Todesschrei
mir leid, dass ich dich wieder belästigen muss, aber ...« Sie seufzte. »Aber du hast gerade mit Alan Brewster gesprochen. Hat er helfen können?«
»Ich habe Namen von drei Sammlern, die, darauf besteht er, moralisch einwandfrei und legal sammeln. Aber Sophie - er wusste, dass ich seinen Namen von dir hatte. Ich habe versucht, mich da rauszuwinden und ahnungslos zu tun, aber offenbar hat ihm jemand vorher etwas gesteckt. Mit wem hast du sonst noch telefoniert?« Sie schwieg einen Moment lang. »Mit einem Kommilitonen, der in dem Sommer, in dem ich für Brewster arbeitete, ebenfalls in Frankreich war. Er heißt Clint Shafer. Ich wollte gar nicht anrufen, aber mir fiel Kyle Lombards Name nicht mehr ein, und damals waren Clint und Kyle befreundet.«
»Sonst noch jemand, den du angerufen hast?« »Nur meinen ehemaligen Doktorvater - er steht auch auf der Liste. Ich habe Etienne angerufen, bevor wir uns gestern getroffen haben, und ihm auf Anrufbeantworter gesprochen, er solle mit dir reden, falls du dich bei ihm meldest. Er rief mich gestern Abend spät zurück.« Sie hatte nach diesem Sommer mit Brewster das Programm gewechselt, dachte er. Ihre Stimme klang leicht trotzig, als glaubte sie, er sei wütend, daher sprach er absichtlich ruhig und freundlich. »Hat dein alter Doktorvater etwas Nützliches beisteuern können?«
»Ja.« Die Stimme wurde etwas entspannter. »Ich habe es dir per E-Mail geschickt.«
Damit sie nicht noch einmal mit ihm reden musste. Sie hatte befürchtet, dass Brewster ihm etwas erzählen würde, ihm aber dennoch seinen Namen gegeben. »Ich habe noch gar nicht in meine Mails gesehen. Worum geht es?« »Nur Gerüchte, Vito. Etienne hat sie auf einer Cocktailparty gehört.«
Er nahm sein Notizbuch. »Manchmal ist an Gerüchten etwas dran. Ich höre.«
»Er sagte, er habe gehört, dass ihr Geldgeber, Alberto Berretti, gestorben sei. Dieser Mann hatte in Italien eine große Sammlung Schwerter und Rüstungen, aber man hat seit Jahren schon gemunkelt, er besäße auch Folterinstrumente. Seine Familie hat die Sammlung vor kurzem zur Versteigerung freigegeben, aber nur weniger als die Hälfte der Schwerter und kein einziges Folterinstrument waren zum Verkauf angeboten. Etienne meint, er habe gehört, einige hätten sich diskret nach Letzteren erkundigt, aber die Familie hat geleugnet, etwas anderes zu besitzen als das, was letztlich auch zum Verkauf freigegeben worden ist.«
»Hat dein Professor der Familie geglaubt?«
»Er sagte, er kenne sie nicht und wolle sich auch nicht auf Spekulationen einlassen. Das Wichtige daran aber ist, dass es tatsächlich irgendwo welche gibt. Aber ob das nun mit deinem Fall zusammenhängt oder nicht, lässt sich so nicht sagen. Tut mir leid, Vito, mehr weiß ich nicht.«
»Aber das hilft uns schon ein gutes Stück weiter«, sagte er.
»Sophie. Was Brewster angeht.«
»Ich muss jetzt Schluss machen«, sagte sie knapp. »Ich habe einiges zu tun. Mach's gut, Vito.« Vito starrte sein Handy noch eine gute Minute lang an, nachdem sie aufgelegt hatte. Er sollte auf sie hören. Das letzte Mal, als er versucht hatte, sich einer Frau aufzudrängen, war es furchtbar schiefgelaufen. Das konnte auch jetzt wieder geschehen.
Oder es konnte gutgehen, und er würde bekommen, was er sich immer gewünscht hatte. Jemand, der am Ende eines langen Tages auf ihn wartete. Jemand, zu dem er nach Hause kommen konnte. Sophie Johannsen konnte so ein Mensch sein, aber vielleicht auch nicht. Er würde es niemals herausfinden, wenn er es nicht versuchte. Aber dieses Mal musste er alles daransetzen, dass es gutging. Entschlossen klappte er das Handy auf und tippte eine Nummer ein. »Hey, Tess, Vito hier. Du musst mir einen Gefallen tun.«
New York City, Dienstag, 16. Januar, 10.45 Uhr
»Wow.« Van Zandts Blick klebte am Computerbildschirm, auf dem eine Figur, das Schwert in der einen, den Morgenstern in der anderen Hand, mit dem Guten Ritter kämpfte. Van Zandt hielt den Joystick so fest umklammert, dass seine Knöchel weiß hervortraten, und sein Gesicht war vor Konzentration wie in Stein gemeißelt. »Mein Gott, Frasier, das ist fantastisch. Das hebt oRo auf eine Ebene mit Sony.«
Er lächelte. Sony war die Firma, die es einzuholen galt. Sony-Spiele gab es in Millionen Haushalten.
Millionen.
»Ich dachte mir schon, dass es dir gefallen wird. Das ist der finale Kampf. An diesem Punkt ist der Inquisitor übermächtig geworden und hat die Königin entführt. Der Ritter stirbt bei dem
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