Todesschlaeger - Ein Golferkrimi
nie, wer hier die Aktienmehrheit hat und wer hier der Chef ist, Georg. So und nun will ich umgehend wissen, wann ich das Geld haben kann.«
Sein Gegenüber war sichtlich sprachlos und begann zu schwitzen. Seine unverhüllte Drohung hatte wie ein Faustschlag eines Profiboxers im Magen seines fetten Gegners eingeschlagen. Er sah das fieberhafte Überlegen in den Augen des Vorstandskollegen und ahnte, dass er schon halb gewonnen hatte.
»Hmmm, ich verstehe«, lenkte Walden nachdenklich ein.
Erleichtert registrierte er, dass sein Gegenüber seinem Blick auswich und mit den wulstigen Fingern auf den Armlehnen des ledernen Schreibtischsessels einen kleinen Trommelwirbel entfachte. Er schätzte nun seine Siegchance bereits auf 75 Prozent. Um den Druck noch etwas zu erhöhen, erläuterte er:
»Ich brauch sofort eine Entscheidung, Georg. Ich möchte heute Abend noch nach Dresden fahren. Ich hab dort mit einer Superfrau ein Date. Wir wollen in die Oper gehen. Für diese Frau lohnt es sich wirklich, etwas spendabler zu sein. Verstehst du das, Georg?«
Leise sprechend, jedes Wort ein wenig in die Länge ziehend, begann Walden nach einer geraumen Weile wieder zu reden:
»Es ist zwar ausgesprochen schwierig, aber ich glaube, es gibt eine Möglichkeit. Ich muss dazu in der Buchhaltung etwas recherchieren. Was wir da machen, darf nicht auffallen und muss absolut geheim bleiben und trotzdem durchwegs legal sein. Hast du noch einige Minuten Zeit? Dann kann ich dir das Resultat gleich mitteilen?«
›Ha! 99 Prozent‹, zuckte es jubelnd durch seinen Kopf. Seine Laune stieg von Minute zu Minute. In seiner Hochstimmung entschloss er sich, zustimmend zu nicken.
»Es dauert höchstens eine Viertelstunde, zwanzig Minuten, Norbert, und du musst auch unbedingt hier bei mir im Büro warten. Wenn ich das Geld aus dem Unternehmen loseisen soll, darf das niemand mitbekommen. Auch nicht die da draußen. Wenn das nämlich bekannt würde, wäre unsere Bonität gefährdet.« Bei diesen Worten zeigte Walden mit dem Finger in die Richtung, in der sich das Sekretariat befand. »Ich werde mich beeilen, aber warte auf jeden Fall hier auf mich«, beendete Walden seine Rede, stand stöhnend auf und ging auf die Tür zu, die direkt zu dem langen Gang führte, so dass er nicht durch das Besprechungszimmer und das Zimmer der Sekretärin gehen musste.
Norbert Wetzlar war es recht. Gerne ließ er den dicken Mann gehen, wurde aber im Laufe der Zeit immer unruhiger, weil es so lange dauerte. Einmal musste er sogar die neugierige Sekretärin, der die Unterredung wohl schon zu lange dauerte, wegschicken.
Erleichtert atmete er auf, als nach einer knappen halben Stunde Walden mit hochrotem Gesicht zurückkam. Trotzdem zischte er ihm wütend entgegen und stand
energisch auf:
»Das hat ja eine Ewigkeit gedauert. Ich hab’ doch gesagt, dass ich eine Verabredung in Dresden habe. Das sind gute zweihundert Kilometer bis dahin, weißt du das eigentlich?«
Ihn anlächelnd, leicht mit einer mächtigen Pranke auf seine Schultern klopfend, antwortete der Gescholtene beschwichtigend:
»Dafür haben sich meine Recherchen aber auch gelohnt, Norbert. In drei bis vier Tagen hast du Zweihunderttausend auf deinem Konto. Die musst du …«
»Zweihunderttausend hast du gesagt«, unterbrach er ihn lautstark. Seine Handflächen wurden feucht. Mit beiden Händen nahm er den dicken Vorstand bei den Schultern und schüttelte ihn. »Hab’ ich da eben richtig gehört, Georg?«
»Du hast ganz richtig gehört, Norbert. Damit musst du dann aber mindestens ein halbes Jahr neben deinem Gehalt auskommen und du musst die Auszahlung als Einkommen beim Finanzamt deklarieren. In Ordnung?«
Er hätte am liebsten laut losgebrüllt. Er hatte es geschafft: 100 Prozent!
»Ob das in Ordnung ist?«, jubelte er los. So viel Geld hatte er noch nicht einmal im Ansatz aus seinem Bruder herausquetschen können. Dieser Dicke war doch eine Wucht. Am liebsten hätte er ihn geküsst, wenn er doch nur etwas weiblicher und ansehnlicher gewesen wäre. »Das ist super. Das ist Spitzenklasse. Wie hast du denn das gemacht, Georg?«
»Ich glaube, es ist besser, wenn du das nicht weißt, Norbert. Es ist absolut sauber aber betriebswirtschaftlich idiotisch und darf sich so schnell nicht wiederholen«, wehrte Walden ab. »Fahr lieber los zu deiner Schönheit in Dresden und grüße sie unbekannterweise von mir, du Casanova.«
Ein absolutes Hochgefühl durchströmte ihn. Die leichte Erpressung seines
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