Todesschrei
gestohlene Kunstgegenstände recherchiert. Sie suchte im Netz, fand allerdings keine solche Dissertation. Aber der Typ hatte einen Freund ... O Himmel.
An
seinen
Namen konnte sie sich erinnern. Clint Shafer. Mit einem Seufzen durchsuchte sie die Telefonbücher und fand eine Nummer. Bevor sie es sich anders überlegen konnte, wählte sie auch schon. »Clint, hier ist Sophie Johannsen. Vielleicht erinnerst du dich nicht, aber -«
Er schnitt ihr mit einem Pfiff das Wort ab. »Sophie. Na so was. Wie geht's dir?«
»Sehr gut, danke.«
Neun Gräber, Sophie.
» Clint, erinnerst du dich an deinen Freund von damals, mit dem du wegen der gestohlenen Antiquitäten recherchiert hast?« »Du meinst Lombard?«
Lombard. Das war es. Kyle Lombard. »Ja, genau der. Hat er seine Dissertation je fertig gestellt?« »Nein, er ist ausgestiegen.« Es gab eine Pause, dann fuhr er süffisant fort: »Das war, nachdem du das Projekt verlassen hast. Alan war am Boden zerstört.«
Sie hörte ein Lachen in seiner Stimme und wurde rot. Sie musste sich auf die Zunge beißen, um eine Bemerkung zurückzuhalten. »Hast du mal etwas von ihm gehört?« »Von wem? Alan? Klar. Wir plaudern oft miteinander. Und du bist auch häufig Thema.«
Sie hätte sich am liebsten noch etwas fester auf die Zunge gebissen. »Nein, ich meine Kyle. Weißt du, wo er ist?« »Nein. Seit Avignon habe ich nichts mehr von ihm gehört. Nachdem er ausgestiegen ist, hat er sich für Alans Sibirienprojekt angemeldet. Und du bist jetzt in Philly?« Sophie verfluchte die Nummeranzeige auf dem Display. »Ein Notfall in der Familie.«
»Tja, ich sitze hier auf Long Island, aber das weißt du ja schon. Wir ... könnten uns doch mal treffen.«
Ein einziger dummer Fehler, und ich zahle
immer noch
dafür.
Sie zwang sich, fröhlich zu klingen, um die grobe Lüge glaubhafter zu machen. »Tut mir leid, Clint. Ich bin verheiratet.«
Er lachte. »Na und? Bin ich auch. Das hat dich doch früher nicht gestört.«
Sophie atmete sehr langsam aus. Dann hörte sie auf, sich auf die Zunge beißen zu wollen, und ließ es heraus.
»Va te faire foutre. «
Clint lachte wieder. »Sag mir wann und wo, Herzchen. Alan nennt dich noch heute seine fähigste Assistentin. Ich wollte mich schon immer selbst von deinen Qualitäten überzeugen.«
Mit bebender Hand legte Sophie den Hörer auf. Dann nahm sie den Zettel, auf den sie Alan Brewsters Namen geschrieben hatte, und zerknüllte ihn fest. Es
musste
jemand anderen geben, den die Polizei kontaktieren konnte.
Montag, 15. Januar, 16.45 Uhr
»Hier. Sagen Sie nie wieder, dass ich Ihnen nichts gönne.« Vito sah auf, als eine kleine Tüte Tortilla-Chips auf dem Ausdruck von den Namen vermisster Personen landete, den er durchgesehen hatte. Liz Sawyer lehnte an seinem Tisch und riss ihre Tüte auf. Er blickte zu Nicks leerem Tisch hinüber, auf den sie eine dritte Tüte geworfen hatte. »Wieso kriegt Nick Barbecue-Geschmack? Den wollte ich.«
Liz beugte sich vor und tauschte die Tüten aus. »Gott, Sie sind schlimmer als meine Kinder.«
Vito grinste und öffnete die Tüte. »Aber Sie lieben uns trotzdem.«
Sie schnaubte. »Ja, klar. Wo ist Nick?« Vito wurde ernst. »Bei der Staatsanwältin. Sie hat ihn gebeten, den Fall wegen morgen noch einmal mit ihr durchzusprechen.«
Liz seufzte. »Wir alle haben schon unsere Siever-Fälle gehabt. Leider.« Sie verengte die Augen. »Sie doch auch. Vor zwei Jahren, richtig? Muss ungefähr in dieser Zeit gewesen sein.«
Vito kaute auf seinen Chips und tat unbekümmert, obwohl er augenblicklich einen Stein im Bauch spürte. Liz tappte einfach im Dunkeln herum. Dass Andreas Tod Fragen offengelassen hatte, konnte ihr nicht entgangen sein, aber sie hatte sie nie gestellt. »Ja, ungefähr.«
Sie sah ihn ein paar Sekunden lang schweigend an, dann zuckte sie die Achseln. »Dann sollten Sie mich jetzt bitte schnell auf den neusten Stand Ihrer Massengrabsituation bringen. Die Geschichte kam in den Mittagsnachrichten, und seitdem stehen in der Presseabteilung die Telefone nicht mehr still. Bisher geben wir >Kein Kommentar< und tun arglos, aber lange werden wir damit nicht durchkommen.«
Vito berichtete ihr alles, was er wusste, und endete bei ihrem morgendlichen Besuch im Leichenschauhaus. »Jetzt gehe ich die Vermisstenanzeigen durch und hoffe auf einen Treffer.«
»Das Mädchen mit den gefalteten Händen ... Falls Keyes Schauspieler oder Model war, dann sie vielleicht auch.« »Nick und ich haben auch daran gedacht.
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