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Todessaat

Titel: Todessaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Arnout Smith
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Masse. Ihr Apfelkostüm hatte sie gegen Jeans und T-Shirt getauscht. Immer noch in Apfelform.
    In den Sekunden, die Grace benötigte, um die Frau zu registrieren, sie zu mustern, ihre Silhouette zu erkennen, Einzelheiten zu bemerken, die Gedächtnislücken zu füllen, wann sie die Frau zum letzten Mal gesehen hatte, und schließlich den Schock der Erkenntnis zu verarbeiten, dass sie mitten in der Nacht hier in der Windlift-Fabrik war. Sarah Conroy, die Dritte im Bunde in der Zelle mit Andrea und Vonda.
    »Was macht denn Sarah hier?«
    Stuart blickte finster drein. »Sie ist mit Tony, einem der Schweißer, verheiratet. Sie bringt ihm Abendessen.«
    »Magst du Tony nicht?«
    Er warf den Zigarettenstummel weg und drückte ihn im Kies aus. »Wir haben nicht die gleiche politische Einstellung.«
    »Was heißt das denn?«
    »Ich möchte die Leute, mit denen ich nicht einer Meinung bin, nicht gleich umbringen.«
    Der Wind pfiff kalt und körnig an Graces Nacken. »Er tötet Menschen?«
    »Der Besitzer stellt auch Leute mit Vorstrafen ein. Das ist alles, was ich weiß.«
    »Sarahs Mann hat eingesessen?«
    »Wegen Mordes. Zwölf Jahre lang in San Quentin. Hat
seine erste Frau umgebracht. Er hat sie aus dem fahrenden Auto geworfen und sie überrollt.«
    Durch das Kriminallabor war Grace daran gewöhnt, sich mit den Folgen von blinder Wut, blinder Trunkenheit oder blinder Dummheit auseinanderzusetzen. Wenn sie Sperma analysierte, Speichel abwischte, Blutspritzer musterte, DNS aufdröselte, steckte das Wort blind immer irgendwo drin. Tatsächlich stand es sechs Stufen unter dem Wort bösartig.
    »Zeig ihn mir.«
    Stuart schüttelte den Kopf. »Das geht heute nicht. Ich bin schon im Verzug. Aber ich glaube, du hast ihn schon getroffen.«
    »Der Typ in dem roten Trägerhemd, mit Halstuch, schwarzen Stiefeln, abgerissener Hosentasche.«
    »Du bist verdammt gut. Ja, das ist er. Nun gut«
    »Glaubst du, dass er etwas mit dem Diebstahl der Ladung oder etwas mit Bartholomews Ermordung zu tun haben könnte?«
    Stuart zuckte die Achseln.
    »Willst du mir sonst noch etwas sagen?«
    »Vondas Familie. Pete und Chel haben es perfektioniert, Vonda festzuhalten. Und jetzt werden wir ein Baby bekommen...« Er stockte.
    »Sag es.«
    »Pete hat mich komplett durchleuchtet, als wir geheiratet haben«, erklärte Stuart voller Geringschätzung. »Ein einziger Arrest als Jugendlicher wegen Drogenbesitzes. Noch nicht einmal Verkauf. Ein Joint in meiner Tasche. Das war’s. Es kam mir so vor, als ob Pete verärgert war, dass er nicht mehr gefunden hatte.«
    Er verschränkte die Arme. Der Mondschein fiel auf sein Gesicht.
    »Und, Grace, ich weiß nicht, wie du in die ganze Sache hineinpasst, aber eines kann ich dir sagen. Sei vorsichtig.
Die Wahrheit ist, dass Pete nach einem Vorwand sucht, sich an Vonda zu klammern, damit sie wieder sein kleines Mädchen ist. Die beiden wären entzückt gewesen, wenn ich etwas auf dem Kerbholz gehabt hätte.«
    »Nur noch eine Frage: Wo war Vonda am Mittwochabend?«
    Es war dunkel hier draußen, und doch konnte sie sehen, dass er sich verkrampfte. »Ich habe keine Ahnung.«

19
    Sonntag
    I m Frühstücksraum des Comfort Inn wirbelte es von Touristen aus Frankreich, die vergnügt plauderten, während Grace mit einer Orange und einem Becher Kaffee zurück in ihr Zimmer ging. Es war acht Uhr morgens, auf den Bahamas bereits drei Stunden später.
    Für November war es ziemlich heiß in Palm Springs, fast dreißig Grad. In der Luft lag ein Hauch von Wüste und Salbei. Die Felswand der San Jacinto Mountains glitzerte wie zerknitterte Alufolie im Kontrast zu dem glatten Blau des Himmels.
    Sie wählte die Nummer des Pink Sand Hotels und stellte sich den muschelförmigen Empfang und den höflichen Rezeptionisten vor. Es klingelte ins Leere. Sie wollte gerade auflegen, als eine Stimme mit singendem Tonfall fragte, mit welcher Suite sie verbunden werden wolle.
    Sie erinnerte sich an ihre Villa und daran, dass alle Suiten Namen hatten. Aber sie hatte keinen blassen Schimmer mehr, wie ihre hieß.
    »Mac McGuire, bitte.«
    Grace betrachtete ihre Zehen. Es war warm genug für die Sandalen, die sie trug, aber sie waren ungeeignet, um einen Mörder in der Wüste aufzuspüren. Klapperschlangen, Skorpione und Kakteen - nach dem Telefonat würde sie andere Schuhe anziehen.
    »Tut mir leid, Madam, aber er und die Kleine scheinen außer Haus zu sein.«

    Die Luft wich regelrecht aus ihrem Zimmer.
    »Ma’am?«
    Grace hielt den Hörer fest

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