Todesschlaf - Thriller
zurück. »Nur ein kleiner Besuch. Du kennst mich doch.«
Das war richtig. Cindy ging nach dem Ende ihrer Schicht nur selten gleich nach Hause und hing lieber noch ein bisschen bei ihren Kolleginnen herum als in ihrer Wohnung zu sein. Deshalb tauchte sie auch so oft bei ihren Freundinnen auf.
Nachdem Timmie klargeworden war, dass sie auf jeden Fall noch in der Notaufnahme vorbeischauen musste, hatte sie sogar mit Cindys Angewohnheit gerechnet. So konnte sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Oder zwei Telefonate mit einer Frage erledigen.
»Du besuchst doch um diese Uhrzeit nicht deinen Dad«, sagte Ellen und klang dabei fast schon vorwurfsvoll.
Na gut.Warum nicht jetzt gleich? Gar nie wäre zwar besser gewesen, aber Murphy hatte eine Frage in den Raum gestellt, die einer Antwort bedurfte.
»Ich habe heute Abend einen Anruf bekommen«, sagte Timmie und lehnte in der offenen Tür des Eingangsbereichs, die Schachtel immer noch auf die Hüfte gestützt und Murphy zur Sicherheit in ihrem Rücken. »Jemand hat mir angeboten, meinen Vater umzubringen, wenn ich im Gegenzug den Morden in Restcrest nicht weiter nachgehe.«
Nun, sie hatte auf eine Reaktion gehofft. Und sie bekam eine, in Stereo. Ellen erbleichte und Cindy blieb der Mund offen stehen.
»Das würde er niemals machen!«, protestierte Ellen.
»Aber natürlich würde er das«, widersprach Cindy wie aus der Pistole geschossen.
»Wer würde das niemals machen?«, fragte Timmie nach, und Ellen erbleichte noch ein bisschen mehr.
Es dauerte noch einen Augenblick, bis sie sprechen konnte, und dann sah sie tatsächlich so aus, als würde sie jeden Augenblick in Ohnmacht fallen. Timmie wartete einfach ab.
»Tut mir leid«, sagte Ellen im Flüsterton und warf Murphy einen ängstlichen Blick zu. »Ich habe getan, was ich konnte.«
Timmie hätte ihr am liebsten eine Ohrfeige verpasst. Oder, noch besser, einfach losgeheult. »Du hast Murphy angerufen und ihm gesagt, dass hier etwas nicht stimmt.«
Jetzt war Cindy empört. » Ich habe ihn angerufen«, widersprach sie.
Ellen redete weiter, als hätte sie Cindy gar nicht gehört. »Ich wusste einfach nicht, was ich machen sollte. Du hast gesehen, wie Alice gestorben ist. Du hast gesehen, wie plötzlich das kam. Sie war nicht einmal krank! Und das geht
schon den ganzen Sommer so, Timmie. Was hätte ich denn machen sollen?«
Timmie hatte Mühe, ihre Wertschätzung für Ellen nicht vollständig über Bord zu werfen. Ellen, die nicht den Mut aufgebracht hatte, ihren Patienten mehr zu helfen als sich selbst. »Die Polizei verständigen?«
Ellen schüttelte den Kopf, verängstigt, handlungsunfähig. »Ist dir eigentlich klar, was dann passiert wäre? Das einzige Krankenhaus in der Stadt hätte mich gefeuert. Ich muss doch für meine Kinder sorgen.«
»Bis vor ein paar Wochen hast du mit keinem Menschen darüber gesprochen.«
»Ich habe ihn angerufen!«, beharrte Cindy. »Weil ich weiß, wer es war.«
Timmie schaute sie nicht einmal an. »Wer denn?«
»Landry natürlich, dieser verlogene, betrügerische, geldgierige Scheißhaufen. Der würde alles tun, damit es nach seinem Kopf geht.«
Na ja, zumindest hatte sie ihn keinen Nigger genannt. Und Timmie musste feststellen, dass Cindys Wut angesichts des bisherigen Gesprächsverlaufs ziemlich übertrieben wirkte.
»Betrügerisch?«, fragte sie.
Cindy weinte Tränen der Anspannung. »Ich hasse ihn.«
»Und Mary Jane?«, sagte Timmie, als ihr einfiel, wen Cindy kürzlich erst im Verdacht hatte.
Diese sagte nichts, sondern schickte nur wütende Blicke in die Gegend. Ach, du großer Gott, dachte Timmie. Sie musste sich unbedingt Notizen machen. Innerlich um Geduld flehend wandte sie sich wieder Ellen zu, deren Äußerungen zumindest irgendeinen Sinn ergaben.
»Du bist meine Freundin«, sagte sie. »Wieso bist du nicht zu mir gekommen?«
»Weil du ihn liebst.«
Timmie starrte sie mit offenem Mund an. »Wen liebe ich?«
Ellen ertrug ihren Blick nicht länger. »Ich habe keine Beweise«, sagte sie schwach. »Keine richtigen.«
Timmies Magen sackte ihr bis hinunter in die Fußsohlen. »Alex?«, sagte sie und ihre Stimme klang sehr schrill. »Du glaubst, dass Alex für all das verantwortlich ist?«
»Landry ist es«, insistierte Cindy heulend.
»Landry ist es nicht«, beschied ihr Timmie. »Er ist noch nicht lange genug hier.«
»Aber Alex ist es auf gar keinen Fall«, beharrte Cindy. »Das hätte ich garantiert gemerkt.«
»Wie denn das?«, schaltete sich
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