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Todesschlaf - Thriller

Titel: Todesschlaf - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer Leo Strohm
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während sie sich setzte und anfing, die Akte durchzublättern.
    »Nein. Er wird erst morgen wieder zurückerwartet.«
    »Gab es sonst irgendwelche interessanten Besucher?«, schaltete sich Murphy ein.
    Penelopes Augen weiteten sich. »In der Nacht? In einem Altersheim? Was willst du hören, Süßer, Madonna vielleicht?«
    Timmie wertete das als Nein und konzentrierte sich auf ihre Lektüre.
    Überall um sie herum raschelten und wimmerten und schnarchten die Patienten. Das Licht war gedämpft, nur gelegentlich sah man in der Dunkelheit das grüne Leuchten eines Monitors und hörte das gleichmäßig an- und abschwellende Sirren der Infusionspumpen.
    Timmie hatte Orte wie diesen immer schon gehasst. Zu still, zu endgültig. Viel zu real. Doch heute, soweit Timmie sich erinnern konnte zum ersten Mal überhaupt, erschienen ihr die Bilder und Geräusche beruhigend. Fast so, als würde sie endlich erkennen, dass alles hier darauf ausgerichtet war, den Patienten im Endstadium einen sanften Übergang in den ewigen Schlaf zu ermöglichen. Ruhe und Frieden und Endgültigkeit. Sie hatten genügend Feuerwerk erlebt. Jetzt war es an der Zeit, das Licht zu löschen und sich zu verabschieden.
    »Hier«, sagte Timmie und deutete auf den Medikamentenplan. »Gladys hat ihr zehn Minuten vor dem Herzstillstand achtzig Milligramm Lasix gegeben, um die Blasenfunktion anzuregen.«
    »Ihre Nieren haben nicht mehr richtig gearbeitet«, meinte
Penelope. »Wir haben die Dosis in letzter Zeit öfter mal erhöht.Aber das hat sie bestimmt nicht umgebracht. Sie hatte ja nicht einmal mehr die Möglichkeit zu pinkeln.«
    »Das Lasix nicht«, erwiderte Timmie mit einem abschätzenden Blick auf den Beweismittelbehälter. »Aber das Digi. Ich hoffe, da drin liegt ein Lasix-Röhrchen, das randvoll ist mit Digoxin. Und da das Lasix eine Konzentration von zehn Milligramm pro Kubikzentimeter hat, wären es acht Kubikzentimeter Lasix gewesen. Wenn aber stattdessen 250 Mikrogramm Digoxin pro Kubikzentimeter enthalten waren, dann hätte Gladys Alice eine Dosis von 2000 Mikrogramm Digoxin verpasst, also das Achtfache der üblichen Dosis … und hier steht, dass Alice einen Digi-Wert von 1,85 hatte, womit sie unter therapeutischem Aspekt sowieso am Anschlag war …«
    Penelope machte ein entsetztes Gesicht. »Das hätte sie niemals überlebt. Oh, mein Gott, das arme Ding.«
    »Kein Wort, zu niemandem«, mahnte Timmie. »Erst müssen wir das beweisen.«
    »Ich bin zu allem bereit«, sagte Penelope, und in ihren sanften Augen funkelte plötzlich die Wut. »Ich dulde nicht, dass meinen armen, alten Leuten so etwas angetan wird.«
    Viel hätte nicht gefehlt und Timmie wäre in Tränen ausgebrochen. Sie fühlte sich wie Lot auf der Suche nach nur einem Gerechten, der drei Sekunden vor dem Einsetzen des Schwefelregens fündig geworden war. »Vielen Dank, Penelope. Wir schaffen das. So, und wenn Sie nichts dagegen haben, dann fertige ich jetzt eine durch und durch illegale Kopie dieser Akte an, bevor irgendjemand mit weitaus weniger menschenfreundlichen Motiven sie an sich nehmen kann.«
    »Es ist nicht Dr. Raymond«, insistierte Penelope.
    Timmie lächelte. »Ich weiß. Aber jemand anders.«
    Timmie kopierte die entscheidenden Seiten und reichte
die Kopien an Murphy weiter, der sie in der Innentasche eines Zwillingsbruders seines abgerissenen Jacketts verstaute. Dann wurde es Zeit, nach möglichen Überraschungsgästen zu suchen. Da der einzige Zugang der war, den auch Timmie und Murphy benutzt hatten, machten sie sich auf den Weg zurück in die Notaufnahme.
    Als sie dort ankamen, saß keine Sekretärin mehr hinter dem Empfangsschalter. Vielmehr hatten sich Ellen und Cindy, beide in der gleichen, grünen Krankenhauskluft, mit dem Rücken zur Tür daraufgesetzt. Ein sicheres Zeichen dafür, dass die Notaufnahme leer war. Und nicht nur das - da auch die Lichter und die Bildschirme ausgeschaltet waren, herrschte eine regelrecht gespenstische Atmosphäre.
    Timmie und Murphy waren schon fast am Tresen angelangt, bevor die beiden Krankenschwestern aufsahen. »Was macht ihr denn hier?«, wollte Cindy wissen.
    Ellen, die neben ihr saß, schreckte auf. »Timmie, ist was passiert? Bist du in Ordnung? Geht es um deinen Daddy?«
    »Mir geht es gut«, versicherte Timmie. »Ich wollte nur kurz nach meinem Dad schauen. Warum bist du denn immer noch hier, Cindy? Arbeitest du nicht eher abends?«
    Cindy zuckte mit den Schultern und sah abwechselnd von Timmie zu Murphy und wieder

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