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Todesschlaf - Thriller

Titel: Todesschlaf - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer Leo Strohm
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weit weg wohnten, hatte sie zunächst versucht, Davies zerknitterten Hintern aus der Station zu befördern, bis eine der anderen Schwestern ihr verraten hatte, wen sie da vor sich hatte. Davies schob sich die Drahtgestellbrille auf die Nase, murmelte etwas über Phase zwei, Endstadium, vor sich hin und betrat ohne jeden Gruß das Zimmer.

    Und dann, als Krönung der Merkwürdigkeiten, kam an einem Sonntagabend um neunzehn Uhr auch noch Mary Jane Arlington höchstpersönlich hereingeschneit. Sie trug Baumwollhosen mit rasiermesserscharfen Bügelfalten und eine pinkfarbene Seidenbluse und machte einen leicht nervösen Eindruck, als sie am Medikamentenschrank auf Timmie traf.
    »Ach … Sie … helfen hier aus?«, sagte sie blinzelnd.
    Timmie lächelte. »Sie haben hier Personalmangel. Man hat mich aus der Notaufnahme abgezogen.«
    »IhrVater... ähm, er ist doch nicht …«
    »Hier? Nein. Er ist auf seiner normalen Station.«
    »Oh, das ist gut. Das ist …« Mary Jane kniff die Augen zusammen und blickte Timmie genauer an. »Was ist denn mit Ihnen passiert?«
    Vermutlich die letzte Frage, die Timmie am heutigen Abend aus Mary Janes Mund erwartet hätte. »Man hat mich gestern von der Straße gedrängt.Wieso?«
    Mary Jane wurde tatsächlich blass. »Von der Straße gedrängt?«, fragte sie. »Absichtlich?«
    Timmie wusste nicht genau, was sie sagen sollte. »Ich hatte ganz den Eindruck.«
    Es schien einige Sekunden zu dauern, bis Mary Jane diese Information verdaut hatte.Timmie sah eine ganze Reihe von Reaktionen über ihre perfekten Gesichtszüge huschen - von Verwirrung über ungläubiges Staunen bis hin zu Abscheu. Was eines ganz deutlich werden ließ: Dieser Vorfall versetzte Mary Jane in deutlich größeres Erstaunen als sie selbst.
    »Das wusste ich nicht.« Sie fing beinahe an zu stottern. »Ich war im Urlaub, wissen Sie?«
    Nein, das hatte Timmie nicht gewusst. Sie wusste auch nicht, was sie von dem allen halten sollte. Mary Jane stand etwas linkisch vor ihr und ließ mit der einen Hand ihren Kugelschreiber
klicken, während sie die andere am Oberschenkel abwischte, als wäre sie feucht. Eindeutig aufgeregt. Eindeutig überrascht.
    »Sie müssen verstehen«, sagte sie und klickte noch schneller, »manche Leute verstehen vielleicht nicht … sie … könnten sich … bedroht fühlen …«
    Timmie wusste nicht, was Mary Jane ihr damit zu sagen versuchte. Aber als sie gerade den Mund aufmachen wollte, um zumindest irgendetwas Zustimmendes zu sagen, da drehte sich die Public-Relations-Chefin einfach um. Um sich, nachdem sie ungefähr drei Meter den Flur entlanggegangen war, noch einmal ihr zuzuwenden, mit einer Miene, aus der mehr Panik sprach als jemals zuvor. »Aber denken Sie immer daran«, sagte sie. »Alex ist Ihr Freund. Er ist die größte Hoffnung, die diese Menschen hier haben, egal, was geschieht.« Sie machte eine Pause, schien sich zu sammeln. »Egal, was geschieht.«
    Und das war’s. Timmie blieb zurück und hatte das schreckliche Gefühl, als hätte Mary Jane zwar nicht die geringste Ahnung, was dieser Kerl in Timmies Auto gesucht haben mochte, aber gleichzeitig eine sehr konkrete Ahnung, wer dahintersteckte. Und dass sie dachte,Alex Raymond sei irgendwie darin verwickelt.
    Wenn nicht sogar verantwortlich dafür.
     
    »Sie sind mir überhaupt keine Hilfe«, beklagte sich Murphy am nächsten Morgen, als sie ihm davon erzählte.
    Timmie schob ihm eine Tasse Kaffee hin und schenkte sich selbst auch eine ein. Sie traute ihrem Reaktionsvermögen noch nicht viel zu. In der Nacht hatte sie nur ein paar Stunden Schlaf gefunden und war in ihren Träumen unaufhörlich von diesen alten GOMERn, die sie am Abend zuvor betreut hatte, mit ausgestreckten Armen und umherbaumelnden Schläuchen durch den Flur gejagt worden, während
sie in unterschiedlichen GOMER-Tonlagen geschrien hatten.
    »Schwester, Schwester, Schwester …«
    »Hilfe, bitte, so helfen Sie mir doch, bitte, irgendjemand …«
    Und dazwischen eingestreut Mary Jane: »Er ist ihre einzige Hoffnung.«
    Sie brauchte keinen Seelenklempner, um zu verstehen, was das zu bedeuten hatte.Was aber auch nicht zu ihrer Beruhigung beitrug.
    »Haben Sie nicht gesagt, dass auf keinen Fall der Goldjunge dahinterstecken kann?«, sagte Murphy und trank, an den Küchentürrahmen gelehnt, seinen Kaffee.
    »Kann er auch nicht.«
    »Aber wenn er …«
    »Dafür ist es noch zu früh, Murphy«, sagte sie drohend. »Jetzt besuchen wir erst mal ein paar

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