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Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Titel: Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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jemand gezwungen, die Yacht zu verlassen, oder sie sind auf andere Weise umgekommen. Etwas anderes kommt eigentlich nicht in Frage.«
    Dóra verabschiedete sich von Snævar, zufrieden, aber keineswegs schlauer.

    Die Polizei war Dóra gegenüber äußerst kooperativ, auch wenn sie nicht auf alle Fragen Antworten bekam. Aber das war normal. Natürlich musste man erst sorgfältig prüfen, was man ihr aushändigen konnte. Alle, mit denen sie sprach, verstanden die Situation, hatten Mitleid mit Ægirs Eltern und seiner kleinen Tochter und wollten Dóra nach besten Kräften helfen. Einige waren allerdings irritiert, als sie die ausländische Versicherung erwähnte, und noch irritierter, als sie die Höhe der Versicherungssumme erfuhren. Sie hätte das zwar auch verschweigen können, aber das wäre den Interessen ihrer Mandanten langfristig nicht dienlich gewesen. Dóra versuchte herauszukriegen, ob die an Land gespülte Leiche mit der Yacht zu tun hatte, gab aber auf, als sie merkte, dass ihre Fragen bei der Polizei nur Unmut auslösten.
    »Mir ist klar, dass Sie mir die Unterlagen heute noch nicht aushändigen können, aber können Sie mir wenigstens sagen, was vorhanden ist? Ich muss unbedingt wissen, ob die Schiffsdokumente an Bord waren, und wenn ja, welche? Am wichtigsten wären das Logbuch, das Seefähigkeitsattest und alle Bescheinigungen über die Sicherheitsausstattung der Yacht.«
    »Das kann ich Ihnen gerne sagen.« Der Polizeibeamte drückte einen Kaugummi aus einem Aluminiumstreifen und steckte ihn sich in den Mund. »Ich würde Ihnen ja auch gerne einen anbieten, aber das ist Nikotinkaugummi. Ich habe aufgehört zu rauchen. Angeblich kann man davon abhängig werden, aber es soll weniger schlimm sein als Zigaretten.«
    Seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen würde es noch etwas dauern, bis er von den Kaugummis abhängig wäre.
    »Die meisten Schiffsdokumente waren an Bord, und ich gehe davon aus, dass Sie bald eine Kopie bekommen können. Aber beachten Sie bitte, dass ein paar Seiten fehlen, die Kopien sind nicht vollständig.«
    »Es fehlen Seiten?«, fragte Dóra erstaunt. »Hatten die was mit der Fahrt nach Island zu tun?«
    »Ja, wahrscheinlich. Aber wir wissen nicht, wann sie herausgerissen wurden, vielleicht schon, bevor der Kapitän die Yacht übernommen hat. Wer weiß, wann er von Bord verschwunden ist. Es gibt ein paar Einträge vom Beginn der Fahrt, aber einige ältere sind anscheinend herausgerissen worden. Jedenfalls sind sie weg. Wir wissen nicht, ob das wichtig ist, aber es ist zumindest verdächtig.«
    Dóra machte sich eine Notiz.
    »Und haben Sie schon die Fotoapparate und Handys überprüft? Es würde mir sehr helfen, wenn ich Hinweise darauf hätte, wann die Leute definitiv noch gelebt haben.«
    »Nein«, antwortete der Polizist. Er kaute schnell, und jedes Mal, wenn er die Zähne aufeinanderbiss, konnte man sehen, wie sich seine Kiefermuskeln anspannten.
    »Wann werden Sie das denn machen?«
    »Gar nicht.«
    »Gar nicht?«, fragte Dóra verwundert.
    »Genau.« Seine Gesichtsmuskeln entspannten sich, als er den Kaugummi zwischen Schneidezähne und Oberlippe schob. »Es waren keine Fotoapparate oder Handys an Bord.«
    »Ist das nicht merkwürdig?«
    Der Mann zuckte die Achseln.
    »Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich haben die Leute die Geräte beim Verlassen der Yacht mitgenommen oder hatten gar keine dabei, was eher unwahrscheinlich ist.«
    »Ja, allerdings.«
    Dóra kritzelte die Worte Handys und Kameras mit drei Fragezeichen in ihr Notizbuch. Auf dem Zettel, den Ægir seinen Eltern gegeben hatte, standen seine und Láras Handynummern. Sie mussten also auf jeden Fall Handys dabeigehabt haben. Und hatte Lára nicht auf dem Weg aus dem Hafen von Deck aus angerufen? Sie hatte ihr Handy also nicht im Hotel oder sonst wo vergessen. Und die Mannschaft musste auch Handys dabeigehabt haben. Es gab ja kaum mehr jemanden unter achtzig, der kein Handy besaß. Das war wirklich höchst merkwürdig.
    »Es wäre auch gut, wenn ich die GPS-Daten von der Yacht bekommen könnte. Ich weiß allerdings nicht, in welchem Format das möglich wäre.«
    »Wir haben die Route anhand der GPS-Daten schon nachgezeichnet. Am besten geben wir Ihnen einfach eine Karte mit der Route. Ist ja unnötig, die Arbeit doppelt zu machen.«
    »Das wäre hervorragend«, sagte Dóra und lächelte. »Noch eine Frage, dann verspreche ich, Sie erst mal nicht weiter zu stören. Haben Sie eine Übersicht über die Kommunikation

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