Todesschrei
sie mit bebender Stimme.
»Wieso muss es meinen Sohn treffen?«
»Das wollen wir herausfinden, Ma'am.«
Nick kam mit einer Schachtel Taschentücher und einem gerahmten Foto in der Hand aus der Küche. »Mr. Keyes ist auf dem Weg«, murmelte er.
Vito drückte der Frau ein Taschentuch in die Hand. »Mrs. Keyes? Er und Sherry - was?«
Sie wischte sich die Augen trocken. »Sie haben gespart und wollten heiraten. Sie ist ein nettes Mädchen.«
»Hatten Sie den Eindruck, dass Warren besorgt war? Oder vor jemandem Angst hatte?«, fragte Nick.
»Er hat sich immer wegen des Geldes gesorgt. Er hatte schon lange kein Engagement mehr bekommen.« Ihre Lippen verzogen sich zu einem gequälten Lächeln. »Sein Agent meinte, er müsse nach New York ziehen, da gäbe es massenweise Arbeit, aber Sherrys Familie lebt hier. Sie wollte nicht weg, und er wollte nicht weg von ihr.«
Nick drehte das Foto um, damit Mrs. Keyes es sah. »Sind das Warren und Sherry?«
Erneut strömten ihr Tränen über die Wangen. »Ja«, flüsterte sie. »Auf ihrer Verlobungsparty.«
Vito schob das Notizbuch in die Tasche zurück. »Wir müssten uns sein Zimmer ansehen«, sagte Vito. »Und wir werden Fingerabdrücke nehmen.« Sie nickte betäubt. »Tun Sie, was nötig ist.« Er stand auf und wusste, dass er nichts sagen konnte, was sie trösten würde. Vor der Sache mit Andrea hätte er Zuflucht zu Floskeln genommen, hätte sie gefragt, ob alles in Ordnung sei, aber für diese trauernde Mutter war nichts mehr in Ordnung. Sie litt, und sie würde noch eine ganze Weile leiden. Als er am Ende des Flurs angekommen war, drehte er sich noch einmal zu ihr um. Sie hatte das Foto an ihre Brust gepresst, wiegte sich vor und zurück und weinte hemmungslos.
»Chick«, sagte Nick leise. »Komm.« Vito stieß den Atem aus. »Ja.« Er öffnete die Tür zu Warrens Zimmer. »An die Arbeit.«
Sie begannen, Warrens Sachen durchzusehen. »Sportausrüstung«, sagte Nick vom Schrank aus. »Hockey, Baseball.« Man hörte ein metallisches Geräusch. »Ganz stattlich, was er an Gewichten gestemmt hat.« Vito entdeckte Warrens Mappe. »Hübscher Bursche.« Er sah sich die Fotos und Ausschnitte aus den Magazinen an. »Hauptsächlich Werbung. Ah, die kenne ich. Für ein Sportstudio. Keyes war ein großer, starker Bursche. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es leicht war, ihn zu überwältigen.«
»Chick, schau mal.« Nick hatte Warrens Computer hochgefahren. »Komm mal her und sieh dir das an.« Vito stellte sich hinter ihn und blickte auf den leeren Bildschirm. »Was denn? Ich sehe nichts.« »Das ist es ja eben. Da ist nichts. Als ich >Eigene Dateien< öffnete - nichts. Nichts im Posteingang. Nichts im Papierkorb.« Nick sah mit hochgezogenen Brauen auf. »Die Daten in diesem Computer sind komplett gelöscht worden.«
Montag, 15. Januar, 12.25 Uhr
»Bist du sicher, dass Sophie hier arbeitet?«, fragte Nick mit gerunzelter Stirn. Er stand am Empfang und sah sich ungeduldig um. »Hier arbeitet anscheinend
niemand.«
Vito nickte und betrachtete die Fotografie des Museumsgründers an der Wand der Eingangshalle. »Doch, sie arbeitet hier. Ich habe ihr Motorrad auf dem Parkplatz gesehen.«
»Das war Sophies?«
Vito ärgerte sich über das plötzliche Interesse seines Partners. »Ja. Na und?«
»Nur, dass es ein ziemlich schickes Teil ist.« Nicks Lippen zuckten. »Hey, entspann dich, Chick.« Vito verdrehte die Augen, doch das Klingeln seines Handys ersparte ihm eine Antwort.
Nick wurde wieder ernst. »Ist das Sherry?« Sie hatten Warren Keyes' Verlobte noch nicht erreichen können. Sie war weder in ihrer Wohnung noch in der Fabrik, wo sie bis sieben arbeiten sollte.
Vito sah auf das Display, und sein Puls beschleunigte sich. »Nein, mein Vater.« Er klappte das Handy auf und betete, dass es nur gute Nachrichten gab. »Dad. Wie geht's Molly?«
»Besser. Sie kann die Beine wieder bewegen und zittert nicht mehr so stark. Die Ärzte versuchen herauszufinden, wie es dazu kommen konnte.«
Vito runzelte die Stirn. »Ich dachte, es sei ein Schlaganfall gewesen.«
»Der Arzt ist inzwischen anderer Meinung. Er hat zu viel Quecksilber in ihrem Körper gefunden.« »Quecksilber?« Vito war sicher, sich verhört zu haben. »Das kann doch nicht sein.«
»Man weiß noch nichts Genaues. Der Arzt sagt, wahrscheinlich könnte etwas im Haus sein.« Sein Herz setzte einen Schlag aus. »Und die Kinder?« »Zeigen keine Symptome. Aber er wollte, dass alle kommen und sich testen
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