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Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Titel: Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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Augen.
    »Er ist sogar ein bisschen älter als ich. Aber bei Männern ist das was anderes. Sie brauchen für ihre geistige Entwicklung länger als Frauen, deshalb macht so ein Altersunterschied nichts aus.«
    Ein peinliches Schweigen setzte ein, und es war klar, dass keine von ihnen glaubte, dass Männer fast dreißig Jahre länger brauchten als Frauen, um geistige Reife zu erlangen.
    »Es war überhaupt nicht notwendig, sich mit der Rettungsausrüstung zu beschäftigen. Die Yacht kann nicht untergehen.« Begga schaute Dóra und Bella spöttisch an. »Sie ist ja auch nicht untergegangen. Ich wüsste nicht, was für eine Rettungsausrüstung diese Leute gebraucht hätten, damit sie nicht verschwinden.«
    Darauf ließ sich nichts erwidern, und Dóra und Bella saßen kleinlaut da und wichen Beggas Blick aus. Die wurde langsam wieder munter.
    »Außerdem hatte man auf dem Schiff gar keine Zeit und Lust, etwas anderes zu machen, als das Leben zu genießen. Ich habe selten so viel leckeres Essen und so guten Wein bekommen. Wie am Fließband.« Ihr Gesichtsausdruck erinnerte wieder an die Katze.
    Sie plauderten weiter miteinander, bis die Standuhr elf schlug. Dóra nutzte die Gelegenheit, um den Besuch zu beenden. Als Bella und sie sich verabschiedet hatten und zum Auto gingen, rief Begga ihnen plötzlich hinterher:
    »Falls Sie Karítas erreichen, könnten Sie sie dann bitten, mich anzurufen? Ich muss dringend mit ihr sprechen, es gibt da ein Missverständnis wegen der Grundsteuer für das Haus.«
    Dóra drehte sich um und musterte die Frau, die in der Tür des Hauses ihrer Tochter stand, eines Hauses, das endlose Kosten verursachte, die Begga ohne fremde Hilfe bestimmt nicht bewältigen konnte. Vielleicht wären ein kleineres Haus und mehr Kontakt besser gewesen, wenn die Tochter ihrer Mutter wirklich eine Freude hätte bereiten wollen.
    »Ja, mache ich. Versprochen.«
    Sie gingen weiter, hörten die Tür aber nicht zuschlagen. Wahrscheinlich stand Begga immer noch auf der Schwelle und sah ihnen nach, um so lange wie möglich von diesem banalen Besuch zu zehren. Dóra fühlte sich besser, als sie im Auto saßen und losfuhren.
    »Wetten, dass der Typ Karítas abgemurkst hat, um die Scheidung zu verhindern? Oder damit sie ihn nicht verpfeift?«, tönte Bella. Sie gab ihre Versuche, den Sicherheitsgurt anzulegen, auf und drehte sich zu Dóra, die am Steuer saß.
    »Meine Fresse, eine Postkarte! Jeder Depp kann eine Postkarte schicken: Alles supi in Rio – Küsschen, Karítas. Er hat einfach ihre Handschrift gefälscht. Und den Text mit Google Translate ins Isländische übersetzt. Ich meine, überleg doch mal! Seit sie ihren Kram von der Yacht geholt hat, wurde sie von niemandem mehr gesehen!«
    Bella hatte die Nachrichten über ihre alte Schulkameradin offenbar aufmerksam verfolgt, obwohl sie sie nicht leiden konnte. Doch selbst wenn Dóra eine verkappte Spielsüchtige gewesen wäre, hätte sie diese Wette nicht angenommen.
    »Hoffentlich stimmt das nicht«, entgegnete sie.
    Und wäre es auch nur Karítas’ Mutter zuliebe.

8. Kapitel
    »Hm, ist das lecker!«, sagte Lára mit vollem Mund, schluckte aber, bevor sie weitersprach. »Und heute Morgen war ich mir noch sicher, dass ich nie mehr was runterkriegen würde.«
    Die Familie hatte die meiste Zeit des Tages in dem großen Doppelbett vor sich hingedämmert, die Mädchen zwischen ihre Eltern geklemmt, mit Büchern in der Hand, in denen sie immer wieder lasen, wenn ihnen nicht gerade die Augen zufielen und sie einschlummerten. Ægir war auch ein paar Mal eingenickt, aber immer wieder hochgeschreckt, ohne zu wissen, warum. Lára hatte hingegen mindestens zwei Stunden lang tief und fest geschlafen und sich, trotz der Zappelei ihres Mannes und ihrer Töchter, nicht gerührt. Die Tabletten machten schlapp und schläfrig, so dass der Nachmittag schnell vorbeigegangen war, doch jetzt fühlten sie sich fast wieder genauso gut wie bei der Abfahrt. Aber nur fast.
    »Wirklich superlecker!«
    Sie saßen alle zusammen in der Küche, bis auf Loftur, der auf der Brücke Wache schob. Um die Mahlzeit war ein derartiger Wirbel entstanden, dass es so wirkte, als würden sie etwas feiern. Als die Mädchen aufgewacht waren, hatte es sie in den Fingern gejuckt, etwas zu tun, daher durften sie den Tisch fürs Abendessen decken. Sie nahmen ihre Aufgabe sehr ernst, fanden eine weiße, gestärkte Tischdecke und Stoffservietten, die sie in silberne Serviettenringe steckten. Die Gläser und das

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