Todesschlaeger - Ein Golferkrimi
Wolf konnten sich für den ersten Mord gegenseitig ein Alibi geben, was aber nichts taugt, welches wir aber auch nicht widerlegen können, es sei denn, wir beweisen ihnen auf einem anderen Weg den oder die Morde. Sie waren allerdings mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit zu der Zeit, als die Walden umgebracht wurde, in der Wohnung dieses Dauerstudenten. Norbert Wetzlar hat ein einwandfreies Alibi für beide Tatzeiten. Zu eindeutig, wie du es formuliert hast, Chef. Miller kommt gar nicht in Frage. Kein Motiv in Sicht und perfekte Alibis. Georg Walden hat für beide Tatzeiten ebenfalls ein lückenloses, wasserdichtes Alibi und das geringste Motiv von allen. Allerdings Alexander Suller, dieser freche Kerl, hat keine glaubhaften Alibis, jedoch finanzielle Ungeklärtheiten. Wir sollten ihn uns noch einmal vorknöpfen.«
Michael Schlosser schüttelte nur energisch den Kopf.
»Nein, nein!«, antwortete er impulsiv, »das passt nicht zu dem Jungen, Genko. Es muss um etwas ganz anderes gehen. Ich gehe immer und immer wieder die Akten durch und stelle immer und immer wieder fest, dass wir erst dann, wenn wir wissen, wie der Mord an Herrmann Wetzlar begangen wurde, den ganzen Fall aufdröseln werden können.«
In diesem Augenblick klingelte das Telefon. Er nahm gelangweilt den Hörer ab und meldete sich wie gewohnt. Er hörte eine Weile zu und legte dann schweigend auf. Dem Hageren fiel die Mimik und der Umstand, dass sich sein Vorgesetzter nicht einmal verabschiedet hatte, offenbar auf. Die Augenbrauen hochziehend, den abgeknabberten Bleistift aus dem Mund ziehend und ihn erwartungsvoll ansehend, erheischte er eine Erklärung.
»Jetzt schlägt’s gleich dreizehn«, begann Schlosser. »Am Freitagabend ist einer unserer Hauptverdächtigen, besser gesagt mein Hauptverdächtiger, ums Leben gekommen.«
»Was? Wer? Wann?«, brüllte der Hagere los und sprang auf. Dass er dabei seinen zerkauten Bleistift zu Boden schmiss und den Schreibtischstuhl gegen das Aktenregal schleuderte, schien er nicht zu bemerken.
»Norbert Wetzlar ist tot«, klärte Schlosser seinen Mitarbeiter auf.
»Was? Wer hat ihn umgebracht? Und wieso stirbt schon wieder jemand an einem Freitagabend?«
»Ob er umgebracht worden ist, wissen wir noch nicht. Momentan sieht alles nach einem Verkehrsunfall aus. Er ist mit seinem Porsche unter einen Lastwagen gerauscht. Der Wagen steht jetzt in einer Außenstelle der KTU. Wir fahren am besten gleich mal hin. Kündige uns an, damit sie umgehend mit der Untersuchung loslegen.«
Der Hagere nickte nur und erledigte im Handumdrehen den Anruf.
»Schon wieder an einem Freitagabend?«
Dieser Satz Genkos ging ihm nicht mehr aus dem Kopf.
Als sie im strömenden Regen in den roten Ziegelgebäuden, die noch aus dem neunzehnten Jahrhundert stammten, erschienen, wurden sie umgehend in eine der Hallen gebracht, in denen kriminaltechnische Untersuchungen an Kraftfahrzeugen stattfanden. Mehrere Männer mit blauen Kitteln, dunkelblauen Plastikhelmen und weißen Plastikhandschuhen standen um ein flach gepresstes, zerfranstes Blechgebilde, bei dem man sich nur noch schwer vorstellen konnte, dass es sich einmal um einen schicken, schwarzen Sportflitzer gehandelt haben könnte. Einer der Männer hantierte mit einem kleinen Schweißbrenner und trennte in diesem Moment einen abstehenden Holm vorsichtig ab. Unzählige zerlegte, zerquetschte und verbeulte Einzelteile lagen bereits in der geräumigen Halle verstreut. Weiße Nummerntafeln kennzeichneten jedes Exponat. Überall waren rötliche Verfärbungen an den Teilen zu erkennen, die Michael Schlosser aufgrund seiner langjährigen Erfahrung sofort als Blutspritzer oder Blutspuren identifizieren konnte. Sein Magen drehte sich um, als er an einem großen Lederfetzen, der einmal ein intakter Sitz gewesen sein musste, deutlich ein Büschel Haare mit einem kleinen Lappen Kopfhaut sah. Schnell wendete er den Blick ab und ging auf einen stattlichen Blaukittel zu:
»Mahlzeit, Helmut. Wie ich sehe, seid ihr schon voll mit der Untersuchung im Gange.«
Der Angesprochene drehte sich zu ihm um und nickte ihm grimmig lächelnd zu.
»Richtig, Michael. Ah, Genko, du wagst dich auch mal in unsere geheiligten Hallen«, begrüßte er die beiden Beamten und fuhr fort: »Ich kann dir jetzt schon sagen, dass wir hier einen Fall vorliegen haben, der in euer Ressort fällt. An dem Wagen wurde eindeutig manipuliert, und das noch nicht einmal sonderlich geschickt. Ich würde sagen, es war eher stümperhaft
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