Todesschlaf - Thriller
was man brauchte, um sich aus solch einem Gefühlschaos zu befreien? Einfach das Angebot eines Killers ausschlagen? Vielleicht konnte sie sich mit anderen Alzheimer-Kindern darüber austauschen.
»Alles in Ordnung«, sagte sie, und es entsprach fast der Wahrheit.
Barbs Stimme klang, als würde sie lächeln. »Gut. Und jetzt: Wie können wir feststellen, wer dich angerufen hat?«
»Woher, zum Teufel, soll ich das wissen? Niemand außer Cindy hat ihn gesehen, er hat aus Alex Büro angerufen, das aber fest verschlossen war, als wir dort angekommen sind, und die Stimme des Anrufers würde ich nicht einmal dann wiedererkennen, wenn mein Leben davon abhinge.«
»Fingerabdrücke?«
»Ich werde Micklind darum bitten, aber wer sagt denn, dass seine Vorgesetzten überhaupt zulassen, dass er anfängt zu ermitteln? Wir haben das Gespräch nicht auf Band. Und außerdem, wollen wir wetten, dass Landry ein perfektes Alibi hat?«
Barb schnaubte widerstrebend. »Im Film sieht das alles immer viel einfacher aus. Na ja, was ist mit Ginny?«
»Ginny? Die Telefon-Nachtwache?«
»Ja, genau. Jeder, der auf den Ärzteparkplatz fährt, muss sich mit seinem Arbeitsausweis anmelden. Und dann leuchtet
der jeweilige Name auf der Telefonanlage auf, für den Fall, dass die betreffende Person angepiepst werden muss.«
Timmie bekam fast keine Luft mehr. »Und die Verwaltungsangestellten benutzen den Ärzteparkplatz?«
»Glaubst du, die stellen sich zu den niederen Chargen? Ich sag dir was. Ich besorge mir Ginnys Nummer und ruf sie an.«
»Du besorgst die Nummer. Ich rufe an. Ich habe mehr Fragen als du.«
Zehn Minuten später hatte sie eine verschlafene, aber freundliche Ginny am Apparat. »Na, Schätzchen, was kann die alte Ginny dir Gutes tun?«
Timmie bemühte sich nach Kräften, ruhig und gefasst zu klingen. »Kannst du dich noch erinnern, wie ich dich gestern Abend nach Dr. Raymonds Durchwahl gefragt habe?«
»Na klar, Süße.«
»Weißt du noch, ob ungefähr um diese Zeit irgendjemand vom Ärzteparkplatz ins Haus gekommen ist?«
Ginny musste runde fünf Minuten länger, als Timmie ertragen konnte, darüber nachdenken. »Ein paar Geburtshelfer«, sagte sie dann. »Wir haben heute Morgen Zwillinge gekriegt, hast du das gewusst?«
»Nein. Sonst noch jemand?«
»Hast du vielleicht jemand Bestimmten im Auge?«
»Mr. Landry?«
»Ach, schade, nein, Süße. An den würde ich mich erinnern. Beim letzten Mal, als ich ihn nachts hier gesehen habe, hat er eine unangemeldete Kontrolle durchgeführt und anschließend vier Leute rausgeworfen. Er war nicht hier.«
»Was ist mit Dr. Raymond?«
»Nein.Wie gesagt, er ist weg.Aber Ms.Arlington habe ich gesehen, als sie zum Flughafen fahren und ihn abholen wollte. Anscheinend hat sich irgendjemand sein Auto ausgeliehen.«
Dann war er also nicht zu Hause gewesen. Er hatte ein Alibi. Er hatte nichts damit zu tun.
Zumindest nicht mit diesem Anruf. Timmie stieß den Atem aus. Sie würde sich mit ihm unterhalten, wenn er vorbeikam und sein Auto abholen wollte, das sie noch nicht einmal benutzt hatte.
»Aber der andere Doktor war da«, sagte Ginny und hatte sofort Timmies volle Aufmerksamkeit.
Timmie schluckte. »Der andere Doktor?«
»Ja, klar. Er ist mir aufgefallen, weil sein Name gar nicht auf der Telefonanlage aufgetaucht ist Aber so gegen zwei habe ich ihn bei den Fahrstühlen gesehen, und da habe ich noch gedacht, hoppla, jetzt sehe ich ihn innerhalb von zwei Tagen schon zum zweiten Mal.Verstehst du?«
Timmie hielt den Atem an. »Wen denn, Ginny?«
»Na, Dr. Raymonds Partner. Dr. Davies.«
Als es zehn Minuten später an der Tür klingelte, saß Timmie immer noch auf demselben Fleck. Am liebsten wäre sie einfach sitzen geblieben und hätte gar nicht aufgemacht.
Davies hatte ihr angeboten, ihren Vater umzubringen? Davies war der Todesengel? Timmie wusste gar nicht, was sie damit anfangen sollte. Sie kannte ihn nicht gut genug, um Enttäuschung oder Wut zu empfinden. Sie hätte einfach nur gerne gewusst, welche Wirkung das auf Alex haben würde. Auf die Alzheimer-Einrichtung. Sie hätte gerne gewusst, wie sie das beweisen wollten.
Es klingelte erneut. Bevor Timmie die Tür öffnete, wollte sie schnell noch Murphy anrufen, doch der war nicht da. Sie hinterließ ihm eine Nachricht.
»Besorgen Sie sich sämtliche Informationen, die Sie über Dr. Davies kriegen können. Rufen Sie mich heute Nachmittag bei der Arbeit an.«
Als Timmie schließlich an ihrer Haustür anlangte,
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