Todesschrei
mit dramatischer Geste sein Schwert und ging exakt zwei Schritte auf das Kind zu. Er wiederholte das Gesagte - eine Frage - lauter, und jetzt bemerkte Vito, dass es sich um eine Frauenstimme handelte. Ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. »Ich schätze, da steckt Sophie drin. Sie hat mir erzählt, dass sie sich gelegentlich kostümieren muss.« Jetzt grinste auch Nick. »Meine Französischkenntnisse aus der High School sind zwar ziemlich eingerostet, aber ich glaube, was sie sagt, heißt sinngemäß: >Wie lautet dein Name, du böser, kleiner Junge?<«
Der Junge machte den Mund auf, aber es kam kein Laut heraus.
Aus einer Seitentür erschien ein Mann von der Statur eines Footballspielers, der jedoch einen dunkelblauen Anzug und eine Krawatte trug. Er schüttelte den Kopf. »Hey, hey, Leute, wo liegt das Problem?«
Die Gestalt in der Rüstung deutete majestätisch auf den Jungen und stieß etwas Verächtliches aus. Der Mann blickte auf das Kind herab. »Sie sagt, du benimmst dich unhöflich und unangemessen.« Der Junge wurde dunkelrot, als die anderen Kinder in Gelächter ausbrachen.
Der Mann schüttelte wieder den Kopf. »Joan, Joan. Wie oft habe ich Euch schon gesagt, Ihr sollt keine kleinen Kinder erschrecken? Es tut ihr leid«, sagte er an das Kind gewandt.
Die Ritterin schüttelte vehement den Kopf.
»Non.«
Das Gelächter der Kinder wurde lauter, und auch die Erwachsenen lächelten nun. Der Mann seufzte theatralisch. »O doch, tut es. Und jetzt fahren wir mit der Führung fort.
S'il vous plait.«
Die Ritterin reichte dem Mann ihr Schwert und nahm den Helm ab, unter dem Sophies Kopf zum Vorschein kam. Ihr langes Haar war zu Zöpfen geflochten, die ihr wie eine Krone um den Kopf lagen. Sie klemmte sich den Helm unter den Arm und vollführte mit dem anderen eine weit ausholende Willkommensgeste.
»Bienvenue au musée d'Albright de l'histore.
Je m'appelle Jeanne d'Arc.«
»Joan«, unterbrach der Mann sie. »Unsere Besucher sprechen kein Französisch.«
Sie blinzelte und blickte auf die Kinder, die sie nun fasziniert anstarrten. Selbst der freche Junge hörte zu.
»Non?«,
fragte sie ungläubig.
»Nein«, erwiderte der Mann, und sie ratterte eine weitere Frage herunter.
»Sie will wissen, was für eine Sprache ihr sprecht«, sagte er zu den Kindern. »Wer kann es ihr sagen?« Ein kleines Mädchen um die fünf Jahre mit goldenen Locken hob die Hand, und Vito sah, wie sich Sophies Kiefer unmerklich anspannten. Es wäre ihm kaum aufgefallen, hätte er nicht so genau hingesehen. Aber dann sagte das Mädchen etwas, und Sophies Miene entspannte sich wieder. »Englisch. Wir sprechen Englisch.« Sophie sah übertrieben entsetzt drein. Natürlich gehörte das zu ihrer Rolle, aber die Miene kurz zuvor nicht, dessen war er sich sicher, und seine Neugier war geweckt. Wie auch der Rest seines Körpers. Er war sich nicht der Tatsache bewusst gewesen, dass eine Frau mit Schwert erregend wirken konnte.
»Anglais?«,
wiederholte Sophie und packte ihr Schwert in gespielter Empörung. Die Augen des Mädchens weiteten sich, und der Mann seufzte wieder.
»Aber Joan, wir haben doch schon darüber gesprochen. Ihr dürft unseren Gästen keine Angst machen. Wenn amerikanische Kinder kommen, sprecht Ihr Englisch. Und bitte, keine Beleidigungen. Benehmt Euch dieses eine Mal.« Nun seufzte Sophie. »Was isch immer tun muss«, sagte sie mit breitem französischem Akzent. »Aber ... isch muss Geld verdienen. Selbst isch, Jeanne d'Arc, muss Reschnungen bezahlen.« Sie musterte die Eltern. »Ihr kennt das Wort Reschnungen,
n'est-ce pas?
Miete und Essen.« Sie zuckte die Achseln. »Und Kabelfernsehen. Die wischtigen Dinge des Lebens,
non?«
Die Eltern nickten grinsend, und Vito war fasziniert. Sie blickte auf die Kinder hinab. »Aber es ist nun mal so, dass wir uns mit England im Krieg befinden. Ihr wisst, was Krieg ist,
non, petits enfants?«
Die Kinder nickten. »Und warum sind Sie im Krieg, Miss of Are?«, fragte einer der Väter.
Sie schenkte dem Mann ein charmantes Lächeln. »O bitte, nennt mich Jeanne. Ihr müsst wissen, dass Frankreisch -« In diesem Moment entdeckte sie Vito und Nick an der Wand gegenüber. Das Lächeln blieb auf ihrem Gesicht, verschwand aber aus den Augen, und Vito konnte die plötzliche Kälte quer durch den Raum spüren. Sophie wandte sich an den Mann im Anzug und Krawatte. »Monsieur Albright, wir haben Besuch. Könnt Ihr Ihnen helfen?«
»Was hast du gestern Abend mit ihr gemacht, Chick?«,
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