Todesschlaf - Thriller
eine Frau war.«
»Oder Mary Jane und Alex und Davies einschließlich sämtlicher Restcrest-Schwestern. Oder die Restcrest-Schwestern und Ellen und Cindy und ich, weil wir drei gelegentlich oben im Pflegeheim ausgeholfen haben. Gladys sagt, dass die verschiedenen Todesopfer auch von verschiedenen Krankenschwestern betreut worden sind, also haben wir vielleicht in Schichten gearbeitet.«
»Wäre das denkbar?«, wollte er wissen.
Timmie hätte am liebsten laut gelacht. Doch es wollte nicht so recht klappen. »Ich weiß nicht«, sagte sie dann. »Ich weiß überhaupt nichts mehr.«
Bis auf eines. So sehr Murphy sich gewünscht hatte, dass Alex der Täter war, so sehr wünschte sich Timmie, dass Davies dahintersteckte. Davies, den sie nicht kannte. Dessen Selbstsucht und Kurzsichtigkeit und Feigheit für sie weder Enttäuschung noch Verletzung bedeuten konnten. Davies, der jeden Bewohner dieser Stadt umbringen könnte, ohne dass es etwas Persönliches wurde.
»Es gibt da noch etwas, was wir bedenken müssen«, sagte Murphy. »Ich kann verstehen, dass Victor umgebracht wurde, da er ja zum Schweigen gebracht werden sollte. Ich kann auch verstehen, dass der Mord an Jason eine Warnung sein sollte. Aber was ist mit dem anderen Mord?«
Dass Timmie so lange brauchte, bis sie den naheliegenden Schluss zog, zeigte nur, wie sehr sie der Mord an Jason mitgenommen haben musste. Dass sie es im Verlauf der letzten Wochen immer mehr vergessen hatte, zeigte, wie bizarr die ganze Angelegenheit geworden war.
Timmie musste erst Murphys Blick folgen, der zusah, wie Ellen sich von den Gastgebern verabschiedete, damit ihr wieder einfiel, wodurch sie überhaupt auf die Idee gekommen war, unbequeme Fragen zu stellen.
»Oh Gott«, sagte sie leise und der Magen sackte ihr in die Kniekehlen. »Das habe ich ja komplett vergessen.«
Murphy nickte. »Warum wurde Billy ermordet?«
Einen Augeblick lang schienen die beiden unfähig, etwas anderes zu tun als geradeaus zu starren. »Kann es sein, dass Ellen dadurch so eingeschüchtert war, dass sie den Mund gehalten hat?«, sagte Murphy schließlich.
»Sie meinen, ob der Mord als Botschaft an sie gedacht war?« Timmie schüttelte den Kopf. »Das ist wieder einmal eines dieser Wahrnehmungsprobleme. Ich bin die Einzige im gesamten uns bekannten Universum, die glaubt, dass Billy Mayfield ermordet wurde. Aber falls dieser Mord Ellen Angst einjagen sollte, meinen Sie nicht, dass sie das irgendwie
erwähnt hätte, als sie zugegeben hat, dass sie es war, die Sie angerufen hat? Und falls der Mord an Billy ein Geschenk war, damit sie den Mund hält, warum hätte sie dann überhaupt etwas sagen sollen?«
»Sie hat es ja auch nur im Schutz der Anonymität getan. Und vergessen Sie nicht: Cindy behauptet, dass sie die geheimnisvolle Anruferin gewesen sei.«
Timmie seufzte. »Cindy würde sogar die Erfindung der Herz-Lungen-Massage für sich in Anspruch nehmen, wenn das möglich wäre. Nein, ich glaube, ich würde mich gerne mit Ellen unterhalten, bevor sie geht.«
Murphy folgte ihr, während sie zu Ellen trat, der Cindy gerade in den Mantel half.
»Ellen«, begrüßte Timmie ihre Freundin. »Ich muss dir eine wichtige Frage stellen.«
Ellen erstarrte, die eine Hand nur halb im Ärmel. »Natürlich, Schätzchen.Was gibt es denn?«
»Bist du von irgendjemandem bedroht worden, damit du nichts über die Vorgänge in Restcrest ausplauderst?«
Ellen musste nicht einmal blinzeln. »Nein. Ich muss zugeben, dass ich schreckliche Angst gehabt und immer damit gerechnet habe, dass irgendjemand dahinterkommt, dass ich bei Murphy angerufen habe. Aber ich habe nichts dergleichen mitbekommen.«
»Ich hatte auch Angst«, sagte Cindy. »Du glaubst mir zwar nicht, aber ich habe auch angerufen. Ich wollte auch gerne etwas beisteuern.«
»Wieso kommst du ausgerechnet jetzt damit?«, wollte Ellen wissen.
Und natürlich war es Murphy, der alle Etikette außer Acht ließ. »Es hat Ihnen also niemand angeboten, Ihren Exmann für immer aus dem Weg zu räumen, wenn Sie den Mund halten, richtig?«
Ellen klappte den Mund auf. Sie ließ den Arm sinken, sodass
der Mantel auf dem Boden schleifte. Sie wurde so blass, dass Timmie fürchtete, sie könnte jeden Moment umkippen.
»Was sagen Sie da?«
Timmie brachte keine Antwort zustande. Genauso wenig wie alle anderen auch. Bis Ellen schließlich reagierte. Sie klappte den Mund zu, öffnete ihn erneut, versuchte zu sprechen, brach ab. Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
»Ich
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