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Todesschlaf - Thriller

Titel: Todesschlaf - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer Leo Strohm
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spielte dabei geistesabwesend mit ihrem Kugelschreiber. »Aber ich kann es auch nicht ändern. Also lassen Sie uns doch über Mr. Cleveland sprechen, der schon seit geraumer Zeit hier unten in einem Behandlungszimmer liegt. Nicht, dass mir seine Gegenwart lästig wäre, aber ich glaube, er würde ganz gerne ein bisschen weiterkommen.«
    »Ich habe aber andere Prioritäten«, gab Van Adder giftig zurück.
    Na klar, Öl- und Reifenwechsel. Der Leichenbeschauer des Verwaltungsbezirks Puckett County war nebenbei auch der Besitzer einer Autoreparaturwerkstatt, gar nicht zu reden von seinem privatwirtschaftlichen Notarztwagen-Service und dem Abschleppunternehmen.
    »Moment mal«, sagte er plötzlich. »Haben Sie gesagt, Sie heißen Leary?«
    »Leary-Parker«, verbesserte sie ihn, als ob das etwas nützen würde.
    Er überhörte es, aber das war ihr sowieso klar gewesen. »Sie sind aber nicht Joe Learys Kleine, oder etwa doch?«
    »Ganz recht, Sir.«
    »Gibt’s doch nicht. Na, wieso haben Sie das denn nicht gleich gesagt? Wie, zum Teufel, geht’s ihm denn?«
    »Ihm geht’s gut, ganz prima.«
    »Sehr schön.«Van Adder kicherte zufrieden. »Der ist was Besonderes, Ihr Daddy, wissen Sie?Wegen ihm mag ich Poesie , ist das zu glauben? Hat Sie nach irgend so’nem Sportler benannt, stimmt’s?«

    »Ganz recht, Sir.«
    Der nächste Lacher, herzhaft und viel sagend. »Na klar. Wer sonst, wenn nicht Joe? Also, er kommt aus Restcrest?«
    Timmie brauchte eine Sekunde, bis sie in Gedanken wieder bei dem kleinen Mr. Cleveland war, der so still und leise in Zimmer fünf lag.
    »Aus Restcrest. Ganz recht, Sir.«
    Restcrest war die relativ einfallslose Bezeichnung für die Alzheimer-Pflegestation, die an das Memorial Medical Center angeschlossen war.
    »Also dann, lassen Sie ihn laufen.«
    Timmie war für einen Augenblick sprachlos. »Wollen Sie denn gar nichts über ihn wissen?«, sagte sie dann.
    Van Adder schnaufte ungeduldig. »Was müsste ich denn Ihrer Meinung nach wissen? Er ist alt, er hat eine Vollmeise und er ist tot. Ein echtes Glück für seine Angehörigen, oder etwa nicht?«
    Timmie sah das durchaus ähnlich, aber das tat hier nichts zur Sache. »Machen Sie es sich mit allen Todesfällen so leicht?«
    »Wieso nicht? Für die komplizierten kriege ich auch nicht mehr Geld.«
    Timmies verdutztes Lachen klang eher wie Hundegebell. »Sie wollen mich verarschen.«
    Van Adder schenkte ihr einen Augenblick kalten Schweigens. »Passt Ihnen das vielleicht nicht, Miss Leary?«
    Oh nein, das passte ihr ganz und gar nicht. In jedem anderen Verwaltungsbezirk in der Umgebung wurden Fälle wie dieser mit Hilfe eines ausgezeichneten Systems gerichtsmedizinisch erfasst und bearbeitet, eines Systems, das dem Verfahren, das sie aus Los Angeles kannte, zumindest ebenbürtig war. Aber ausgerechnet hier musste sie es mit einem Volltrottel zu tun bekommen.
    Timmie rieb sich zur Beruhigung mit dem Zeigefinger
über den Nasenrücken und überlegte kurz, ob sie Mr. Van Adder vielleicht wissen lassen sollte, dass sie sich als so genannte »forensische Krankenschwester«, also als Krankenschwester mit einer kriminaltechnischen Zusatzausbildung, von einem Leichenbeschauer keine unverschämten Antworten gefallen lassen musste. Aber genauso schnell ließ sie diese Idee wieder fallen. Sie wusste, mit wem sie es zu tun hatte. Das Memorial hatte sie auch deshalb eingestellt, um die Modernisierung der Notaufnahme voranzutreiben, und man hatte ihr gesagt, dass es an der einen oder anderen Stelle Schwierigkeiten geben könnte. Ihr war nur nicht klar gewesen, dass es ihr so schwerfallen würde, den Mund zu halten.
    »Letztendlich sind Sie dafür zuständig«, willigte sie schließlich hölzern ein.
    »Das sollten Sie sich vielleicht merken«, bellte Van Adder zurück. »Sie hätten die Leiche schon vor einer Stunde freigeben können. Der alte Cleveland war seit hundert Jahren krank und ist seit ein paar Stunden tot und wandert direkt in dieses Riesenlabor in St. Louis, wo sie sein Gehirn in Scheibchen schneiden. Das gehört zu den Aufnahmebedingungen von Restcrest, oder hat man Ihnen das nicht gesagt?«
    »Man hat es mir gesagt.«
    »Dann war’s das?«
    Timmie warf einen Blick auf die lange Liste mit Informationen, die sie aufgrund ihrer langjährigen praktischen Erfahrung zusammengestellt hatte, und biss sich auf die Zunge. »Schätze schon.«
    »Gut. Dann grüßen Sie Ihren Daddy von mir.«
    Timmie legte auf und fragte sich gleichzeitig, was wohl geschehen

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