Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)
Frau Bella sympathisch fand, zeigte nur, wie selten sie Besuch hatte. Gesellschaftlich hatte sie es bestimmt nicht leicht, hatte sich wahrscheinlich von ihren alten Freunden und Bekannten, die nicht begütert waren, losgesagt, nur um zu merken, dass sie von der isländischen High Society nicht mit offenen Armen empfangen wurde. Dafür war sie zu neureich und erinnerte andere zu sehr daran, dass sie es auch waren.
»Ist Karítas nicht okay? Ich meine finanziell«, sagte Bella. Sie hatte das Unglaubliche geschafft: ehrlich zu wirken.
Begga dachte kurz nach und winkte dann ablehnend mit der Hand, wie um ein Problem wegzuwischen.
»Bitte behalten Sie das für sich, aber Karítas ist gut gestellt. Das ist ja keine Pleite wie bei dahergelaufenen Leuten, es gibt alle möglichen Geldanlagen und so, die beiden sind nur wegen dieser Bargeldkrise in Schwierigkeiten geraten, wegen diesen Lehman-Brüdern und dem ganzen Quatsch. Im Grunde total ungerecht, denn wenn sie einen höheren Kredit bekommen hätten, wäre mit diesen Anlagen gar nichts passiert. Ich bin der Meinung, dass das einfach nur Neid war. Man wollte ihnen alles wegnehmen, weil sie so viel hatten. Aber das ist nicht geglückt, Gott sei Dank. Nicht ganz.«
Dóra nickte und versuchte, mitfühlend zu wirken. Begga schien tatsächlich zu glauben, die Lehman Brothers seien keine Bank, sondern irgendwelche Gauner, und wollte ihnen den schwarzen Peter zuschieben.
»Wie ich Ihnen schon am Telefon gesagt habe, sind wir hier, um mit Ihnen über die Yacht zu reden, die Karítas und ihrem Mann gehörte. Wir wissen eigentlich nichts über ihre finanzielle Situation, aber es ist schön zu hören, dass sie über das Gröbste hinweg sind. Sie haben doch bestimmt gehört, dass die Yacht kürzlich ohne Besatzung hier an Land getrieben ist, als sie überführt werden sollte. Ich arbeite für die Angehörigen der vermissten Familie.«
Beggas Gesichtsausdruck zeigte kein großes Mitleid, und Dóra versuchte es auf anderem Weg.
»Ich habe gehört, dass die Yacht in der nächsten Zeit schwerverkäuflich sein wird.«
»Ach ja?« Begga hob ihre extrem dünnen, tiefschwarzen Augenbrauen. »Ist sie beschädigt? Ich weiß, dass Karítas und Gulam damals unheimlich viel Geld für sie bezahlt haben.«
»Sie ist leicht beschädigt, und ihr schlechter Ruf könnte den Verkaufspreis weiter senken, jetzt, da die Leute, die an Bord waren, verschwunden sind. In der Welt der Schifffahrt gibt es wohl ziemlich viel Aberglauben.«
»Verliert Karítas dadurch Geld?« Die besorgten Augen der Frau flackerten zwischen Dóra und Bella hin und her.
»Nein, sie verliert nichts.« Dóra wurde noch vorsichtiger, denn ihr war nicht klar, ob die Frau von dem Eigentümerwechsel der Yacht wusste. »Die Bank hat die Yacht gepfändet. Soweit ich weiß, floss ein Teil des Geldes, das sich Karítas’ Mann geliehen hat, in den Kauf der Yacht, und deshalb hatte die Bank einen Anteil an ihr. Sie wissen ja, diese Finanzinstitute sind manchmal so …«
Sie verschluckte das Wort »gnadenlos«, um nicht zu übertrieben zu klingen.
Begga nickte geistesabwesend.
»Doch, das wusste ich. Karítas war bei mir, als das Thema aufkam.« Sie überlegte einen Moment. »Es kann sogar das letzte Mal gewesen sein, dass sie in Island war. Jedenfalls war sie völlig verzweifelt. Sie überlegte damals, sich von Gulam zu trennen, und war total fertig. Und dann haben die Behörden sie auch noch drangsaliert und ständig wegen dieser Finanzgeschichten verhört.«
Sie warf Dóra und Bella einen vorwurfsvollen Blick zu.
»Stellen Sie sich das mal vor! Dabei gibt es doch kein so privates Thema wie die ehelichen Finanzen! Das hat ihr ganz schön zugesetzt, und sie dachte sogar darüber nach, der Polizei alle Unterlagen auszuhändigen, nur um endlich ihre Ruhe zu haben. Und dann kam auch noch das mit der Yacht, mein Gott, ich dachte, das würde ihr den Rest geben. Aber Karítas ist zäh und zum Glück ins Ausland gefahren. Ich vermisse sie natürlich furchtbar, aber es ist besser, dass sie sich fernhält, solange das nicht ausgestanden ist.«
»Wissen Sie, wohin sie gefahren ist?«
»Nach Lissabon, wo die Yacht lag. Sie musste noch alle möglichen Sachen von Bord holen. Persönliche Dinge, auf die die Bank keinen Anspruch hat. Sie hätte auch ihr Dienstmädchen schicken können, aber sie wollte die Sachen selbst durchsehen. Dieses Mädchen war nicht besonders clever, und ich verstehe gut, dass Karítas das lieber selbst in die Hand
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