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Todesschuss - Ein Nathan-McBride-Thriller (German Edition)

Todesschuss - Ein Nathan-McBride-Thriller (German Edition)

Titel: Todesschuss - Ein Nathan-McBride-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Peterson
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Anscheinend habe ich gar nicht bemerkt, wie müde ich war. Tut mir leid.«
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Ich hab vor zehn Minuten schon einmal nachgesehen und festgestellt, dass Sie eingenickt waren. Da wollte ich Sie nicht aufwecken. Ich habe übrigens ein Gästezimmer, falls Sie in einem Bett schlafen wollen.«
    Er deutete auf den Boden. »Macht es Ihnen was aus, wenn ich mich einfach hier hinlege?«
    »Auf den Boden?«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Sind Sie sicher? Es macht mir absolut keine Umstände, das Gästebett für Sie herzurichten.«
    »Danke, hier ist vollkommen in Ordnung.«
    »Lassen Sie mich Ihnen wenigstens eine weiche Unterlage bringen. Die Holzdielen sind hart wie Beton.« Eine halbe Minute später kam sie mit ein paar Decken und einer Tagesdecke zurück.
    Nathan hob den Couchtisch und trug ihn beiseite – er wollte ihn nicht über die Dielen aus Eichenholz schieben. Dann half er Holly, die Decken auszubreiten.
    »Machen Sie so etwas öfter … ich meine, auf dem Boden schlafen?«
    »Spätestens am frühen Morgen lande ich sowieso dort. Da kann ich auch gleich damit anfangen.«
    »Albträume?«
    Er nickte. »Ich hab mich im Lauf der Jahre daran gewöhnt. Ist nicht weiter schlimm.«
    »Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole … ich habe noch nie jemanden wie Sie getroffen.«
    »Ich bin nur ein ganz gewöhnlicher Mensch.«
    »Nein, das sind Sie nicht. Glauben Sie mir.«
    »Wir haben einen wilden Tag hinter uns.«
    Sie machte einen Schritt auf ihn zu und nahm ihn bei der Hand. »Ja, das stimmt. Aber das heißt nicht, dass er hier enden muss.«
    »Da haben Sie recht.«

    Eine Stunde später – Nathan war inzwischen eingeschlafen – suchte Holly ihre Kleider zusammen, die verstreut herumlagen. Als sie den Flur entlangtapste, darum bemüht, keinen unnötigen Lärm zu machen, spürte sie immer noch ein wohliges Prickeln am ganzen Körper. Nathan wirkte mit sich und der Welt im Reinen. Sie fragte sich, ob er tatsächlich schlief. Die Schreie der gefolterten Techniker im Observierungsfahrzeug klangen ihr immer noch in den Ohren und sie konnte sich nicht im Traum vorstellen, welche sadistischen Grausamkeiten Nathan während seiner Gefangenschaft in Nicaragua hatte erleiden müssen. Als er sein Hemd ausgezogen hatte, konnte sie das, was sie da sah, kaum verkraften. Ihr Unvermögen, ihr blankes Entsetzen zu verbergen, hätte den Augenblick beinahe zerstört. Die Narben, die kreuz und quer über Brust und Rückenverliefen, sahen brutal und bösartig aus. Sie bewunderte seine positive Sichtweise und das Mitgefühl, das er sich bewahrt hatte, obwohl er so viel hatte durchmachen müssen. Ungeachtet dessen, wie er sich selbst sah, war Nathan McBride in ihren Augen ein wirklich außergewöhnlicher und bemerkenswerter Mann. Während ihres Liebesspiels hatte er ein äußerst sensibles Gespür für ihre Bedürfnisse gezeigt. Von anderen Liebhabern, die sie in den letzten Jahren erlebt hatte – zugegebenermaßen nicht viele –, unterschied Nathan sich vor allem darin, dass er nicht nur an seine eigene Befriedigung dachte. Holly hoffte, es könnte mit diesem Mann eine Zukunft geben. Aber angesichts ihrer beider beruflichen Situationen und der Entfernung, die sie trennte, zweifelte sie, dass langfristig etwas daraus werden konnte. Einer von ihnen würde früher oder später umziehen und damit sein bisheriges Leben aufgeben müssen. Holly spielte sogar mit dem Gedanken, sich nach San Diego versetzen zu lassen, verwarf ihn aber wieder. Ihre Position als leitende Spezialagentin einer größeren FBI-Dienststelle gefiel ihr einfach zu gut und sie war sich darüber im Klaren, dass eine gleichwertige Stelle in San Diego nicht so schnell frei werden würde. So etwas geschah nur selten und sie konnte von Glück reden, dass man ihr die Leitung des Büros in Sacramento übertragen hatte.
Aber wenigstens wird uns immer etwas ganz Besonderes verbinden
, dachte sie, als sie unter die Bettdecke schlüpfte. Nathan hatte recht gehabt – es war ein wilder Tag gewesen.

    Ein Geräusch ließ Holly aus dem Schlaf hochschrecken. Was war das? War da ein Tier im Haus? Sie wollte schon nach ihrer Pistole greifen, hielt dann aber inne, als sie gedämpftes Stöhnen hörte. Kurz darauf erklang ein zischendes Geräusch, als spuckte jemand aus. Nein, das war kein Tier, sondern ein Mensch. Holly warf die Bettdecke beiseite und lief eilig den Flur entlang. Bevor sie den Lichtschalter im Wohnzimmer anknipste,

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