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Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Titel: Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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Ægir war sich nicht sicher, ob seine Töchter an Gott glaubten. Lára und er waren nicht besonders gläubig und sprachen zu Hause nie über Religion. Seine Eltern waren hingegen sehr fromm, und er vertraute einfach darauf, dass sie mit den Mädchen über dieses Thema sprachen.
    »Warum haben wir keinen Jesus, der auf Reykjavík aufpasst?« Arna zupfte ihren Vater am Ärmel und drängte auf eine Antwort. »Ist das nicht dumm?«
    »Ja, zweifellos«, antwortete Ægir gedankenlos und hielt Ausschau nach dem Café, das der Kapitän als Treffpunkt vorgeschlagen hatte.
    In dem kleinen Lokal war es dunkel, und er brauchte einen Moment, um sich an das Licht zu gewöhnen. Der Kapitän saß alleine an einem Tisch und stand auf, als sie hereinkamen. Er stellte sich als Þráinn vor. Seine Handfläche war rau, und er schüttelte Ægir nur so lange die Hand, dass es nicht unhöflich wirkte.
    Als Lára zur Theke gegangen war, um für die Mädchen Limonade zu bestellen, fragte Þráinn:
    »Sind die Papiere jetzt in Ordnung?« Seine Stimme passte zu seinem Handschlag: rau und ziemlich schroff. »Ich will möglichst noch heute Abend auslaufen. Je früher wir den Hafen verlassen, desto eher sind wir zu Hause.«
    »Es gibt nichts, worauf wir noch warten müssten. Ich habe alles Notwendige erledigt. Wenn doch noch was fehlt, müssen wir es eben darauf ankommen lassen.«
    Ægir zog einen Stuhl zum Tisch. Eines der Stahlbeine, bei dem der Plastikaufsatz fehlte, quietschte auf dem gefliesten Boden.
    »Könnt ihr um sechs Uhr an Bord sein?« Der Kapitän hatte Ægir immer noch nicht in die Augen geschaut. »Das ist eine gute Zeit, ich möchte am liebsten im Hellen losfahren. Zwischen sieben und acht wird es dunkel.«
    »Ja, gut«, antwortete Ægir und versuchte, den Mann anzulächeln. Die Sache war einfacher, als er gedacht hatte. Falls der Kapitän vorgehabt hatte, sich weiter mit ihm zu streiten, so hatte er sich offenbar wieder eingekriegt. Vielleicht wollte er ihnen die Fahrt ja auch nicht vermiesen, weil die Mädchen dabei waren.
    »Wir müssen nur noch Proviant kaufen. Sonst ist alles bereit.« Da Þráinn nichts dazu sagte, sprach Ægir einfach weiter. Lára wurde gerade bedient und würde gleich mit den Mädchen an den Tisch kommen. »Du hast also nichts dagegen, dass meine Frau und meine Töchter mitkommen?«
    Der Kapitän verzog keine Miene, schaute nur geradeaus auf etwas hinter Ægir.
    »Ich habe dir gesagt, was ich davon halte. Es gefällt mir gar nicht, auf dieser Strecke Kinder dabei zu haben. Man weiß nie, auf was für Ideen die kommen. Ich hätte lieber einen Einheimischen eingestellt.«
    Lára und die Mädchen kamen heran. Die Zwillinge lächelten und achteten darauf, ihre Limonade nicht zu verschütten.
    »Das weiß ich, aber wir passen auf sie auf. Die Mädchen stehen unter unserer Aufsicht. Es ist also in Ordnung?«, sagte Ægir.
    Der Mann schnaubte.
    »Habe ich was falsch verstanden? Gibt es etwa eine andere Möglichkeit?«, entgegnete er.
    »Nein. Eigentlich nicht.«
    Ægir nahm Bylgja die Limonade ab und stellte sie auf den Tisch. Arna stellte ihr Glas unvorsichtig ab, und auf dem Tisch bildete sich eine kleine, orangefarbene Pfütze. Lára wischte sie zum Glück sofort weg, wie um zu demonstrieren, dass sie sich auf der Yacht anständig benehmen würden.
    »Ist denn auf dem Schiff genug Platz für uns, Þráinn?«, fragte sie den Kapitän freundlich lächelnd. Ægir hatte sich nicht dazu durchringen können, ihr von dem Streit zwischen ihnen zu erzählen. »Ich habe es noch nicht gesehen, aber Ægir sagt, es sei ein irres Teil.«
    »Ja, ja, es gibt genug freie Kabinen, falls man das Kabinen nennen kann. Eigentlich sind es Suiten. Die Jungs und ich haben aus alter Gewohnheit die Kabinen genommen, die für die Mannschaft bestimmt sind, ihr könnt also zwischen mehreren Räumen wählen. Es wird euch an nichts fehlen.«
    »Sind Jungs an Bord?«, fragte Arna und verzog das Gesicht, während sie den Strohhalm aus dem Mund gleiten ließ. Es würde noch lange dauern, bis die Mädchen ganz verrückt auf das andere Geschlecht wären.
    »Für mich sind das Jungs. Für dich sind es wahrscheinlich Männer«, sagte der Kapitän und blinzelte Arna zu. Ægir fiel ein Stein vom Herzen. Die kleinen Anfangsschwierigkeiten waren bestimmt schnell vergessen, sobald sie auf dem Wasser wären.
    »Sie sind knapp über zwanzig.« Er blinzelte Arna wieder zu. »Ziemliche Dummköpfe eigentlich.«
    »Oh.« Arna kicherte. »Wie heißen

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