Todesschrei
mit mir vor?
»Wer sind Sie?«, krächzte Warren, und Munch hielt ihm eine Flasche Wasser an die Lippen. Warren wollte den Kopf wegdrehen, doch Munch packte sein Kinn und hielt ihn mit erstaunlicher Kraft fest. Seine dunklen Augen verengten sich, und nackte Angst ließ Warren erstarren.
»Es ist nur Wasser«, knurrte Munch. »Diesmal ja. Also trink schon.«
Warren spuckte ihm das Wasser ins Gesicht und wappnete sich, als der Mann die Faust hob. Aber dann ließ Munch die Hand sinken und zuckte die Achseln. »Du trinkst schon irgendwann. Ich brauche eine feuchte Kehle.« Warren leckte sich über die Lippen. »Und warum?« Munch verschwand hinter ihm, und Warren hörte etwas rollen. Kurz darauf wurde eine Videokamera an ihm vorbeigeschoben und in etwa zwei Meter Entfernung ausgerichtet. Und zwar direkt auf sein Gesicht. »Warum?«, fragte Warren noch einmal.
Munch blickte durch das Objektiv und trat zurück. »Weil du schreien sollst.« Er zog eine Braue hoch, doch seine Miene blieb völlig ausdruckslos. »Schreien tun sie alle. Und du wirst das auch.«
Entsetzen durchfuhr ihn, doch Warren kämpfte dagegen an.
Bleib ruhig. Du wirst ihm nie entkommen, wenn du nicht ruhig bleibst.
Munch war verrückt.
Sei nett zu ihm, dann kannst du dich vielleicht irgendwie befreien.
Er zwang sich zu einem Lächeln. »Kommen Sie, Munch, Sie lassen mich gehen, und wir sind quitt. Behalten Sie ruhig die Schwertkampfszene, die wir schon abgedreht haben. Ich will Ihr Geld nicht.«
Munch sah ihn noch immer ausdruckslos an. »Ich hätte dich sowieso nicht bezahlt.« Er verschwand wieder, kam jedoch kurz darauf mit einer weiteren Kamera zurück. Warren dachte unwillkürlich daran, wie Munch ihm den Kaffee in die Hand gedrückt und darauf bestanden hatte, dass er ihn trank.
Es ist nur Wasser. Diesmal ja.
Plötzlich stieg Zorn in ihm auf und verdrängte vorübergehend die Furcht. »Sie haben mich betäubt«, zischte er und holte tief Luft.
»Hilfe! Hilf mir doch jemand!«,
brüllte er so laut er konnte, doch das heisere Krächzen, das aus seiner Kehle drang, war erbärmlich und sinnlos.
Munch schwieg, reagierte nicht, sondern installierte eine dritte Kamera, so dass sie von oben herab zeigte. Jede seiner Bewegungen war methodisch, präzise. Ohne Hast. Ohne Furcht.
Und Warren begriff, dass niemand ihn hören konnte. Sein heißer Zorn ebbte ab und machte eiskalter Angst Platz. Warren begann zu zittern. Er musste hier raus. Es musste eine Möglichkeit geben. Etwas, das er sagen konnte. Tun konnte. Anbieten konnte. Oder er würde flehen. Um sein Leben.
»Bitte, Munch, ich werde alles tun, was Sie wollen ... « Seine Stimme verebbte, als die Erkenntnis in seinen Verstand drang.
Schreien tun sie alle.
Ed Munch. Alles zog sich in ihm zusammen, als ihn die Verzweiflung überkam. »Sie heißen gar nicht Munch. Edvard Munch, der Maler.« Das Gemälde einer makabren Gestalt, die gequält die Hände gegen die Wangen presste, schoss ihm durch den Sinn.
Der Schrei.
»Es wird Münk, nicht Munch ausgesprochen, aber das scheint niemanden zu stören. Niemand begreift, wie wichtig die Einzelheiten sind«, fügte er verächtlich hinzu. Einzelheiten. Darüber hatten sie schon einmal gesprochen, als Warren gegen die kratzige Unterwäsche protestiert hatte. Auch das Schwert war echt gewesen.
Ich hätte diesen Mistkerl damit erlegen sollen.
»Authentizität«, murmelte Warren, als er sich an das erinnerte, was er für die Marotte eines verschrobenen alten Mannes gehalten hatte. Munch nickte. »Aha. Jetzt hast du verstanden.«
»Was haben Sie vor?«, fragte Warren.
Munch zog einen Mundwinkel hoch. »Das merkst du noch früh genug.«
Warren hatte Mühe zu atmen. »Bitte. Bitte, ich tue alles, was Sie wollen. Aber lassen Sie mich gehen.« Munch erwiderte nichts. Er schob einen Wagen mit einem Bildschirm hinter die erste Kamera und überprüfte konzentriert und gelassen den Fokus jeder einzelnen. »Das können Sie nicht machen«, brach es verzweifelt aus Warren heraus. Wieder zerrte er an den Stricken, bis seine Handgelenke brannten und die Arme aus den Gelenken zu springen schienen. Die Stricke waren dick, die Knoten unnachgiebig. Er würde sich nicht befreien können. »Das haben die anderen auch gesagt. Aber ich habe es gemacht, und ich werde weitermachen.« Die anderen. Es hatte andere gegeben. Überall hing der Geruch des Todes in der Luft und verspottete ihn. Hier waren andere gestorben. Und auch er würde hier sterben.
Nein! Bitte nicht.
Er hatte noch
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