Todesschrei
vertraut.« Er machte auf dem Absatz kehrt und verschwand und ließ die sprachlose Sophie einfach stehen.
Sie schüttelte den Kopf. Angst vor Theo zu haben, das war doch einfach lächerlich. Aber es stimmte - sie wusste wirklich nichts über die Albrights.
Komm schon, Sophie.
Simon war dreißig Jahre alt, sein Vater ein Richter gewesen. Theo war gerade achtzehn und der Urenkel eines berühmten Archäologen. Sie benahm sich wirklich albern. Theo war nur ein seltsamer Jugendlicher. Aber dennoch ... Sie fand die Axt, die Theo für die Kisten gebraucht hatte, und legte sie in Reichweite. Es konnte nicht schaden, auf alles vorbreitet zu sein ... selbst wenn Officer Lyons in der Nähe war.
Dutton, Georgia, Samstag, 20. Januar, 8.45 Uhr
»Daniel. Der ist von Mom.«
Daniel blickte auf. Susannah und er sortierten die Post seiner Eltern, und er erkannte sofort den Briefbogen, den Susannah in der Hand hielt. Er stammte aus dem Hotel, in dem seine Eltern in Philadelphia gewohnt hatten. »Sie hat dir geschrieben? Und an sich selbst geschickt? Warum?« Susannah nickte. »Sie schreibt, sie hat dir auch einen Brief geschickt.« Sie durchsuchte ihren Stapel, fand den Brief und reichte ihn ihm.
Während Daniel ihn öffnete, hielt sie ihren an die Nase. »Er riecht nach ihrem Parfüm.«
Daniel schluckte. »Ich mochte das Parfum immer gern.«
Er überflog den Brief, und ihm rutschte das Herz in die Hose, obwohl er froh war, dass sie ihm eine Information gab, die ihnen beiden gefehlt hatte. »Sie wusste, dass Dad Simon nicht wirklich suchte, hatte aber nicht mehr die Kraft, ihm überallhin zu folgen.«
»Sind das dieselben Briefe?«, fragte Susannah.
Sie hielten beide nebeneinander. »Sieht so aus. Sie wollte anscheinend kein Risiko eingehen.«
»Sie hat zwei Tage lang in dem Hotel gesessen und darauf gewartet, dass Dad zurückkam«, murmelte Susannah. »Wahrscheinlich hat er sich mit Dad getroffen.« »Aber ich war nur zwei Autostunden weit weg.« Susannah klang gekränkt. »Sie hat sich zwei Tage lang Sorgen gemacht und Angst gehabt und mich kein einziges Mal angerufen.«
»Simon war immer schon ihr Liebling. Und ich verstehe mich selbst nicht, aber es tut immer noch weh, dass sie nur Schwarz oder Weiß kannte. Entweder sie liebte uns, oder sie liebte Simon.«
»Und bis zum Ende hat sie fest daran geglaubt, dass er eigentlich ein guter Mensch war.« Susannah legte den Brief mit einer wütenden Bewegung auf den Tisch. »Und bis zum Ende hat sie ihm vertraut.« Tränen quollen aus ihren Augen. »Dad war verschwunden, und sie ist trotzdem zu Simon gegangen.«
Daniel stieß den Atem aus. »Und er hat sie umgebracht.«
Wenn Du das liest, bin ich wahrscheinlich tot. Wenn Du das liest, hast Du zumindest die Befriedigung, dass Ihr in Bezug auf Euren Bruder recht gehabt habt.
»Sie hat sich mit ihm getroffen, und er hat sie umgebracht.« Er sah seine Schwester an, ohne seine Verbitterung verbergen zu können. »Manchmal denke ich, sie hat bekommen, was sie verdient hat.«
Susannah senkte den Blick. »Das habe ich auch bereits gedacht. Aber wirklich vertraut hat sie ihm nicht, sonst hätte sie diese Briefe nicht schreiben müssen. Sie hat sie an sich selbst geschickt, so dass sie sie hätte vernichten können, falls ihr Treffen mit Simon ganz harmlos und nett abgelaufen wäre. Niemand hätte dann von ihren Zweifeln an dem unbescholtenen Charakter ihres Lieblings erfahren müssen.« »Aber sie hatte ja nichts zu verlieren - gestorben wäre sie ohnehin bald.« Auch Daniel warf den Brief auf den Tisch. »Das Einzige, worauf sie freiwillig verzichtet hat, war mehr Zeit mit uns.«
»Und Simon läuft noch frei herum.«
Daniel zögerte. Er hatte schon den ganzen Morgen versucht, es ihr zu sagen.
Komm, spuck 's aus und bring es hinter dich.
»Da ist noch was, Suze. Ich wollte nicht darüber nachdenken, aber ich habe die ganze Nacht an nichts anderes gedacht. Erinnerst du dich? Ciccotelli hat uns erzählt, man hätte Claire Reynolds, unsere Eltern und zwei leere Gräber entdeckt. Was er uns aber nicht gesagt hat, ist, dass sie sie zusammen mit sechs anderen Toten gefunden haben.«
Susannas Augen weiteten sich. »Du meinst, das Gräberfeld, das man ... Ich habe es in den Nachrichten gesehen. Aber ich ... ich habe es nicht mit uns in Verbindung gebracht. Wie dumm von mir.«
»Ich bin ja auch erst diese Nacht darauf gekommen. Ich war wahrscheinlich viel zu schockiert über die Erkenntnis, dass Simon noch am Leben ist.« Er setzte sich
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