Todesschlaeger - Ein Golferkrimi
Vorstandskollegen tat ihm nun Leid:
»Nimm bitte die Worte von vorhin nicht ernst, Georg. Das war natürlich nur Quatsch. Ich bin in zwei Tagen wieder hier, dann gehen wir gemeinsam essen. Ich möchte dich unbedingt einladen. Einverstanden?«
»Oh ja. Darauf freue mich schon sehr«, bestätigte ihm der Dicke lächelnd und wollte ihn sanft zur Tür schieben.
»Hast du dir in die Hosen gemacht, Georg«, lachte Norbert Wetzlar los. »Du bist ja ganz nass auf deinem Oberschenkel.«
Bei diesen Worten zeigte er auf einen großen Wasserfleck auf dem Hosenbein Waldens.
»Ich war noch kurz auf der Toilette und habe mich beim Händewaschen beplempert. Das ist dir doch bestimmt auch schon mal passiert, oder?«, erklärte Walden, sichtlich etwas verlegen und fuhr verschwörerisch lächelnd fort: »Und nun zische endlich nach Dresden ab.«
»Bin schon weg, Georg, und vielen Dank noch einmal.«
Nach diesem Abschied öffnete er die Tür, rief noch einen kurzen Abschiedsgruß in Richtung Sekretariat und drückte auf den Knopf, der den Fahrstuhl rief. Wenige Minuten später stand er in der Tiefgarage bei seinem Fahrzeug. Vergnügt vor sich hin summend, öffnete er seinen Sportwagen, ein älteres, aber sehr flottes Modell der Serie 911 von Porsche, und sprang auf den tief liegenden Ledersitz. Mit einer schwungvollen Drehung des Zündschlüssels startete er den Wagen, der mit hartem, rennwagenähnlichem Geräusch zu dröhnen begann.
Kurze Zeit darauf verließ er das Werksgelände und fuhr mit leicht überhöhter Geschwindigkeit zur nächsten Autobahnauffahrt. Das Wetter war inzwischen saumäßig. Es war noch dunkler geworden und ein feiner Nieselregen hatte eingesetzt. Vergnügt vor sich hin pfeifend, reihte er sich in den spärlichen, verebbenden Feierabendverkehr ein. Bald würde er aus der Stadt heraus sein und dann würde er richtig Speed geben können, dachte er aufgeregt, und noch rechtzeitig bei seiner neuen Flamme sein können, einer hinreißenden, superblonden Sächsin, die mit Claudia Schiffer zu vergleichen war. Nur mit dem Dialekt war das so eine Sache.
Der Verkehr nahm kurz nach Grünau merklich ab und er stieg voll auf das Gaspedal. Mehrere Lastwagen belegten die rechte Spur, links war es herrlich leer. Die Tachonadel hatte gerade die zweihundert überschritten, als er durch einen rötlichen Blitz, der ihn von rechts vorne traf, jäh aus seinen Träumen gerissen wurde. Er fluchte lauthals vor sich hin. Ein Radargerät der Polizei hatte ihn erwischt, das wusste er nun. Das würde teuer werden. Diese elenden Wegelagerer, dachte er wütend und drehte seinen Kopf nach rechts zu dem versteckten Fahrzeug.
In diesem Moment zog in einer ziemlich kurzen Entfernung, im Verhältnis zu seiner hohen Geschwindigkeit, vor ihm ein Lastwagen, aus dessen Heckteil mehrere Stangen nebst einem roten, flatternden Wimpel herausragten, in seine Spur, um einen anderen zu überholen. Er drehte gerade den Kopf wieder zurück und blickte nach vorne, als er die neue Situation erfasste. Ein immenser Schreck durchfuhr seine Glieder. Ihm wurde siedendheiß. Mit voller Wucht trat er auf das Bremspedal. Einem kurzen, harten Druck auf dem bremsenden Fuß folgte das plötzliche Nachgeben bis auf das Bodenblech. Ein kurzes Anbremsen wurde schlagartig unterbrochen und er raste ungebremst mit fast zweihundert Kilometer in der Stunde auf den Sattelschlepper zu. Wie in Zeitlupe sah er die herausragenden Stangen und den verdreckten, roten Wimpel auf sich zukommen. Er hörte noch unwirklich das Bersten der Frontscheibe, dann umgab ihn plötzlich völlige Dunkelheit – Er spürte nur noch einen kurzen, heftigen Schmerz … und dann nichts mehr.
26
Michael Schlosser saß am Montagvormittag wie erstarrt an seinem Arbeitsplatz, hörte dem Prasseln des Regens zu und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Sein linkes Knie schmerzte wie schon lange nicht mehr. Seine Schmerztabletten schienen nicht mehr zu wirken.
Der Fall Herrmann Wetzlar war für ihn so unklar wie am ersten Tag. Es gab mehrere Kandidaten, die für diese Tat in Frage kamen, aber noch nicht den geringsten ernstzunehmenden Beweis. Dasselbe galt auch für den Mord an Mira Walden. Hier gab es weder Indizien noch die Gewissheit, dass die Fälle überhaupt in Beziehung zueinander standen. Genko Genske saß ihm gegenüber und kaute an einem Bleistift herum und brummte vor sich hin.
»Mist, verdammter! Wir drehen uns im Kreis, Chef«, sprach er ihn an. »Die Wetzlar und ihr Freund Peter
Weitere Kostenlose Bücher