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Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Titel: Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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sich breit lächelnd um. Sie gab Ægir die Aktentasche, auf die die Mädchen aufgepasst hatten, und küsste ihn auf die Wange. »Wow!«

    Das Schiff wirkte von Bord aus noch größer und schicker als vom Steg. Ein Großteil der Möbel an Deck war mit weißem Segeltuch abgedeckt, doch die Formen zeichneten sich unter dem Tuch ab, und man konnte sich leicht vorstellen, wie es unter normalen Umständen hier aussah.
    »Das ist ja unglaublich.«
    Lára ging nach vorne zum Bug und hob eine Plane an. Darunter befanden sich ein Tisch und Bänke entlang der Seiten des Schiffs.
    »Seht mal. Hier können wir essen«, sagte sie zu den Mädchen, die sich mit großen Augen umschauten. Arna war genauso aufgeregt wie ihre Mutter, während Bylgjas Gesichtsausdruck wegen der Brille schwer zu deuten war. Ægir hatte sich längst daran gewöhnt, dass er nie herausfinden konnte, was in ihrem Kopf vorging. Im Augenblick schien sie neugierig auf die Umgebung zu sein, was ein gutes Zeichen war. Oft war ihr Gesicht wie versteinert. Lára hatte es auch bemerkt und begann gutgelaunt, die Abdeckung wegzuziehen.
    »Das wird toll!«, sagte sie.
    »Ich weiß nicht, ob das vernünftig ist. Unterwegs wird es kalt, und man kann bestimmt nicht oft draußen sitzen oder essen«, sagte Þráinn, der jetzt in der Tür zum Steuerhaus stand. Bewundernswert, wie gut er die Gereiztheit in seiner Stimme verbergen konnte. »Es ist ziemlich schwierig, diese Abdeckungen richtig zu befestigen, also lasst das lieber.«
    Lára schaute auf und lächelte ihn freundlich an.
    »Keine Sorge, wir sind abgehärtet. Es ist bestimmt großartig, hier zu essen, auch wenn es ein bisschen kühl wird.« Sie zerrte weiter an der Plane und zog sie von dem großen, ovalen Tisch in der Bugmitte.
    Ægir beobachtete Þráinn und hatte den Eindruck, es sei besser, seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu lenken, bevor ihm etwas Unvorsichtiges herausrutschte. Lára konnte sehr nachtragend sein und wäre womöglich die ganze Fahrt über eingeschnappt.
    »Ich befestige das nachher wieder. Die Mädchen helfen mir«, warf er ein, doch das Gesicht des Kapitäns wurde nicht freundlicher. Ægir blickte übers Meer und die tiefblaue Wasseroberfläche. »Sind wir dann so weit?«
    »Wo sind Halli und Loftur?«, fragte Arna den Kapitän.
    »Halli ist unten im Maschinenraum und bereitet die Abfahrt vor, und Loftur hilft ihm.« Þráinns Blick wanderte von Arna zu Ægir. »Die Yacht ist seit dem Ärger mit dem Vorbesitzer nicht richtig bewegt worden, deshalb habe ich den Motor noch sorgfältiger warten lassen als sonst. Wir wollen ja nicht mitten auf dem Meer einen Motorschaden haben, oder?«
    Die Frage klang völlig ernst.
    »Nein, lieber nicht.«
    Ægir schaute über die Reling. Eine Möwe erhob sich von der glatten Wasseroberfläche neben dem Schiff zum Flug. Sie breitete ihre Flügel aus und stieg gemächlich auf ihrem Weg durch den Hafen immer weiter auf. Ægir merkte, dass er immer noch die Aktentasche in der Hand hielt. Auf einmal fühlte er sich, als müsse er schnell ins Büro und hätte auf dem Schiff mit diesen harten Seebären nichts verloren. Er wollte die Tasche nicht aufs Deck stellen. Es war glatt, und man konnte nie wissen, ob sie nicht ins Meer rutschte.
    »Das Internet und das Satellitentelefon funktionieren nicht. Wolltest du dich nicht darum kümmern? Mir wurde zumindest gesagt, dass du deswegen hier wärst«, sagte der Kapitän verdrossen. Er fixierte die Aktentasche, als sei sie daran schuld. »Wir brauchen es zwar nicht unbedingt, aber besser wäre es schon.«
    Ægir löste seinen Blick von der Möwe und ärgerte sich darüber, dass er sich fast schämte. Es war, als sei Þráinn ein strenger Lehrer und er wieder ein kleiner Junge, der seine Hausaufgaben nicht gemacht hatte.
    »Das habe ich leider nicht hingekriegt. Der Vorbesitzer der Yacht hatte hohe Schulden bei der Telefonfirma, und die wollte einen neuen Account für uns nur öffnen, wenn diese Schulden bezahlt sind. Das ist natürlich idiotisch. Um das vor der Abfahrt noch in die Wege zu leiten, hätte ich eine andere Firma beauftragen müssen, und ich kenne mich hier nicht gut genug aus.«
    »Du hättest mich anrufen können. Ich hätte das schon für dich rausgefunden.« Þráinn starrte Ægir wütend an und schaute dann auf die Uhr. »Aber dafür ist es jetzt zu spät. Alles ist vorbereitet, und wir fahren gleich los. Am besten haltet ihr euch irgendwo fest. Ihr werdet euch schnell an den Wellengang gewöhnen, aber

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