Lagerhaus.
    »Vor einigen Jahren hatte Vonda einige seiner Vorlesungen besucht. Dort hat sie auch Andrea kennengelernt. Du hast Andrea im Gefängnis getroffen, nicht wahr?«
    »Helle Haut, blondes Haar, Bananenkostüm.«
    »Ein Bananenkostüm. Großartig. Das ist typisch Andrea. Der Pitbull. Bartholomew war Andreas Studienberater, und nun ist - war - er stiller Teilhaber ihres Geschäfts.«

    Graces Antennen stellten sich auf. »Welches Geschäft?«
    »Ein gemeinnütziges Unternehmen, das Frauen in der Dritten Welt helfen sollte, ihre Produkte in den USA zu verkaufen. Querdenker. Sie war es, die Vonda gegen genmanipuliertes Getreide aufbrachte. Vonda war immer umweltbewusst, aber ihre Freundin Andrea nahm sie mit in ganz neue Dimensionen. Ihre Firma ist nur der Deckmantel für etwas anderes. Da würde ich jede Wette eingehen.«
    »Für was genau?«
    »Wenn ich das wüsste, könntest du mich heiligsprechen. Alles, was sie macht, wird von Vonda übernommen; wie ein Lemming. Ich komme nach einem Sechzehn-Stunden-Tag nach Hause, und Vonda ist unterwegs, um für Blaumückenfänger oder Kiemenflusskrebse zu demonstrieren. Was, zur Hölle, sind Kiemenflusskrebse überhaupt?«
    Er atmete heftig aus, klopfte abwesend auf seine Hemdtasche und ließ die Hand wieder sinken.
    »Und jetzt bekommen wir schließlich ein Kind, das eine gute Chance hat, es auf diese Welt zu schaffen. Sie hat mir versprochen, so etwas nicht mehr zu tun - kürzerzutreten, das war die Abmachung, zurückzutreten. Stattdessen komme ich nach Hause, finde eine Nachricht auf der Kaffeemaschine, dass sie mit Andrea losgezogen und vermutlich im Gefängnis ist. Vonda ist nicht fähig, jemandem etwas anzutun, das muss ich hier ausdrücklich betonen. Daran glaube ich mit jeder Faser meines Körpers.«
    »Andrea ist es aber.«
    »Absolut.«
    Ein leuchtend rotes Auto fuhr auf den Parkplatz und hielt mit laufendem Motor neben der Eingangstür der Fabrik. Stuart straffte die Schultern.
    »Die Ironie ist, dass ich derjenige war, der Vonda vorgeschlagen hatte, eine Selbsthilfegruppe zu gründen, um die Trauer zu bewältigen. Ich dachte, reden würde ihr helfen.
Wenn nicht ihr, dann mir. Klingt kalt, ist aber die Wahrheit. Ich bin ein Mann und möchte das alles nicht hören. Ich möchte es reparieren, aber man kann Fehlgeburten nicht reparieren, und das macht mich regelrecht wahnsinnig.«
    Die Fahrertür öffnete sich. Eine Frau stieg mit einer Papiertüte aus und lief ins Gebäude. Im Licht war ihr kastanienbraunes Haar eine einzige zerzauste

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