Todesschrei
zu suchen anfangen und irgendwann die richtigen Informationen verknüpfen. Sie waren nicht dumm. Und wenn sie nur intensiv genug ermittelten, würden sie herausfinden, dass unter seinem Grabstein ein anderer lag. Simon hatte sich oft gefragt, wer wohl dort beerdigt worden war, wen sein Vater - sozusagen - als Ersatz verbuddelt hatte. Als er zum ersten Mal seit zwölf Jahren wieder nach Dutton zurückgekehrt war, um die vermeintliche Reise seiner Eltern zu inszenieren und ihren Computer zu präparieren, hatte es ihn gelockt, selbst nachzusehen, aber natürlich hatte er es nicht getan.
Sein Vater war zu ihm gekommen, aber Susannah und Daniel würde er sich holen müssen. Wo sie zu finden waren, wusste er. Daniel besaß ein kleines Haus in Atlanta, während Susannah in einer Wohnung in Soho lebte. Daniel war das »Gesetz«, Klein-Susannah die »Ordnung«. Lag and Order.
Artie hätte eigentlich mächtig stolz sein müssen.
Aber unter der achtbaren Richterrobe war er genauso verdorben gewesen wie ich.
Daniel und Susannah mussten verschwinden. Aber zunächst hatte er noch eine Kleinigkeit zu erledigen. Die Polizei hatte ihn fliehen sehen, aber nicht als Frasier Lewis, sondern als den alten Mann. Und die einzige noch lebende Person, die ihn in dieser Rolle gesehen hatte, war ... Dr. Sophie Johannsen. Seine Augen verengten sich. Wohin er sich auch wendete - stets rannte er in diese Frau hinein. Warum hatte sie sich auch einmischen müssen? Alles war nach Plan gelaufen, bis Sophie Johannsen angefangen hatte, sich nach Schwarzmarktantiquitäten zu erkundigen. Sie wusste viel zu viel, und er würde nicht eher Ruhe geben, bis sie zum Schweigen gebracht worden war. Er verzog den Mund. Im Übrigen hatte sie ein tolles Gesicht, sehr ausdrucksstark. Sie hätte Schauspielerin oder Model werden sollen. Nun, bald würde sie ein Star sein. Und dass er dadurch auch diesem Cop, diesem Ciccotelli, auf die Zehen treten konnte ... Er lächelte. Bonuspunkt.
Vielleicht bekomme ich sogar ein Extraleben.
Simon lachte in sich hinein. Wieder zufrieden mit sich, stieg er aus dem Fahrzeug und ging ins Pflegeheim.
Samstag, 20. Januar, 16.15 Uhr
Liz verzog schmerzlich das Gesicht, als Vito und Nick das Großraumbüro betraten. »Oh ... Jungs.« »Nur ein paar kleine Schrammen«, sagte Vito. »Wir haben Glück gehabt. Verletzt wurden nur Van Zandts Anwalt, zwei Passanten und wir. Die Passanten wurden im Krankenhaus behandelt und schon wieder entlassen.« »Und der Anwalt?«, fragte Liz.
»Der wird wieder«, sagte Nick. »Er war einige Schritte hinter Van Zandt, als der Mann in die Luft ging.« Vito setzte sich müde an den Tisch. »Und wir sind nur von ein paar kleineren Granatsplittern gestreift worden.« »Bev und Tim und ein halbes Dutzend anderer sind auf der Jagd nach ihm, aber ...« Liz ließ den Satz unvollendet. Nick schüttelte den Kopf. »Das Schwein rennt verdammt schnell mit seiner Prothese. Das hat mich überrascht. Dann ist Van Zandt explodiert. Das hat mich noch mehr überrascht.«
»Was zum Teufel ist da passiert? Sie sollten doch auf ihn aufpassen!« Staatsanwältin Maggy Lopez stürmte herein, blieb jedoch wie angewurzelt stehen, als sie die beiden sah. »Ach, du lieber Himmel.«
»Simon hat bereits auf Van Zandt gewartet.« Vito rieb sich den Nacken. »Er hat ihm die Granate in die Tasche gesteckt. Die CSU hat Fragmente gefunden. Ich denke, wir können davon ausgehen, dass das Ding genauso eins ist wie das, durch das der Junge, den wir noch nicht identifiziert haben, gestorben ist.«
Nick ließ sich auf seinen Stuhl fallen und schloss die Augen. »Tut mir leid, Maggy.«
Lopez musterte beide mitfühlend. »Das ist nicht nötig. Van Zandt wäre auch ohne unseren Plan wahrscheinlich auf Kaution freigekommen. Wir hatten nicht genug stichhaltige Beweise. Nicht bei all den anderen Faktoren. Und was jetzt?«
Nick warf Vito einen Blick zu. »Plan B? Stacy Savard?« Vito schnaubte. »Wir wissen ja nicht einmal, wo wir sie finden können.«
Liz grinste. »O doch. Als Sie im Krankenhaus waren, hat man sie hergebracht.«
Vito setzte sich kerzengerade hin. »Wir haben Stacy Savard? Hier?«
»Ganz genau. Wir haben ihren Wagen im Parkhaus am Flughafen gefunden. Offenbar wollte sie den nächstbesten Flug nehmen und aus dem Land verschwinden. Wenn Sie so weit sind, gehört sie Ihnen.«
Vito lächelte grimmig. »Und ob ich so weit bin. Ich kann's gar nicht erwarten, mit diesem eiskalten Biest zu sprechen.«
Samstag, 20. Januar,
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