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Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Titel: Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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sie?«
    »Der eine wird Halli genannt, das kommt wohl von Halldór, und der andere heißt Loftur. Wahrscheinlich von Löffel.«
    Arna verstand den Witz nicht und runzelte die Stirn.
    »Er macht einen Spaß, Schatz«, sagte Ægir und legte seiner Tochter den Arm um die Schultern. »Loftur heißt einfach nur Loftur, und weder er noch Halli sind wirklich Dummköpfe.«
    Dabei hatte er keine Ahnung, ob der Kapitän scherzte. Vielleicht waren diese Jungs tatsächlich Idioten, obwohl er bezweifelte, dass die Bank sie dann engagiert hätte. Jedenfalls hatte Þráinn angeblich ausgezeichnete Referenzen. Ægir hatte sie nicht persönlich gesehen, weil er nichts mit Personalangelegenheiten zu tun hatte, aber für eine Fahrt mit so einer teuren Yacht wurden natürlich keine Laien eingestellt.
    »Wie geht es dem Verletzten?«, fragte er.
    Der Kapitän machte wieder ein ernstes Gesicht und sagte:
    »Dem geht es wahrscheinlich dreckig, dem verdammten Mistkerl. Er hat sich das Bein gebrochen. Das ist bestimmt im Suff passiert, auch wenn sein Freund Halli es vehement bestreitet. Sobald diese Kerle im Ausland sind, lassen sie sich volllaufen. Soweit ich weiß, ist er auf dem Weg nach Hause, und du bist sein Ersatz.« Er lächelte ironisch. »Mit einer geschlossenen Front hinter dir.«
    »Ja, da hast du Glück gehabt.« Ægir beherrschte sich, nicht noch mehr zu sagen. Er wollte nicht, dass die Mädchen Zeugen eines Streits wurden, auch wenn er nur mit Anspielungen ausgetragen wurde.
    Bylgja saß still da und starrte den Kapitän an. Das Einzige, was man von ihr hörte, war ein dumpfes Schlürfen, wenn sie an ihrer Limo saugte. Ægir hätte gerne gewusst, was sie dachte. Sie hatte einen guten Blick für Menschen. Aber das musste warten.

    Ægir und Lára waren zwar davon ausgegangen, dass sie genug Zeit für ihre Besorgungen hätten, aber das stellte sich als falsch heraus, und sie trafen erst eine halbe Stunde nach der vereinbarten Zeit am Hafen ein. Es war zu spät, die weiße Yacht von Land aus zu bewundern – Lára meinte nur, sie sei viel größer, als sie sie sich vorgestellt hätte. Halb laufend trugen sie den Proviant an Bord, wobei Lára wegen der Mädchen, die auf dem Steg herumturnten, so nervös war, dass sie nicht viel mithelfen konnte. Weder Þráinn noch die beiden jüngeren Männer machten Anstalten, auch nur einen Finger zu rühren. Sie lehnten träge am Steuerhaus und beobachteten grinsend das Geschehen. Als die letzte Kiste an Bord war, war Ægir völlig durchgeschwitzt und hätte am liebsten ihre Vorräte nach einem Bier durchwühlt. Doch angesichts der Miene des Kapitäns, als er Ægir eine Kiste Rotwein an Bord hatte tragen sehen, war das wohl nicht ratsam. Fürs Erste.
    »Also dann.« Þráinn kam zu Ægir, der keuchend neben den Vorräten stand. Er fixierte die Kiste Wein, die zufällig vorne lag und unangenehm auffiel. »Es ist schon was anderes, Passagiere dabei zu haben, die sich eine schöne Zeit machen wollen. Ich hoffe, ihr geht nicht davon aus, dass wir euch hier bedienen.« Er nickte in Richtung Halli und Loftur, die keine Reaktion zeigten. »Außerdem könnte es sein, dass du mal die eine oder andere Wache übernehmen musst. Dann kommt es nicht in Frage, unter Alkoholeinfluss zu stehen.«
    »Keine Sorge«, entgegnete Ægir. Er wollte sich nicht schon wieder über den Mann aufregen. »Das habe ich nicht vor, und wir kochen für uns selbst. Für euch natürlich auch, wenn ihr wollt.«
    Hoffentlich würde der Kapitän etwas freundlicher werden. Sie hatten eine lange Überfahrt nach Island vor sich, und auch wenn die Yacht groß war, würde es in einer vergifteten Atmosphäre eng werden. Ægir beobachtete, wie sich Lára und die Zwillinge ins Boot tasteten. Als Arna auf das glänzende Deck sprang, erklang ein hohles Geräusch, als bestehe die Yacht nur aus einer Schale. Eine schöne Verpackung um einen riesigen Hohlkörper. Ægir wusste sehr gut, dass das nicht der Fall war, doch das Geräusch echote in seinem Kopf, und er konnte den Gedanken nicht verdrängen, dass die Yacht trotz all ihrer Pracht einer Nussschale glich. Wobei sich seine Erfahrungen mit Schiffstouren auf das kleine, abgenutzte Boot beschränkten, auf dem er seinen Führerschein gemacht hatte, und auf den kleinen Kahn seines Cousins.
    Er half seiner Familie an Bord und war überrascht, wie feucht Láras Hand war, denn es war am Abend abgekühlt. Bylgjas Hände waren hingegen kalt und trocken.
    »Das ist sie also«, sagte Lára und schaute

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