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Todesschrei

Todesschrei

Titel: Todesschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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    Perfektes Timing, dachte Vito, als Sophie aus dem Museum kam. Sie sah müde aus, fand er, während er darauf wartete, dass sie ihr Motorrad erreichte.
    Er ging um seinen Wagen, als sie ihren Helm vom Sitz löste. »Sophie.«
    Sie fuhr zusammen. »Meine Güte. Müssen Sie mich so erschrecken?«, zischte sie. »Was wollen Sie überhaupt hier?« Vito zögerte. Plötzlich wusste er nicht mehr, wie er anfangen sollte. Hinter seinem Rücken zog er eine einzelne weiße Rose hervor und sah, wie ihre Augen sich verengten. »Soll das ein Witz sein?«, sagte sie kalt. »Ich finde es nämlich nicht lustig.«
    »Kein Witz. Es hat mir nicht gefallen, dass Sie meinten, ich sei genau wie alle anderen. Sie sollen wissen, dass ich das nicht bin.«
    Einen Augenblick lang sagte sie nichts, dann schüttelte sie den Kopf und hievte ihren Rucksack auf den Sattel. »Okay, schön. Sie sind also ein Prinz«, sagte sie sarkastisch. »Ein wirklich netter Kerl.« Sie stieg auf, stopfte ihren Zopf in die Jacke und setzte den Helm auf. »Die Liste hätten Sie so oder so gekriegt.«
    Vito drehte die Rose nervös zwischen seinen Fingern. Sie trug heute Abend eine schwarze Lederjacke und statt der knallbunten Handschuh hatte sie lederne übergestreift. Mit ihrer entrüsteten Miene und dem Lederoutfit ähnelte sie eher einer gefährlichen Bikerbraut als der schräg gekleideten Wissenschaftlerin, die er am Tag zuvor kennengelernt hatte. Sie zog den Riemen unterm Kinn fest und stellte sich auf, um das Motorrad zu starten. Sie wollte losfahren, und er hatte seine Mission noch nicht erfüllt. »Sophie, bitte warten Sie.«
    Sie hielt inne, einen Fuß auf dem Kickstarter. »Was?« »Die Blumen waren für jemand anderen.« Ihr Blick flackerte. Sie hatte ganz offensichtlich nicht erwartet, dass er dazu stand. »Sie waren für jemanden, der mir viel bedeutet hat und der gestorben ist. Ich wollte die Blumen eigentlich gestern noch aufs Grab legen, aber dann hat der Fall uns zu lange beschäftigt. Das ist die Wahrheit.« Jedenfalls so viel von der Wahrheit, wie er zu sagen bereit war. Sie runzelte die Stirn. »Die meisten Leute legen im Winter Nelken aufs Grab.«
    Er zuckte die Achseln. »Rosen waren ihre Lieblingsblumen.« Seine Kehle verengte sich, als er Andrea vor sich sah, wie sie ihr Gesicht in einen duftenden Strauß Rosen hielt, deren Rot im Kontrast zu ihrer olivfarbenen Haut und dem schwarzen Haar stand. Die Farben schienen ihn zu verspotten. Plötzlich sogen die schwarzen Haare das rote Blut auf, das aus dem Einschussloch an ihrer Schläfe drang - das Loch, das von seiner Kugel verursacht worden war. Er räusperte sich. »Jedenfalls wollte ich gerade Blumen für meine Schwägerin kaufen, die im Krankenhaus liegt, als ich die weißen Rosen entdeckte. Und ich musste an Sie denken.«
    Sie musterte ihn misstrauisch. »Entweder lügen Sie verdammt gut, oder Sie sagen die Wahrheit.« »Ich lüge nicht besonders gut. Und ich bin noch nie im Leben fremdgegangen. Ich will einfach nicht, dass Sie eine so schlechte Meinung von mir haben.« Er legte ihr die Rose auf den Lenker. »Danke, dass Sie zugehört haben.« Sie blickte eine ganze Weile auf die Rose herab, dann entspannte sie ihre Schultern. Sie streifte einen Handschuh von den Fingern und nahm ein gefaltetes Blatt und einen Stift aus der Jackentasche. Sie faltete das Papier auf, schrieb etwas unten auf die Seite, schluckte und reichte es ihm. »Hier ist Ihre Liste. Es ist leider nicht viel.« Sie wirkte plötzlich so niedergeschmettert, dass es ihn überraschte und auch rührte. Auf dem Blatt standen ungefähr zwanzig getippte Namen, neben manchen eine Website. Unten hatte sie einen weiteren Namen notiert. »Ich finde nicht, dass das >nicht viel< ist.«
    Sie hob die Schultern. »Die ersten achtzehn haben alle Stände bei dem Mittelalterfestival, das im Herbst stattfindet. Sie verkaufen Schwerter und Kettenhemden und Ähnliches. Die meisten verkaufen ihre Ware außerdem im Netz. Falls sich jemand nach Folterinstrumenten erkundigt, könnte er durchaus bei diesen Leuten zuerst nachfragen.« »Und die anderen?«
    »Etienne Moraux ist mein alter Professor aus Paris. Ich habe meinen Abschluss bei ihm gemacht. Er kennt sich gut in der Welt der Archäologie aus und hat unzählige Kontakte. Falls jemand vor kurzem so einen Stuhl entdeckt hat, dann weiß er garantiert davon. Wenn einer verkauft wurde oder aus einer Sammlung verschwunden ist, dann weiß er das auch. Was seine Kenntnisse über den Schwarzmarkt

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