Todesschrei
nicht, dass Sie sich wegen des Alters Sorgen zu machen brauchen.« Sie wischte sich die Hände an der Jacke ab. Ihre Jeans waren durchnässt, aber sie schien es nicht zu bemerken. Sie hatte gesagt, sie fühle sich »aufgekratzt«, und Vito konnte sehen, wie ihre klaren grünen Augen vor Energie förmlich sprühten. »Dann los.«
Und damit machte sie sich an die Arbeit, scannte langsam und mit Präzision das Höhenmaß des ersten Grabes, und Vito begriff, warum diese Arbeit so lange dauern würde.
Aber wenn sie etwas fänden, gäbe es für sie alle noch sehr viel Arbeit mehr.
Jen verharrte plötzlich reglos. »Sophie«, sagte sie eindringlich.
Johannsen hörte auf und blickte auf den Bildschirm. »Hier ist der Rand von irgendetwas. Der Boden hat sich abrupt verändert. Vielleicht drei Fuß tief. Lassen Sie mich noch ein paar weitere Reihen checken.«
Sie tat es, dann zog sie die Brauen zusammen. »Da ist etwas, aber es sieht aus, als würde es sich um etwas Metallisches handeln. Wir sehen das ziemlich oft auf Friedhöfen, die alte, bleigefasste Särge enthalten. Die Form stimmt nicht mit der eines Sargs überein, aber dort unten ist definitiv Metall.« Sie blickte fragend auf. »Ergibt das einen Sinn für Sie?«
Vito dachte an die Hände der Leiche. »Ja«, antwortete er grimmig. »Leider ja.«
Johannsen nickte und akzeptierte offenbar, dass sie keine ausführlichere Antwort bekommen würde. »Okay.« Sie markierte die Ecken mit ihren Pflanzenstäben. »Ungefähr zwei mal einen Meter.«
»Dieselbe Größe wie das erste«, bemerkte Jen. »Und dabei wollte ich gar nicht recht haben.« Nick schüttelte den Kopf. »Mist.«
Jen stand auf. »Ich hole meine Ausrüstung und die Kamera, dann rufe ich mein Team zurück, und wir stellen die Scheinwerfer auf. Nick, bitte hilf mir mit dem Zeug. Vito, du rufst Katherine an.«
»Mach' ich. Und außerdem Liz.« Lieutenant Liz Sawyer war nicht gerade glücklich über die erste Leiche gewesen. Von weiteren Gräbern zu hören war garantiert nicht die Neuigkeit, die sie sich an einem Sonntag wünschte.
Nick folgte Jen und ließ Vito mit Johannsen allein. »Es tut mir leid«, sagte sie schlicht und sah ihn traurig an. Er nickte. »O ja, mir auch. Schauen wir mal auf der anderen Seite.«
Während Johannsen die Suche fortsetzte, wählte Vito auf seinem Handy Liz' Nummer.
»Liz, hier ist Vito. Wir haben eine Archäologin hier. Es gibt noch eine Leiche.«
»Das ist nicht gut«, erwiderte Liz knapp. »Noch eine oder noch mehr?«
»Mindestens noch eine. Die Frau hat gerade erst angefangen, und es wird eine Weile dauern. Jen hat ihr Team zurückbeordert, und wir werden so viel tun, wie wir heute noch schaffen.«
»Halten Sie mich auf dem Laufenden«, sagte sie. »Ich rufe den Captain an und warne ihn vor.« »Okay.« Vito ließ das Telefon in die Tasche gleiten. Jen und Nick kamen gerade mit den Schaufeln, Spaten und der Kamera zurück, als Johannsen den Rand des nächsten Grabs entdeckte. »Gleiche Länge, gleiche Tiefe.« Zwanzig Minuten verstrichen, bevor sie aufsah. »Und noch ein Körper. Diesmal ohne Metall.«
»Dort haben wir auch mit dem Detektor nichts bemerkt«, sagte Nick.
Vito blickte über das Feld. »Ich weiß. Was bedeutet, dass da noch mehr sehr könnten.«
Jen legte Plastikfolie um das erste neue Grab. »An die Spaten, Jungs.«
Sie gehorchten, und eine Weile über arbeiteten alle vier schweigend. Johannsen markierte die Umgrenzung des zweiten Fundorts, während Nick, Vito und Jen gruben. Nick stieß zuerst auf die Leiche. Jen beugte sich vor und wischte mit einer Meinen Bürste die Erde vom Gesicht des Opfers.
Es war ein Mann, jung und blond. Die Zersetzung war noch nicht weit fortgeschritten. Er hatte gut ausgesehen. »Der ist noch nicht lange tot«, sagte Nick. »Vielleicht eine Woche.«
»Wenn überhaupt«, setzte Vito hinzu. »Leg mal die Hände frei, Jen.«
Sie tat es, und Vito reckte den Hals, um besser zu sehen, was er nicht verstand. »Was soll das?« »Beten tut er jedenfalls nicht«, sagte Nick. »Ja, was tut er denn da?«
»Keine Ahnung«, meinte Jen. »Jedenfalls sind seine Hände ebenfalls verdrahtet.«
Die Hände des Opfers waren zu Fäusten geballt und lagen beide auf seinem Oberkörper, die rechte auf der linken. Die rechte Faust befand sich über seinem Herz und die Ellenbogen zeigten abwärts. Beide Fäuste formten ein »O«. »Er hat etwas gehalten.«
»Ein Schwert.« Alle drei schauten auf, als das Flüstern erklang. Sophie Johannsen
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