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Todessaat

Titel: Todessaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Arnout Smith
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angerufen hatte. Sie konnte sich nicht mehr erinnern.
    »Der Mond leuchtet heute Nacht auf eine besondere Weise. Hast du Wanderschuhe an?«
    »Du bist schon eine ganze Weile verheiratet.«
    »Was meinst du?«
    »Sofort darüber nachzudenken, was für Schuhe eine Frau anhat.«
    Er lächelte kurz. »Wir werden nicht weit gehen. Nur weit genug weg, um außer Hörweite zu sein.«
    Er folgte einem unsichtbaren Pfad, der in den sanft ansteigenden Hügel getrampelt war. Stumm liefen sie hintereinander
her. Losgetretenes Geröll rutschte und rollte unter dem Druck ihrer Schritte davon.
    Etwas Kleines und Wildes erschien plötzlich vor ihnen, und Grace erkannte etwas Weißes, bevor es wieder aus ihrem Blickfeld verschwand. Nach knapp fünfzig Metern den Pfad hinauf hielt Stuart an. Grace drehte sich um und sah zu Windlift und den verlassenen Gebäuden hinüber. Aus dieser Perspektive waren das Gebäude und die Aktivitäten um den Rangierbahnhof nur ein kleiner, heller Punkt in einer weiten, beunruhigenden Wildnis des Verfalls.
    »Bist du oft hier?«
    »Wann immer ich kann. Es hilft, die richtige Perspektive für den ganzen Mist zu finden.« Er deutete auf den Himmel. Bis auf die glitzernden Sterne am Firmament war er pechschwarz. Die Lichter von unten waren nicht hell genug, um die große Ruhe über ihnen zu beeinflussen.
    »Schau mal. Man kann die Milchstraße sehen.«
    Grace sah hinauf. In der Dunkelheit neben Stuart zu stehen und in den Himmel zu blicken, war eine vollkommen andere Erfahrung als die Dunkelheit, die in sie gefahren war, als sie hinab auf die Mädchenleiche in der Wüste geblickt hatte. Sie traute dem Frieden nicht.
    »Hier ist es. Dieser Streifen.« Er zeigte darauf.
    Es sah aus wie ein glitzerndes Armband.
    »Ich habe mich morgen früh selbst zum Frühstück bei euch eingeladen.«
    »Du hast ihr nicht gesagt, dass wir miteinander gesprochen haben, oder?
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Tu es bitte nicht. Ich will nicht, dass sie denkt, ich würde etwas hinter ihrem Rücken tun.«
    »Du hast mich doch nicht nur hierhergebracht, um mit mir Sterne zu betrachten.«
    Stuart zog eine Zigarette aus einer Schachtel, zündete das
Feuerzeug im Schutz seiner Hand an, senkte den Kopf und inhalierte schließlich, als er wieder hochsah. Er verschluckte sich, hustete und inhalierte.
    »Ich kann von hier oben Ereignisse beobachteten, weil die Leute nicht wissen, dass ich da bin. Ich mache zurzeit Doppelschichten, vor allem nachts.«
    Mit der freien Hand zeigte er auf den Rangierbahnhof. »Im Moment schiebt eine Rangierlok eine Ladung Güterwaggons über den Buckel - den Hügel«, übersetzte er, »und wenn die Güterwagen den Hügel hinunterfahren, werden sie abgekuppelt und rollen bis zu einem Halt im Rangierbahnhof. Sie fahren auf die Bremsschienen auf, sodass sie nicht mit irgendetwas zusammenprallen. Dann werden sie an den Zug angekoppelt, mit dem sie später den Bahnhof verlassen sollen.«
    Er zog erneut an seiner Zigarette.
    »Und dort, dieser offene Güterwagen, aus dem Johnstone gerade mit dieser Frau kommt - das ist übrigens die Chefin Judith Woodruff -, dort überprüfen sie den Frachtbrief mit der Ladung, bevor der Güterwaggon verschlossen und versiegelt wird.«
    Grace beobachtete Johnstone, während dieser aus dem Waggon stieg und die Sprossen zum Boden hinunterkletterte. Danach kletterte eine große Frau in Jeans heraus. Sogar aus dieser Entfernung wirkte sie dominant. Johnstone nickte, als sie etwas sagte, dann drehte er sich um und schloss die Tür des Güterwagens. Es hörte sich an wie ein knallender Gummi. Grace konnte sich vorstellen, wie laut es tatsächlich war und dass es sich von dem knarrenden, mahlenden Geräusch der Waggons, die an den stehenden Zug angekoppelt wurden, und dem metallischen Kreischen aus der Fabrik abhob.
    »In Ordnung, folge mal der Spur bis hin zu Johnstones Wagen, der hinter den verrosteten Waggons steht.«

    Grace betrachtete die Ecke des Hofs in der einsetzenden Dunkelheit und konnte im Schatten ein Auto ausmachen, das neben verwaisten Ölfässern parkte.
    Stuart berührte ihren Arm und zeigte auf etwas. »Dort, wo der Zug in der Dunkelheit verschwindet. Wenn wir Vollmond hätten, würdest du es sehen können.«
    »Und?«
    Stuart zog an der Zigarette. Sie würde ihm Zeit lassen.
    »Der Zug beschleunigt beim Hinausfahren. Vor drei Monaten sah ich, wie ein Typ mit einem Bolzenschneider an diesen Güterwaggons entlanglief. Eine Sekunde später kletterte er darauf, und ich habe

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