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Todesschrei

Todesschrei

Titel: Todesschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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Ihr Gefühl sagte ihr, dass diese zwei Dinge zusammenhingen.
    Vito warf seine Autotür zu, kam zu ihr und nahm ihren Arm.
    »Du wirst mir erzählen, worum es eben ging, nicht wahr?«, fragte sie.
    »Ja, aber nicht jetzt. Bitte, Sophie. Nicht jetzt.« Sie musterte sein Gesicht im Schein der Straßenlaterne. Sie sah Schmerz in seiner Miene und Schuld. Schuldgefühle kannte sie, verstand sie. Sie wusste außerdem, dass Katherine sie niemals hätte mit Vito gehen lassen, wäre sie nicht überzeugt, er könne seiner Beschützerrolle gerecht werden. »Gut. Aber beruhige dich bitte. Du könntest Anna aufregen, und das kann sie momentan gar nicht gebrauchen.« Sie schob ihre Finger in seine. »Und ich auch nicht.«
    Er atmete ein paar Mal ein und aus, und als sie zum Empfang kamen, wirkte er gelassen. Sophie trug sie ein. »Miss Marco. Wie geht's Gran heute?«
    Schwester Marco zog die Brauen zusammen. »Wie immer. Sie ist boshaft und zänkisch.«
    Sophie erwiderte den finsteren Blick. »Oh, vielen Dank. Hier entlang, Vito.« Sie führte ihn durch die sterilen Flure und war sich bewusst, dass die anderen Schwestern ihnen neugierig nachsahen.
Von wegen neugierig. Sie sabbern ja fast.
»Sieh ihnen bloß nicht in die Augen«, murrte sie, »oder sie fallen über dich her wie ausgehungerte Kojoten. Sie kriegen nicht jeden Tag so eine Augenweide zu sehen.« Er lachte leise. »Danke für die Warnung.« Sophie hielt vor Annas Zimmer an. »Vito, sie sieht nicht mehr so aus wie früher. Nicht einmal annähernd. Das solltest du wissen.«
    »Ich verstehe.« Er drückte ihre Hand. »Gehen wir hinein.«
    Anna döste vor sich hin. Sophie setzte sich auf die Bettkante und berührte .ihre Hand. »Gran. Ich bin da.« Anna schlug die Augen auf, und die eine Seite des Mundes versuchte ein zittriges Lächeln. »Sophie.« Ihr Blick wanderte aufwärts und noch weiter aufwärts, bis sie Vitos Gesicht sah. »Wer ist das?«
    »Vito Ciccotelli. Ein ... Freund. Vito ist Opernfan, Gran.« Annas Blick wurde sanfter. »Ah. Setzen Sie sich doch bitte«, sagte sie nuschelnd. »Sie möchte, dass du dich setzt.«
    »Ich habe sie verstanden.« Vito setzte sich und nahm Annas Hand in seine. »Ich habe Sie als Kind in
L'Orfeo
in der Academy gesehen. Ihr >Che faro< hat meinen Großvater zum Weinen gebracht.«
    Anna musterte ihn. »Und Sie? Haben Sie geweint?« Vito lächelte. »Ja. Aber verraten Sie es nicht weiter.« Anna erwiderte das Lächeln. »Ich kann ein Geheimnis für mich behalten. Erzählen Sie mir etwas, Vito.« Sophies Kehle verengte sich, als Vito von der Oper zu erzählen begann und in Annas Augen ein Leuchten trat, das lange nicht mehr zu sehen gewesen war. Viel zu bald steckte Schwester Marco den Kopf durch die Tür. »Zeit für die Abendmedikamente, Dr. Johannsen. Sie sollten jetzt gehen.«
    Anna stieß verächtlich den Atem aus. »Diese Frau.« Vito hielt noch immer Annas Hand. »Sie macht nur ihren Job, Miss Shubert. Aber ich würde sehr gern wiederkommen.«
    »Das dürfen Sie. Aber nur, wenn Sie mich Anna nennen.« Ihr gesundes Auge verengte sich leicht. »Oder Gran.« Sophie verdrehte die Augen. »Gran.« Aber Vito lachte nur. »Mein Großvater wäre jetzt so neidisch auf mich. Ich sitze bei der großartigen Anna Shubert. Ich komme wieder, sobald ich kann.« Sophie beugte sich vor und küsste Anna auf die Wange. »Sei lieb zu Schwester Marco, Gran. Vito hat recht - sie macht nur ihren Job.«
    Annas Lippen bildeten eine dünne Linie. »Sie ist bösartig, Sophie.«
    Sophie warf Vito einen beunruhigten Blick zu, und dieser neigte nachdenklich den Kopf. »In welcher Hinsicht, Anna?«
    »Sie ist gemein und abscheulich. Und grausam.« Das war nichts, was Sophie nicht schon vorher gehört hatte. Plötzlich zitterten Sophies Hände. Dass Vito Annas Bemerkung nicht einfach abtat, machte ihr zusätzliche Sorgen.
    »Schlaf, Gran. Ich werde sehen, was ich wegen Schwester Marco unternehmen kann.«
    »Du bist ein liebes Kind, Sophie.« Anna schenkte ihr ein halbes Lächeln. »Komm bald wieder. Und bring den Mann dort mit.«
    »Bestimmt, Gran. Ich hab' dich lieb.« Sie küsste auch ihre andere Wange, eilte hinaus und hielt erst an ihrem Wagen an. Vito war die ganze Zeit nur einen Schritt hinter ihr gewesen.
    »Du hast nicht mit der Schwester gesprochen«, bemerkte er ruhig.
    »Was hätte ich sagen sollen? Misshandeln Sie meine Großmutter?« Sophie hörte selbst, wie hysterisch ihre Stimme plötzlich klang, und sie seufzte. »Sie würde ja doch nur alles

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