Todesschlaf - Thriller
Großmütterchen sollte sich entweder mit einem guten Rechtsanwalt oder aber gleich mit dem Staatsanwalt in Verbindung setzen.«
Timmie stellte plötzlich fest, dass sie auf einem Stuhl saß, auch wenn sie nicht wusste, wie sie da hingekommen war. »Mein Gott.Wir haben Beweise.«
»Aber keine Identität.«
»Keine Fingerabdrücke?«, sagte sie.
»Ein halber Zeigefinger und ein Daumen.Was meinst du, wie groß stehen die Chancen, dass sie von unserem Übeltäter stammen?«
Timmie seufzte. »Gleich null. Eigentlich müssten da Dutzende Fingerabdrücke drauf sein, von den verschiedensten Leuten, die diese Flasche schon einmal in der Hand gehabt haben. Unser Mann muss sie abgewischt haben. Die Abdrücke sind garantiert von Gladys.«
»Unser Mann?«
»Davon gehen wir im Moment aus.«
»Was kann ich sonst noch tun?«
»Ich sage dir Bescheid. Grazie , Conrad. Ich würde dir jetzt einen dicken Schmatz auf den Mund geben, wenn du da wärst.«
»In einer halben Stunde ist das zu schaffen«, versicherte er ihr. »Wenn ich einen Hubschrauber nehme in einer Viertelstunde.«
Timmie lachte. »Ach, wär das schön, Caro . Aber ich stecke hier bis zu den Achselhöhlen in einem Alligatorbecken. Vielleicht später.«
»Also, dann ciao, ciao, bambina . Und, Timmie, mein Herzblatt? Sei vorsichtig. In deinem Krankenhaus treibt ein böser Mensch sein Unwesen.«
Und dabei hatte er noch nicht einmal ihre Freundinnen kennen gelernt.
Nach einer kurzen Pause rief Timmie bei Murphy an, aber sein Anschluss war nicht erreichbar. Anscheinend forderte das Eis mittlerweile auch von den öffentlichen Installationen in der Umgebung seinen Tribut. Gott sei Dank war ihr Vater gleich nebenan und in Sicherheit.
Angesichts der Gespräche, die sie die ganze Zeit führte, konnte es jedoch nichts schaden, kurz nachzusehen.
Cathy hatte Dienst und berichtete, dass alles in Ordnung war, dass man alles im Auge hatte und wachsam war, dass ihr Vater glücklich und zufrieden war und seine Schar von Pflegern und Pflegerinnen mit einer Eugene-O’Neill-Retro spektive bei Laune hielt.Timmie hoffte von ganzem Herzen, dass das der Wahrheit entsprach. Sie konnte auf sich selbst aufpassen, und Meghan war bei Walter in Sicherheit. Aber Joe war verletzlich. Ganz besonders jetzt, wo Timmie ihn auf den Präsentierteller gehoben hatte.
»Neuer Patient in Zimmer fünf«, dröhnte es aus dem Lautsprecher.
Timmie hob den Kopf. Das war ihr Zimmer. Sie wollte gerade aufstehen, als sie das Geräusch hörte. Ein hohes, ungleichmäßiges Heulen. Ein GOMER-Schrei. Um ein Haar hätte sie sich wieder hingesetzt. Ob das die Strafe des Himmels war oder eher die Strafe der Kollegen? Sie stellte keine Fragen, sondern ging zu dem Patienten, der schon auf sie wartete - abgemagert, unrasiert und mit leerem Blick.
Zwanzig Minuten später spürte Mattie sie auf. »Da ist eine gewisse Gladys für dich am Telefon. Irgendwas wegen eines Medikaments?«
Timmie hob den Blick aus den Bergen von Handtüchern und Bettlaken, die sie gerade zusammenlegte. Sie hatte ihren Patienten als Erstes gründlich waschen müssen, vom Kopf bis zu den Zehen, weil das schon lange niemand mehr gemacht hatte.
Mattie zog eine Grimasse. »Das ist wirklich eine Strafe, weißt du das?«
Timmie stopfte die restlichen Laken in den Wäschesack und band ihn zu. »Genau das habe ich auch gerade gedacht.«
»Andererseits - ich kriege anscheinend jedes Mal Sheena, die Königin des Dschungels. Sie liegt gegenüber, auf der anderen Seite des Flurs.«
Timmie streckte sich und ging zum Telefon. »Sheena, hmm? Ist sie wirklich so schön wie alle sagen?«
Mattie schnaubte. »Nur, wenn du auf Brustbehaarung und Adamsapfel stehst.«
Wenigstens darüber konnte Timmie lachen. Sie stellte den Wäschesack vor die Tür von Zimmer fünf und griff nach dem Telefon. »Hallo?«
»Timmie? Sie wollten wissen, was Alice für Medikamente bekommen hat?«
»Ja, Gladys.«
Timmie lugte während des Telefonats um die Ecke, um einen Blick auf Sheena zu erhaschen, die sich - deutlich über eins achtzig groß - mit einem falschen Leopardenfell-Mantel, einer langen, schwarzen Perücke sowie roten Stilettos ausstaffiert hatte. Genau das Richtige, um sich im Dschungel unsichtbar zu machen, dachte Timmie.
»Tja, also, ich habe heute Nachmittag mit der pharmazeutisch-technischen Assistentin gesprochen«, sagte Gladys
aufgeregt. »Die, von der wir immer unsere Lieferungen bekommen.«
»Mm-hmm.«
Timmie hatte außerdem festgestellt, dass
Weitere Kostenlose Bücher