Todesschrei
Wange.«
Vito nahm es. »Danke, Katherine. Ich wollte Sophie nicht ins Leichenschauhaus schicken.«
»Weil er sie so mag«, fügte Nick mit komischem Unterton hinzu, und Katherine lächelte.
»Natürlich mag er sie. Sie ist mein kleines Mädchen.« Sie warf Vito einen bedeutungsvollen Blick zu. »Vergiss das ja nicht, Vito. Sie ist mein kleines Mädchen.« Mit dieser Warnung verließ sie in Begleitung von Scarborough den Raum. »Ich hole Sophie her, damit sie sich das Foto ansehen kann, dann verschwinden wir«, sagte Vito. Er trat zur Tür und blieb wie angewurzelt stehen. »O Mist.«
Mittwoch, 17. Januar, 19.10 Uhr
Sophie und Katherine saßen nebeneinander auf einer Bank vor dem Konferenzraum.
Vito ging vor Sophie in die Hocke. Sie war sehr blass. »Ich war auf dem Weg in die Cafeteria, als ich einen Anruf bekam, der auch für dich wichtig war. Ich kam hinauf, wollte klopfen ... « Sie zuckte die Achseln. »Und hörte die Schreie. Es geht jetzt schon wieder. Ich bin nur ein wenig aufgewühlt.«
Vito nahm ihre Hände. Sie waren kalt. »Das tut mir leid. Du hättest das nicht hören sollen.«
Katherine zog sie auf die Füße. »Komm, Schätzchen. Du kommst mit mir nach Hause.«
»Nein, ich muss zu Gran.« Jetzt entdeckte sie, dass die anderen sie beobachteten, und erwiderte die Blicke finster und gleichzeitig verlegen. »Hört auf. Ich war bloß schockiert. Wo ist das Foto, das ich mir ansehen wollte?« »Sophie. Das musst du heute nicht mehr machen«, sagte Katherine.
»Hör auf,
Katherine«, fauchte Sophie. »Ich bin keine fünf mehr.« Sie riss sich zusammen und seufzte. »Entschuldige. Aber behandele mich bitte nicht wie ein Kind.
Bitte.«
Sie machte sich los und betrat den Konferenzraum. Katherine sah ihr gekränkt hinterher.
»Es ist schwer zu ertragen, wenn die Kinder erwachsen werden«, murmelte Liz, und Katherine lachte leise. »Vielleicht behandele ich sie ja tatsächlich, als sei sie noch fünf, aber dieses Bild ist in meiner Erinnerung am stärksten präsent.« Sie warf Vito einen Blick zu. »Ich arbeite mit scharfen Instrumenten. Bring mich nicht dazu, sie zweckentfremdet einzusetzen.«
Vito zog den Kopf ein. »Niemals, Ma'am.« Er folgte Sophie in den Raum, wo sie bereits das Foto von Interpol betrachtete. »Das ist nicht Sanders.« Er wollte das Interpol-Foto wegnehmen, aber ihre Hand packte sein Gelenk und hielt es fest.
»Vito, ich kenne diesen Mann. Das ist Kyle Lombard. Ich habe dir doch die Liste von Namen gegeben, weißt du noch? Lombards Name stand auch darauf.« »Ja, ich weiß. Wir haben nach ihm gesucht, aber bisher erfolglos. Liz«, rief er, »kommen Sie bitte her. Und du bist sicher, Sophie?«
»Ja. Und das ist auch der Grund, warum ich hinaufgekommen bin, um mir dir zu reden. Wegen des Anrufs. Im Grunde waren es zwei. Der erste war von Amanda Brewster. Sie schrie mich an, sie wusste genau, dass Alan bei mir sei. Er ist wohl nicht zum Essen nach Hause gekommen. Ich habe jedenfalls einfach aufgelegt. Und nicht einmal zwei Minuten später klingelte das Handy wieder. Diesmal war es Kyles Frau.«
»Kyles
Frau?«
»Ja.« Sophie seufzte. »Sie beschuldigte mich, mit Kyle eine Affäre zu haben.«
Vito verengte die Augen. »Wie bitte?« »Sie sagte, sie habe gehört, wie Kyle am Telefon über mich sprach, und sie wolle verdammt sein, wenn sie erlauben würde, dass ich ihr den Mann wegnehme, wie ich es bei den Brewsters versucht habe.« Sie zuckte die Achseln, als er die Brauen hochzog. »Amanda hat damals gern und viel über das kleine Flittchen gesprochen, das versucht hat, ihre glückliche Musterehe zu zerstören. Eigentlich wussten es alle. Kyles Frau erzählte, Amanda habe sie gestern angerufen, um ihr zu sagen, dass ich offenbar wieder auf den Plan getreten bin. Und nun bauen sie eine Wagenburg um ihre ach so intakten Ehen.«
»Mir scheint, dass Kyle und Clint von Brewster weit mehr gelernt haben als nur Ausgrabungstechniken«, bemerkte Vito trocken und erhielt ein schiefes Lächeln zum Dank. »Ich habe am Montag mit Clint Shafer gesprochen. Du hast Alan am Dienstag getroffen. Auch Kyle ist heute Abend nicht zum Essen erschienen, daher hat seine Frau seinen Verbindungsnachweis überprüft und festgestellt, dass er mit Clint gesprochen hat. Sie hat Clints Frau angerufen, die wiederum
seine
Verbindungen durchgesehen und Kyles Frau schließlich meine Nummer im Museum weitergegeben hat. Übrigens erwähnte Kyles Frau, dass auch Clint nicht nach Hause gekommen ist.«
»Aber
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