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Todesschlaf - Thriller

Titel: Todesschlaf - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer Leo Strohm
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so, wie Mr. Cleveland in seiner Haustür vor ihnen stand, sah er aus, als gehörte er nirgendwo anders hin als Zeitung lesend hier in sein langweiliges, bürgerlich eingerichtetes Wohnzimmer - und nicht etwa in eine Verhörzelle der Polizei. Aber Murphy hatte genügend Erfahrung um zu wissen, dass es in den Verhörzellen der Polizei viele Menschen gab, die ganz genau so aussahen.
    »Wir kommen nicht von der Polizei«, versicherte Murphy. »Wir kommen von der Zeitung. Ich heiße Daniel Murphy und das hier ist …«
    »Annie Parker«, fiel Leary ihm ins Wort, genau wie die drei Male zuvor auch. Und mit den lockigen kurzen Haaren sowie der eng geschnittenen Bluse, der Weste und der Baumwollhose, die sie statt der üblichen engen Hosen und langen Sweatshirts trug, sah sie auch sehr viel mehr nach Annie Parker als nach Timmie Leary aus. »Wir würden Ihnen gerne ein paar Fragen über Restcrest stellen, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    Der Kerl war anscheinend durch nichts zu überraschen. »Aber natürlich«, sagte er. Sorgfältig faltete er die Zeitung zusammen und hielt ihnen die Tür auf.
    Murphy trat ein und versuchte, das Haus einzuschätzen. Das Innere war fast genauso fantasielos gestaltet wie das Äußere. Stabile, pastellfarbene Möbel, beige Teppiche und Vorhänge, dazu steife Familienbilder und gerahmte Landschaftsdrucke an den Wänden. Es duftete nach Haushaltsreiniger, altem Kaffee und Pfeifentabak. Alles war gepflegt,
aber abgenutzt, so, als wären die finanziellen Reserven der Besitzer schon seit langer Zeit erschöpft.
    Mr. Cleveland bot ihnen die hellblaue Couch mit Blumenmuster an und setzte sich wieder in seinen Sessel vor dem Fernseher.
    »Sie wollen wissen, wieso ich Dr. Raymond erschießen wollte.«
    Bei diesem Satz sah Murphy Leary richtiggehend zusammenzucken. Er war sich nicht sicher, ob er sie bedauern oder ein Gefühl der Befriedigung verspüren sollte. Damit war zumindest eine ihrer Fragen geklärt.
    »Nehmen Sie mir die Frage nicht übel«, sagte Leary nun und beugte sich nach vorne, »aber war denn die Polizei nicht schon längst bei Ihnen?«
    »Nein. Keine Menschenseele. Abgesehen natürlich von dem kleinenAdkins, aber das war ja nicht dienstlich. Er hatte gehört, dass Vater im Heim war, und hat sich überlegt, seine Mutter auch dort unterzubringen.Wollte meine Meinung hören.« Mr. Cleveland lächelte. »Ich hab versucht ihm zu erklären, was ich getan habe, aber er wollte mir überhaupt nicht zuhören. Ganz typisch für den Jungen. Hat immer schon total eingleisig gedacht. Er ist so wahnsinnig gerne Polizist. Und bei jedem Schritt macht er einen Heidenlärm.«
    Gegenwartsform. Vermutlich nicht der richtige Zeitpunkt, um ihn aufzuklären.
    »Aber sonst niemand«, hakte Leary nach und nahm den Gesprächsfaden wieder auf.
    Ein schnelles, entschiedenes Kopfschütteln. »Dabei müsste man doch eigentlich annehmen, dass sie mittlerweile dahintergekommen sind. Ich bin ja kein Fremder. Vater hat mit dem Vater von Chief Bridges zwanzig Jahre lang jeden Dienstag Bridge gespielt.«
    Stichwort: Das bleibt in der Familie. Offensichtlich hatte der Polizeichef sich gedacht, wenn Mr. Cleveland sich nicht
dazu äußern wollte, dass er das auch nicht wollte. Schließlich wusste er ganz genau, was aus Mr. Clevelands Vater geworden war.
    »Haben Sie mit irgendjemandem darüber gesprochen?«, wollte Murphy wissen.
    »Nur mit dem Pastor. Ich habe ihm gesagt, wie dämlich ich mich danach gefühlt habe. Ich habe noch nie zuvor etwas Ähnliches gemacht. Weiß auch nicht, was da über mich gekommen ist.«
    Leary lenkte das Gespräch behutsam auf den entscheidenden Punkt. »Ihr Vater...«
    Clevelands Züge wurden düster. Er schien ein wenig kleiner zu werden, als würde die Wahrheit ihn seiner Füllung berauben. »War schwer krank«, sagte er leise. »Schon seit sehr langer Zeit.«
    Learys Stimme wurde genau so sanft wie seine. »Ich weiß«, erwiderte sie. »Mein Vater lebt in Restcrest.«
    Cleveland tauschte ein leises, mitleidiges Lächeln mit ihr, das verriet, was sie beide gemeinsam hatten.Wovon Murphy keine Ahnung hatte. Er hielt weise den Mund und überließ Leary die Führung.
    »Dann wissen Sie ja Bescheid«, erwiderte Mr. Cleveland.
    Leary nickte nur.
    Cleveland seufzte. »Vater war ein außergewöhnlicher Mensch. Er hat in drei Kriegen gekämpft, hat einen Orden für seine außergewöhnliche Einsatzbereitschaft bekommen und war der Held seines gesamten Marine-Corps. Er hat mich mit Plato und Thomas von

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