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Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Titel: Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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viel ausrichten würden. Die Gewissensbisse würden ihn weiter quälen. »Warum waren Sie eigentlich am Hafen, als die Yacht anlanden sollte? Doch nicht zufällig, oder?«
    »Nein, ich wollte Halli abholen. Wir waren befreundet, und er hatte mir den Job verschafft. Wir waren beide zwischen zwei Trawlerfahrten an Land, und er fand es selbstverständlich, mich mitzunehmen. Er konnte das leicht einfädeln, weil die ihn wegen seiner Erfahrung auf der Yacht unbedingt dabeihaben wollten. Ich war nicht so begeistert, aber doch bereit mitzufahren. Das war schon in Ordnung. Gut bezahlt, und außerdem dachte ich, es wäre nett, wenn Halli dabei ist. Ein kleines Abenteuer, wir bekamen den Flug umsonst und konnten uns Lissabon anschauen. Aber sogar das ging schief, obwohl die ersten Tage noch lustig waren.«
    »Weil Sie verunglückt sind?«
    »Ja, ist nicht besonders schön, so ein Beinbruch. Und echt ätzend für Halli, mir helfen zu müssen.«
    »Darf ich fragen, was passiert ist?«
    Die Stille am anderen Ende der Leitung signalisierte Dóra, dass ihre Frage nicht gut ankam.
    »Sie müssen es mir nicht erzählen, aber dann werde ich es auf anderem Wege erfahren. Die Umstände, die dazu geführt haben, dass Ægir an Bord ging, sind sehr wichtig für die Klärung meines Falls. Bedenken Sie, dass die beiden noch eine kleine Tochter haben, für die es wichtig ist, dass die Erbschaftsangelegenheiten so schnell wie möglich bearbeitet werden. Und dafür müssen die Fakten klar vorliegen.«
    »Ich kann Ihnen erzählen, was passiert ist.« Er zögerte und hielt den Hörer einen Moment weg, um zu husten. »Aber das ist nicht gerade leicht für mich. Dieser Unfall war total unsinnig.«
    »Die meisten Unfälle sind unsinnig, machen Sie sich darüber mal keine Sorgen.«
    »Ja, vielleicht.« Er atmete tief durch und sprach dann schnell weiter. »Ich war betrunken. Sturzbetrunken und bin in einer dieser steilen Gassen in Lissabon gestürzt. Wobei ich noch Glück hatte, ich bin ein ganzes Stück gerutscht und wäre fast unter einem Auto gelandet. Dann wäre vielleicht alles nicht so schlimm gekommen, das denke ich jedenfalls manchmal.«
    Dóra schwieg. Wenn Snævar tödlich verunglückt wäre, hätte sein Freund Halldór die Fahrt wahrscheinlich abgesagt, und dann hätte es nicht ausgereicht, Ægir an Bord zu holen. Man hätte zwei neue Leute einstellen müssen. Aber die Vergangenheit ließ sich nun mal nicht ändern.
    »Da ist eine Sache«, fuhr Snævar fort, »von der ich nicht weiß, ob sie wichtig ist. Ich wurde gestoßen. Die Ärzte in Lissabon wollten das nicht an die große Glocke hängen, und da ich nicht ganz nüchtern war, haben sie mich nicht ernst genommen. Sie meinten, ich hätte mir das nur eingebildet oder wolle mich rechtfertigen. Aber ich wurde gestoßen. Es ging zwar alles sehr schnell, aber da bin ich mir hundertprozentig sicher.«
    »Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir irgendwelche Nachweise über den Unfall geben könnten. Unabhängig davon, ob Sie gestoßen wurden oder nicht.«
    »Wollen Sie das Bein haben?« Das sollte wohl ein Witz sein, aber Snævars Stimme klang nicht besonders fröhlich.
    »Ich dachte eigentlich eher an Ihre Krankenakte oder vielleicht eine beglaubigte Aussage.«
    »Ich kann gerne so eine Aussage machen, aber da bräuchte ich Ihre Hilfe. Krankenakten habe ich keine, die sind alle an die Versicherung gegangen. Wenn Sie wollen, kann ich da anrufen und nachfragen. Ich habe ja im Moment nicht viel zu tun. Ansonsten müsste man das Krankenhaus in Lissabon kontaktieren.«
    »Gut, wann würde es Ihnen denn passen? Könnten Sie morgen oder übermorgen zu mir in die Kanzlei kommen, damit ich die Zeugenaussage für Sie schreibe? Es wäre natürlich gut, wenn Sie das mit der Versicherung bis dahin geklärt hätten«, sagte Dóra. Sie war ganz zufrieden mit dem Ergebnis des Telefonats, von dem sie sich eigentlich nicht viel versprochen hatte. »Und noch etwas. Da Sie Halli schon länger kennen, wollte ich Sie fragen, ob Sie wissen, warum er seinerzeit nur so kurz auf der Lady K gearbeitet hat. Hatte das was mit mangelnden Sicherheitsvorkehrungen zu tun? Oder mit der technischen Ausstattung der Yacht?«
    Snævar schnaubte verächtlich.
    »Nein, damit hatte es nichts zu tun. Laut Halli war auf der Yacht alles in Top-Zustand. Die Technik war perfekt und der Motor so gut wie neu, da gab’s nichts zu meckern.«
    »Was war denn dann der Grund?«
    »Soweit ich weiß, ging es um den Kapitän. Halli hat

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