Todesschrein
einen Stich ins Herz zu versetzen.
Er saß in Riad in seinem Hotelzimmer und betrachtete seine Notizen.
Mekka ist das Zentrum des Islam. Die Stadt war der Geburtsort Mohammeds und der Religion, die er gegründet hatte. Rund siebzig Kilometer vom Roten Meer entfernt in einer staubigen, mit Hügeln und Bergen übersäten Ebene gelegen, war die Stadt früher eine Oase an einer Handelsroute
gewesen, die die Mittelmeerländer mit Arabien, Afrika und Asien verband. Der Legende zufolge hatte Gott zweitausend Jahre vor Christi Geburt Abraham befohlen, dort einen Schrein zu erbauen. Im Laufe der Jahrhunderte wurde dieser Schrein mehrmals zerstört und wiederaufgebaut. Im Jahr 630 übernahm der Prophet Mohammed die Macht in Mekka und entfernte sämtliche falschen Götzenbilder aus der Stadt. Mohammed ließ nur die Kaaba und den darin enthaltenen heiligen Stein an ihrem Platz. Er machte sie zum Zentrum seiner neuen Religion.
In den darauf folgenden Jahrhunderten wurde der Bereich mit dem heiligen Stein mit einer Reihe von Mauern und größeren und kunstvolleren Bauwerken umgeben. Der jüngste umfangreiche Neubau, ausgeführt im zwanzigsten Jahrhundert, wurde von der Herrscherfamilie Saudi-Arabiens finanziert. Es war die Al-Haram-Moschee, die größte Moschee der Welt.
Im Mittelpunkt dieser Moschee befindet sich die Kaaba, ein kleines würfelförmiges Gebäude, das mit schwarzem Brokat bedeckt ist, in den mit goldenen Fäden Koransprüche eingestickt sind. Diese Stoffumhüllung wird jährlich ausgewechselt, zudem wird einmal im Jahr der Fußboden um die Kaaba in einer rituellen Geste der Demut vom Herrscher Saudi-Arabiens gesäubert.
Pilger kommen in Scharen, um den heiligen Stein zu küssen und aus der Zamzam-Quelle – die in der Nähe liegt – zu trinken.
In weniger als einer Woche würden über eine Million Menschen an der Kaaba vorüberziehen.
Im Augenblick war sie jedoch wegen der Vorbereitungen zu diesem Termin geschlossen.
Hickman schaltete in seinem Hotelzimmer den Computer ein und rief die Homepage einer seiner in der Weltraumforschung tätigen Firmen in Brasilien auf. Dort hatte er seine wichtigsten Dateien gespeichert. Nachdem er die Bilder und Dokumente heruntergeladen hatte, ging er sie konzentriert durch.
Er betrachtete eine Luftaufnahme von der Moschee in Mekka.
Die Al-Haram-Moschee, auch Große Moschee genannt, ist ein riesiges Bauwerk. Wuchtige Mauern und kunstvolle Bogengänge umgeben den ganzen Bereich und türmen sich zu mehreren Etagen auf. Neun Minarette ragen neunzig Meter hoch in die Luft. Insgesamt vierundsechzig Tore gestatten den Pilgern den Zugang zum Heiligtum. Das gesamte Gelände hat eine Fläche von über siebzigtausend Quadratmetern.
Die Moschee lässt die Kaaba, deren Grundfläche nur zwölf mal zehn Meter misst, geradezu winzig erscheinen.
Alles, was Hickman und sein Team schaffen mussten, war, hinter den Vorhang zu gelangen, der die Kaaba verhüllte, dann den heiligen Stein zu entfernen, der in etwa ein Meter fünfzig Höhe in einer silbernen Fassung in einer Wand an der südöstlichen Ecke des Bauwerks ruhte, und ihn durch den Stein aus Grönland zu ersetzen. Danach brauchten sie die Moschee nur noch möglichst unbemerkt zu verlassen.
Alles in allem erschien das Unternehmen so gut wie undurchführbar.
Das Telefon in seinem Zimmer klingelte. Es war der Angestellte am Empfang, der ihn darüber informierte, dass ein Paket für ihn abgegeben worden sei. Hickman bat darum, ein Page möge das Paket zu ihm herüberbringen. Ein paar Minuten später klopfte es an der Tür.
Hickman öffnete, gab dem Pagen ein Trinkgeld und nahm das Paket entgegen.
Vor der französischen Küste drosselte die
Oregon
ihre Fahrt.
»Ich hab's auf dem Radar«, sagte Eric Stone zu Max Hanley.
Hanley nickte und verfolgte auf dem Bildschirm, wie die Außenkameras das Auftauchen des Wasserflugzeugs aus der Dunkelheit ins Schiff übertrugen. Langsam sank das Flugzeug herab, wasserte und trieb auf das Schiff zu. Hanley wartete, bis die Matrosen das Flugzeug am Schiff vertäut hatten und die Insassen der Maschine ausgestiegen waren. Dann griff er nach dem Funkgerät.
»Hallo, Judy«, begrüßte er die Pilotin.
»Ja, was ist, Max?«
»Das Schiff ist unterwegs ins Rote Meer. Wie viel Schlaf hast du in letzter Zeit gehabt?«
»Nicht viel«, gab Judy Michaels zu.
»Am besten landest du irgendwo in Spanien und suchst dir ein Hotelzimmer«, empfahl Hanley. »Wenn du richtig ausgeruht bist, setzt du deinen Weg
Weitere Kostenlose Bücher