Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesschuss - Ein Nathan-McBride-Thriller (German Edition)

Todesschuss - Ein Nathan-McBride-Thriller (German Edition)

Titel: Todesschuss - Ein Nathan-McBride-Thriller (German Edition)
Autoren: Andrew Peterson
Vom Netzwerk:
um einiges dichter war. Der Großteil der Kiefern um das Lager herum war der Kettensäge zum Opfer gefallen, wodurch eine etwa sechzig Meter breite Schneise entstanden war. Dies bedeutete, dass man sich dem Lager nur durch offenes Gelände nähern konnte. Nathan gab mit einer Handbewegung zu verstehen, dass er sein Fernglas haben wollte. Harv holte es aus dem Rucksack und reichte es ihm. Aufmerksam beobachtete er das Lager. Dort war es still, nichts bewegte sich. Er gab Harv das Fernglas zurück.
    »Was meinst du?«, fragte Nathan. »Diese Felsnadeln dort drüben.«
    »Dicht am Boden robben.«
    Sie holten die Ghillie-Anzüge hervor, warfen sie sich über und legten sich bäuchlings hin. Dann robbten sie über die sandige, mit Kiefernnadeln bedeckte Erde. Wegen der 30-Grad-Hangneigung war dies ein schwieriges Unterfangen. Um nicht bergab zu rollen, mussten sie ihre Körper in einem 45-Grad-Winkel zum Boden ausrichten. Über abschüssiges Gelände zu robben war auch bei Schneckentempo nicht einfach, aber die feuchte Erde machte es einigermaßen erträglich. Nathan hasste es, sich ohne jede Deckung zu bewegen, selbst wenn es nur über eine kurze Entfernung war. Sobald ein feindlicher Scharfschütze sie entdeckte, wären sie erledigt. Für die fünfzehn Meter benötigten sie fünf Minuten – alle sechs Sekunden dreißig Zentimeter. Die Felszunge erreichten sie ohne Zwischenfall. Bis jetzt war alles gut gegangen. Der Ort erwies sich als die ideale Schützenstellung. Zwei riesige, etwa sechs Meter hohe Granitbrocken, die zusammen die Form einer europäischen Kathedrale bildeten, neigten sich leicht nach Osten. Der Größereder beiden schützte sie vor der Sonne und bot ihnen ausreichend Schatten. Der Boden zwischen den Felsnadeln war eben und sandig. Von hier aus hatte man volle Sicht auf das Lager und die Zufahrtsstraße. Sorgfältig darauf bedacht, außerhalb der Sichtlinie des Lagers zu bleiben, packten sie schnell ihre Ausrüstung aus.
    Harv gab Nathan einen Ladestreifen mit fünf NATO-Patronen vom Kaliber .308. Um zu vermeiden, dass die Ladestreifen in der Sonne glänzten, hatte Harv sie innen und außen mit schwarzem Filzstift bemalt. Jede dieser selbst geladenen Patronen hatte eine Mündungsgeschwindigkeit von 716 Metern pro Sekunde. Nathan bevorzugte eine leichtere Ladung. Bei einer Entfernung von sechshundert Metern benötigte die Kugel knapp unter einer Sekunde bis zum Ziel. Er nahm die Patronen aus dem Ladestreifen, lud sie einzeln in das Gewehr und schloss den Drehkopfverschluss.
    Dann gab er Harv den leeren Ladestreifen zurück.
    »Zeit?«, fragte Nathan.
    »Elf Minuten.«
    Eine Windböe wehte ein paar Kiefernnadeln von rechts nach links an ihnen vorbei.
    Harv sprach unaufgefordert: »Vielleicht sechzehn Stundenkilometer. Vier Klicks rechts.«
    Nathan justierte die Seitenverstellung an seinem Nikon-Zielfernrohr, während Harv sein Spektiv aufstellte. Hatten sie erst einmal ihre endgültige Stellung eingenommen, würden sie nebeneinander liegen, mit einem Meter Abstand zwischen ihnen. Nathan legte das Gewehr an, schaute durch das Zielfernrohr und ließ den Blick langsam über das Lager unter ihnen schweifen. »Wir legen das Hauptgebäude als Nullpunkt fest und korrigieren von dort aus.«
    »Verstanden.«
    »Höhe?«, fragte Nathan.
    »Neun Klicks.«
    »Verstanden, neun Klicks nach null. Plus drei zur Hinterseite des Lagers, minus zwei zur Vorderseite. In Ordnung?«, fragte Nathan.
    »In Ordnung.«
    Da Nathans Gewehr gegenwärtig auf einen Schuss aus dreihundert Metern Entfernung eingeschossen war, wusste er, dass die Höhenjustierung für einen Sechshundertmeterschuss zwölf zusätzliche Klicks betrug. Aber da sie bergab schossen, war eine Justierung um drei Klicks zurück notwendig.
    »Es geht los«, sagte Nathan. Von Süden her näherten sich sechs Männer in Tarnanzügen dem Lager, indem sie mit geübten Bewegungsabläufen von Baum zu Baum schlichen. »Sechs-Uhr-Position niedrig«, flüsterte er.
    Harv justierte sein Spektiv. »Ich hab sie. Ich sehe sechs und noch zwei an den Flanken. Und jetzt sehe ich acht, die aus westlicher Richtung kommen.«
    Nathan folgte dem zweiten Team mit seinem Blick. Sechs FBI-Agenten, plus zwei an den Flanken zur Unterstützung. Die beiden Teams rückten im rechten Winkel zueinander vor, sodass keines in die Schusslinie des anderen geriet. Taktisch einwandfrei. Während Nathan ihnen zusah, wie sie sich dem Lager näherten, bewunderte er die Art und Weise, in der sie sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher