Todesschlaf - Thriller
Murphy ein, ob Timmie nun wollte oder nicht.
»Weil ich schon mal in einem Krankenhaus gearbeitet habe, wo so etwas vorgekommen ist. Alex ist einfach nicht der Typ dafür.«
»Wo denn?«, meinte Murphy.
»In Chicago, vor Johns Tod.«
»Unsere Notizen vergleichen wir später«, schlug Timmie vor. Das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnten, war, dass Cindy die Situation, mit der sie es jetzt und hier zu tun hatten, zu übertrumpfen versuchte, so viel war ihr klar. »Ellen, warum hast du gedacht, es sei Alex?«
»Er und Dr. Davies haben darüber gesprochen, wie dringend sie neues Forschungsmaterial benötigen. Und er war irgendwie immer in der Nähe, wenn einer seiner Patienten entschlafen ist.«
»Er war doch sowieso immer in der Nähe.« Cindy ließ nicht locker.
»War er heute Nacht auch hier?«, wollte Timmie wissen.
Die beiden anderen tauschten einen Blick. »Nein. Wieso?«
»Weil der Anruf aus dem Krankenhaus gekommen ist.«
»Vorhin habe ich Landry bei den Fahrstühlen gesehen«, sagte Cindy. »In einem schwarzen Jogginganzug.«
»Mm-hmm. Danke.«
Timmie wollte sich bereits auf den Weg in Richtung Fahrstuhl machen, um diese Theorie zu überprüfen, da wurde sie von Ellen am Arm gepackt. Immer noch wütend über die Heimlichtuerei drehte sie sich zu ihrer Freundin um.
»Tut mir leid«, sagte Ellen. »Ich bin einfach nicht so stark wie du, Timmie. Ich hab’s versucht.«
Timmie spürte den starken Drang zu lachen, ungefähr so wie Barb, nachdem sie festgestellt hatte, dass das ihr Exmann war, der da vor ihr auf dem Behandlungstisch lag. Manchmal war Lachen das Einzige, was man machen konnte. Timmie war sauer auf Ellen, weil diese genau das getan hatte, was sie selbst sich den ganzen Tag lang gewünscht hatte, tun zu können.
»Ist schon okay, Ellen«, sagte sie so ruhig wie irgend möglich. »Jetzt wissen wir ja Bescheid. Und egal, was dahintersteckt, wir werden dem ein Ende bereiten.«
Ellen lächelte.
Cindy runzelte die Stirn. »Und ich sage immer noch, es ist Landry.«
Timmie hörte ihr jedoch gar nicht zu. Sie war schon auf dem Weg in die Vorstandsetage.
»Mann, oh Mann«, sagte Murphy im Gehen. »Sie verschwenden aber auch gar keine Zeit, wenn Sie erst mal im Schwung sind, oder?«
»Klappe halten, Murphy.«
»Es gibt da nur noch eine Frage, die Sie bis jetzt noch nicht beantwortet haben.«
»Und die wäre?«
»Was glauben Sie , wer Ihnen angeboten hat, Ihren Vater umzubringen?«
22
Es war kurz vor Sonnenaufgang, als Barb anrief. »Was ist denn los?«, sagte sie. »Ich wäre auch selbst vorbeigekommen, aber ich hatte eine Doppelschicht in der Stadt. Murphy hat gesagt, er regelt alles.«
»Das hat er also gesagt, ja?«, meinte Timmie, die im Halbschlaf an ihrem Küchentisch saß.
»Er hat gemeint, dass du damit wahrscheinlich nichts zu tun haben willst. Also, was, zum Teufel, ist denn da los?«
Timmie starrte in ihren Kaffee, ohne jedoch viel zu sehen. »Wie wär’s, wenn ich dir die Kurzform liefere?«
Selbst die nahm fünfzehn Minuten in Anspruch.
»Und, war es Landry?«, wollte Barb wissen, nachdem Timmie fertig war.
»Frag mich was Leichteres. Außer Cindy hat ihn niemand gesehen.«
»Na, prima. Die ideale Zeugin. Wahrscheinlich hat sie Stein und Bein geschworen, dass er mit Elvis zusammen war. Okay, was noch?«
»Heute Vormittag kommt Conrad vorbei, um sich die Schachtel mit Alices Medikamenten abzuholen. Ich glaube, sie wird mir fehlen. Mittlerweile ist sie mir ans Herz gewachsen, wie eine Art stummes, aber freundliches Haustier, verstehst du?«
»Du bist, glaube ich, der einzige Mensch, dem ein Chamäleon noch zu laut ist. Ich habe verfolgt, wie die offiziellen Stellen mit Alices sterblichen Überresten Heiße Kartoffel spielen. Van Adder will sie nicht haben, weil er sich für nicht zuständig erklärt hat. Alex will sie nicht freigeben, bis die offenen Fragen in Bezug auf ihren Digi-Wert geklärt sind. Der lag übrigens bei 6,7.«
Timmie pfiff durch die Zähne. »Stell dir mal vor, wie
hoch der noch gestiegen wäre, wenn sie nicht einfach den Löffel abgegeben hätte, so langsam, wie ihr Stoffwechsel mittlerweile gearbeitet hat.«
Es entstand eine kleine Pause. »Als wir das letzte Mal miteinander gesprochen haben, warst du nicht ganz so munter wie jetzt.«
Timmie überlegte eine Minute lang. »Kann gut sein.«
»Wie geht’s deinem Dad?«
Sie dachte über die Frage nach und stellte fest, dass sie fast ohne Schuldgefühle darauf antworten konnte. War das alles,
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