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Todesschlaf - Thriller

Titel: Todesschlaf - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer Leo Strohm
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Aquin und Rousseau vertraut gemacht. Aber als er starb, war er völlig verwirrt.«
    »Sein Tod hat Sie also nicht überrascht«, sagte Leary leise und ganz ihm zugewandt. Ein Bild des ernsthaften Interesses, der Sorge, des Verstehens. Regungslos wie ein Spiegel saß sie da und Murphy wunderte sich. Noch nie hatte er sie so beherrscht erlebt.

    Mr. Cleveland schüttelte den Kopf, nahm die Brille von der Nase und rieb mit den Fingern an den Gläsern herum. Dabei konzentrierte er sich ganz auf die präzisen Bewegungen seiner Finger. »Ich habe nein gesagt«, begehrte er zaghaft auf.
    Leary beugte sich noch ein kleines Stückchen weiter vor. Murphy wagte nicht, die zerbrechliche Stille zu zerstören und ihr ein Stichwort zu geben. Das war auch gar nicht nötig. »Aber zuerst«, sagte sie mit noch leiserer Stimme, in der ihr ganzes Mitgefühl spürbar war, »zuerst haben Sie ja gesagt.«
    Als Mr. Cleveland den Kopf hob, standen Tränen in seinen Augen. »Wie konnte ich nur?«, sagte er. »Er war mein Vater. Ich habe ihn geliebt.Von ganzem Herzen.«
    Learys Lächeln war noch trauriger als sein Weinen. »Ich weiß.«
    Noch einmal, nur für einen Augenblick, entstand zwischen den beiden diese seltsame Verbundenheit zweier Kinder mit schlechtem Gewissen. Und Murphy, der sich fragte, welche Erinnerungsstücke wohl im Gedächtniskasten dieses Mannes gelegen hatten, saß daneben, ausgeschlossen, und beobachtete.
    »Ich glaube, Sie wollen uns erzählen, was genau geschehen ist«, sagte Leary und legte ihre Hand auf das gebügelte, zerknitterte Knie. »Wer hat Ihnen das Angebot gemacht, Mr. Cleveland?«
    Mr. Cleveland nahm den Blick nicht von seiner Brille.Auf sie konnte er gefahrlos all seinen Schmerz richten. »Ich weiß nicht«, sagte er. »Es war ein Telefonanruf. Früh am Morgen. Eine anonyme Stimme in der Dunkelheit, die mir einen Ausweg gezeigt hat.Vater war so krank und ich war finanziell so unter Druck. Dabei habe ich noch nicht einmal so viel gezahlt wie die Neuaufnahmen. Er war einer der letzten Alteingesessenen.«
    Der Alteingesessenen? Murphy wurde unruhig. Er hielt
aber still und wartete ab, bis Leary die Frage stellte, die nun kommen musste.
    »Was hat der Anrufer gesagt?«, wollte sie stattdessen wissen.
    »Nur … ob ich nicht darunter leide, meinen Vater so sehen zu müssen. Ob es nicht besser wäre, wenn er seinen Frieden hätte.«
    »Ein Mann oder eine Frau?«
    Zum ersten Mal seit dem Beginn seines Geständnisses hob Mr. Cleveland den Kopf. »Ich weiß nicht. Ist das nicht merkwürdig? Ich habe erst viel später darüber nachgedacht, als ich versucht habe … Sie wissen schon. Ich bin einfach davon ausgegangen, dass er es war. Ich meine, er ist schließlich Restcrest, verstehen Sie? Heute bin ich mir nicht mehr so sicher. Die Stimme am Telefon hat geflüstert, und der Tod meines Vaters hat Dr. Raymond fast noch mehr erschüttert als mich.«
    »Wie wurde das Angebot formuliert?«
    »Sie … sie haben mich gefragt, ob ich möchte, dass mein Vater Frieden findet. Und ich … und ich habe ja gesagt.«
    »Und wie haben Sie ihnen mitgeteilt, dass Sie Ihre Meinung geändert hatten?«
    »Sie haben noch einmal angerufen. Zu dem Zeitpunkt war ich schon vollkommen aufgelöst, weil mir klar geworden war, was ich da gesagt hatte. Womit ich sie beauftragt hatte. Ich habe gesagt, sie sollen es lassen, sollen es einfach vergessen. Ich würde es niemandem sagen, sie sollten nur meinen Vater in Ruhe lassen … aber sie haben nur angerufen, um mir zu sagen, dass jetzt alles in Ordnung sei. Dass Vater seinen … ähm … Frieden gefunden hatte. Ich schätze, danach bin ich ein bisschen ausgeflippt.«
    »Hat man Sie um Geld gebeten?«, wollte Leary jetzt wissen und überraschte Murphy damit aufs Neue. Daran hatte er nicht einmal gedacht.

    »Nein«, erwiderte Mr. Cleveland, und der Druck seiner Finger auf die wehrlosen Brillengläser bog das Gestell durch.
    »Glauben Sie, dass auch andere ähnliche Anrufe bekommen haben?«
    Zum ersten Mal zeigte sich ein Lächeln auf dem Gesicht des akkuraten, stillen Mannes. »Oh, ja. Ich weiß es. Ich bin in der Stadt etlichen Angehörigen begegnet, die offensichtlich dachten, ich wäre genau so erleichtert wie sie, dass jetzt alles vorbei war. Man müsste sie vielleicht fragen, ob sie Geld gespendet haben.«
    »Haben Sie?«, wollte sie wissen. »Gespendet?«
    Erröten. Zucken. Ein winziges Nicken. »Tausend Dollar.«
    Noch eine verständnisvolle Berührung. »Welche Familien waren das, Mr.

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