Todesschrein
nach Süden fort. Ich würde an deiner Stelle auf einem Flugplatz in Süditalien Station machen – damit wärest du nahe genug am Geschehen, um jederzeit eingreifen zu können, wenn wir dich brauchen.«
Das Wasserflugzeug hatte sich als nützliches Hilfsmittel erwiesen, aber es war einfach zu groß, um an Bord des Schiffes mitgeführt zu werden.
»Gute Idee, Max«, sagte Judy.
»Einer der Männer kommt zu dir raus und bringt dir zwei Päckchen Hunderter«, fuhr Hanley fort, »insgesamt zehntausend Dollar. Kannst du allein fliegen, oder möchtest du, dass dich jemand begleitet?«
»Nicht nötig, Max«, erwiderte sie, »ich komme ganz gut zurecht.« »Wenn du mehr Geld brauchst, melde dich«, sagte Hanley. »Wir können es dir telegrafisch überallhin überweisen. Und jetzt sieh zu, dass du möglichst bald Schlaf bekommst, aber vergiss nicht, dafür zu sorgen, dass die Maschine ständig startbereit ist.«
»Okay, Max.«
»Und noch eins, Judy«, sagte Hanley, »du hast einen tollen Job gemacht. Das war deine erste Mission als leitende Pilotin, und du sollst wissen, dass die Corporation froh ist, dich in ihren Reihen zu haben.«
»Max«, Eric Stone erhob die Stimme, »George ist mit dem Robinson im Anflug.«
Judy Michaels drehte sich um und schaute dorthin hoch, wo, wie sie wusste, eine Überwachungskamera installiert war. Sie gab Hanley mit dem Daumen ein Okay-Zeichen, dann stieg sie zurück in ihre Maschine und verriegelte die Tür. Sie begab sich in das Cockpit, startete die Motoren und schaltete das Mikrofon ein.
»Ich höre George bereits über Funk«, meldete sie, »daher verschwinde ich jetzt lieber.«
Die Leinen wurden auf die
Oregon
gezogen, und Judy Michaels lenkte ihr Flugzeug langsam vom Schiff weg. Sobald sie sich in sicherer Distanz befand, gab sie Gas, brachte das Wasserflugzeug auf Startgeschwindigkeit und hob ab. Indem sie eine leichte Linkskurve flog, nahm sie Kurs auf Spanien.
»Holen wir George sicher an Bord«, sagte Hanley jetzt, »damit wir wieder auf volle Kraft voraus gehen können.«
Zwei Minuten später erschien der Robinson über dem Schiffsheck und sank auf das Landefeld herab.
Sobald der Hubschrauber auf dem Deck gesichert war, wurde die
Oregon
auf Hanleys Befehl wieder zum Rennpferd.
Juan Cabrillo schlief bis elf Uhr vormittags wie ein Stein, als er von der Rezeption telefonisch geweckt wurde. Er bestellte das Frühstück und rief dann Pete Jones an.
»Ich bin schon wach, Juan«, meldete dieser sich.
»Beeil dich mit deiner Morgentoilette und komm zum Frühstück auf mein Zimmer«, sagte Cabrillo.
»Gib mir zwanzig Minuten«, erwiderte Jones.
Cabrillo hatte bereits geduscht und rasierte sich gerade, als der Zimmerkellner an die Tür klopfte. In einen Bademantel gehüllt, öffnete er die Tür und zeigte dem Kellner, wo dieser den Servierwagen hinstellen sollte. Dann ging er zum Kleiderschrank, holte seine Brieftasche aus einer Jacke und wollte dem Kellner einen Geldschein in die Hand drücken.
»Tut mir Leid, Sir«, sagte der Kellner, »der Emir hat bereits alles erledigt.«
Der Kellner verschwand, ehe Cabrillo widersprechen konnte. Er rasierte sich zu Ende und zog frische Kleider an. Soeben hatte er den Fernseher eingeschaltet, um einen Nachrichtensender zu suchen, als Jones an die Tür klopfte. Cabrillo ließ ihn herein, und beide Männer begannen zu frühstücken. Jones hatte sein Omelett zur Hälfte verzehrt, ehe er etwas sagte: »Ich kenne den Emir nicht, Juan. Wie ist er so?«
»Der Emir ist Mitte fünfzig und vertritt recht fortschrittliche Ansichten«, erzählte Cabrillo. »Außerdem hat er ein paar Jahre lang dem amerikanischen Militär gestattet, hier eine Basis zu unterhalten. Man kann sogar behaupten, dass der zweite Golfkrieg ohne diesen Flugplatz wahrscheinlich niemals stattgefunden hätte.«
»Und wie sind seine Beziehungen zu Saudi-Arabien?«
»Im Allgemeinen gut«, antwortete Cabrillo, »aber das kann sich von Tag zu Tag ändern. Die Saudis bewegen sich stets auf einem sehr schmalen Grat. Zum einen erwecken sie den Eindruck, als sympathisierten sie mit dem Westen, was die gesamte arabische Welt im Augenblick vom Emir annimmt, auf der anderen Seite haben sie es in ihrer eigenen Bevölkerung mit einem hohen Anteil an muslimischen Fundamentalisten zu tun. Wie leicht es da zu ernsten Konflikten kommen kann, haben wir mehr als einmal erleben müssen.«
Cabrillo hatte seinen letzten Bissen kaum verzehrt, als das Telefon klingelte.
»Unten wartet der
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