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Todesschlaf - Thriller

Titel: Todesschlaf - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer Leo Strohm
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keinen Strom und die andere Hälfte kein Streusalz und keinen Halt auf den steilen, gewundenen Straßen. Das Licht der Straßenlaternen wurde von einem tief hängenden, grauen Himmel zurückgeworfen und tauchte die ganze Welt in einen hellen Schimmer. Eine Schönheit, die Timmie draußen an der Küste fast schon vergessen hatte. Eine Kälte, die einfach durch ihre Jacke drang.
    »Deinen Blick, als Sheena ohne Pelz aus diesem Zimmer gekommen ist, den werde ich nie vergessen«, prustete Mattie.
    »Den Pelz hatte er ja noch«, widersprach Timmie und
wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. »Aber seine Kleider, die hatte er vergessen.«
    Matties Lachen klang hoch und schrill. »Dass unser Defibrillator entführt worden ist, darüber werden wir niemals wegkommen, meine Liebe.«
    Timmie lachte noch heftiger und wäre um ein Haar auf dem Hinterteil gelandet. »Ich hab mir schon vorgestellt, wie die Lösegeldforderung aussieht. Mit einem Bild von ihm, auf dem er die Zeitung von heute in seinen kleinen Elektroden hält …«
    Mattie verpasste ihr eine Kopfnuss. »Hör auf! Ich habe gedacht, du bist komplett verrückt, als du ihn nach draußen hast gehen lassen. Aber, meine Güte, in dem Moment, als er auf das Glatteis gekommen ist, da hat sich dieses Rollbett in einen Schlitten verwandelt.«
    »Er hätte eine Superzeit hingelegt, wenn er nicht am Fuß des Hügels gegen diesen Notarztwagen geprallt wäre.« Timmie zog ihren Schlüsselbund hervor und blies warmen Atem auf ihre kalten, klammen Finger. »Sei vorsichtig auf der Treppe. Ich habe auch nicht besser gestreut als die Stadt.«
    Sie klammerten sich aneinander und an das eisglatte Verandageländer, um nicht auszurutschen. Timmie machte einen Schritt über die knarrende Diele hinweg und zog die Fliegengittertür auf.
    »Bist du heute Abend eigentlich mit deinen Nachforschungen weitergekommen?«, wollte Mattie wissen.
    Timmie lächelte beinahe wohlwollend. »In der Tat. Ich sehe das Licht am Ende des Tunnels, und dieses Mal ist es kein Güterzug.«
    Kein Güterzug. Ein Hochgeschwindigkeitszug, der Timmie mit voller Wucht überrollte, als sie die Haustür aufmachte und sah, dass das Licht brannte.
    »Raus hier«, sagte sie spontan und streckte Mattie die Hand entgegen.

    »Was?«
    Sie hatte das Licht ausgemacht, bevor sie gegangen war. Sie hatte niemanden im Haus zurückgelassen. Aber da war jemand.
    »Was …«
    Timmie hielt inne. Soeben hatte sie die Wand gesehen.
    Die Rosentapete ihrer Großmutter, besprenkelt mit Blut.
    »Nein. Oh nein.«
    Ihr erster Gedanke war, dass ihr Vater hergekommen war. Dass er sich aus Restcrest davongestohlen hatte, während sie mit dem ganz normalen Wahnsinn zu kämpfen gehabt hatte, und seinen Versuch, sich das Gehirn aus dem Schädel zu blasen, mit diesem mächtigen alten Fünfundvierziger aus dem obersten Fach ihres Flurschranks vollendet hatte.
    »Timmie?« Mattie war dicht hinter ihr und konnte es noch nicht sehen. Sie konnte auch das plötzliche, erschrockene Pochen von Timmies adrenalingepeitschtem Herzen nicht hören. Der Geruch jedoch, der war für jede Notaufnahmeschwester eindeutig erkennbar. Süßlich, schwer, kupfern. Der Geruch nach Gewebe und Blut und Zerstörung.
    »Ach du großer Gott …«
    Timmie sah Füße, die in Mokassins mit Quasten steckten. Eine graue Nadelstreifenhose. Lange Beine. Sie konnte sich nicht von der Stelle rühren. Sie konnte nicht hinsehen.
    Sie konnte nicht wegsehen.
    Seine Hirnmasse und sein Blut hatten sich überall auf der Wand verteilt. Sein Körper lag quer auf ihrem Wohnzimmerboden, die Hose vom Urin dunkel gefärbt, die Augen weit aufgerissen und blind, die rechte Seite seines Schädels einfach verschwunden. Und in unmittelbarer Nähe seiner rechten Hand lag die alte Fünfundvierziger ihres Vaters.
    »Ach, du mein lieber Vater im Himmel«, flüsterte Mattie zutiefst bestürzt. »Timmie, wer ist denn das?«

    Timmie bekam keinen Ton heraus. Sie versuchte Luft zu holen und begann dann zu schluchzen. »Jason. Mein Exmann.«

23
    »Wie soll ich das bloß Meghan beibringen?« Timmies Frage war an niemand Bestimmten gerichtet.
    In einem bis unter die Decke mit Polizisten, Kriminaltechnikern und Sanitätern vollgestopften Raum machte sich niemand die Mühe, ihr eine Antwort zu geben. Also wiederholte sie ihre Frage auch nicht noch einmal.
    Jason war tot. Jason, der während der letzten zehn Jahre der Mittelpunkt und der Treibstoff ihres Lebens gewesen war. Der Mann, den Timmie in ihren Bann gezogen,

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