Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)
zwischen der Yacht und dem Festland oder mit anderen Schiffen nach Verlassen des Hafens, am besten mit Zeitangaben?«
»Tja, da sagen Sie was!« Der Polizist rührte mit der Zunge unter seiner Lippe herum, um zu überprüfen, ob der Kaugummi noch da war. »Das ist nämlich auch so was, das nicht ganz so ist, wie es sein sollte.«
»Aha?«
Dóra fragte sich, ob die Kommunikationsgeräte auch von der Yacht verschwunden waren. Der Mann klang zumindest so, als sei etwas Merkwürdiges vorgefallen. Was ja gut zum Rest der Geschichte passen würde.
»Die Funkgeräte waren defekt oder haben nicht richtig funktioniert. Das konnten wir dem Logbuch entnehmen. Das Satellitentelefon war auch nicht zu gebrauchen, der Kapitän schreibt, es sei nicht angemeldet gewesen. Die beiden Funkgeräte werden noch untersucht. Wir wissen zumindest, dass sie noch in Ordnung waren, bevor die Yacht abgelegt hat. Aber ob jemand daran rumgespielt hat oder ob es Zufall ist, dass beide auf derselben Fahrt kaputtgegangen sind, muss sich noch rausstellen.«
»Hat man nicht deshalb zwei Funkgeräte dabei, um einen solchen Totalausfall zu verhindern?«
»Kann sein, soweit ich weiß, haben sie auch unterschiedliche Reichweiten. Das eine reicht nur bis zu benachbarten Schiffen und das andere wesentlich weiter. Einmal sind sie immerhin durchgekommen. Die Verbindung war zwar schlecht, aber der Kapitän hat nach dreißig Stunden Fahrtzeit mit einem Steuermann auf einem britischen Trawler gesprochen. Das Gespräch war auf Englisch, daher lassen sich Missverständnisse möglicherweise auf Sprachschwierigkeiten zurückführen, aber wir schließen auch nicht aus, dass alles richtig verstanden wurde.«
»Worum ging es denn?«, fragte Dóra und hoffte, dass er ihr die ganze Geschichte erzählen würde.
Der Polizist schob den Kaugummi wieder in die Mundhöhle und kaute wild darauf herum.
»Weil das große Funkgerät kaputt und das Telefon nicht angeschlossen war, hat der Kapitän das britische Schiff gebeten, den isländischen Behörden einen Leichenfund an Bord zu melden. Der englische Steuermann hat verstanden, es handele sich um eine tote Frau. Sie haben noch über andere Dinge gesprochen, aber darüber kann ich zum jetzigen Zeitpunkt keine Auskunft geben. Jedenfalls ist es zweifelhaft, ob es sich bei der Leiche um Lára handelt. Lässt sich aber auch nicht ganz ausschließen. Wir wissen nicht, wer es sonst sein könnte, und auch nicht, was die Todesursache war.«
Der Polizist hörte auf zu kauen und schaute Dóra in die Augen.
»Möglicherweise sind nicht nur sieben, sondern acht Personen von der Yacht verschwunden. Wir haben jedenfalls von dieser Frau bisher noch keine Spur gefunden.«
12. Kapitel
»Das muss bis morgen warten.«
Þráinn schwang sich zurück aufs Deck, nachdem er sich so waghalsig über die Reling gelehnt hatte, dass Ægir automatisch zu ihm getreten war, um ihn packen zu können, falls er über Bord fiel.
»Ich kann nicht genug sehen. Scheint der verdammte Container oder ein Teil davon zu sein. Du hättest mich holen sollen, Loftur. Bei diesem Wellengang ist es reiner Zufall, wenn der auf dem Radar erscheint, das hättest du wissen müssen. Vielleicht hätten wir die Kollision verhindern können, das hätte nicht passieren dürfen.«
»Es war zu spät«, sagte Loftur kleinlaut. »Die Welle hat den Container angehoben, er ist auf dem Radar erschienen und dann sofort gegen uns geprallt. Ich habe das genau beobachtet, aber dann ist der da gekommen, und ich konnte mich nicht mehr konzentrieren.«
Er zeigte mit abfälliger Miene auf Ægir.
»Jetzt gib ihm nicht die Schuld!«, entgegnete Þráinn und wischte sich die Hände an den Hosenbeinen ab.
Ægir ignorierte den Wortwechsel, denn er wollte auf keinen Fall zum Zankapfel zwischen den beiden werden. Dann würden sie sich am Ende doch wieder versöhnen und ihn noch mehr links liegen lassen als jetzt. Ægir beugte sich über die Reling und spähte hinab in die Dunkelheit. Er sah nicht viel mehr als ein Glänzen auf dem Meer.
»Ist der nicht heute Morgen früh weggetrieben?«, fragte er.
»Vielleicht, das wäre gut«, antwortete Þráinn und drehte sich zu Loftur. »Ich denke, wir sollten uns heute Nacht lieber treiben lassen. Halli soll zusammen mit mir Wache halten, es könnte ja noch mehr von dem Zeug rumschwimmen. Dann kannst du dich hinlegen, wir beobachten dieses Ungetüm abwechselnd und kriegen vielleicht das Funkgerät wieder in Gang. In dieser Meldung, die ihr gehört
Weitere Kostenlose Bücher