Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesschuss - Ein Nathan-McBride-Thriller (German Edition)

Todesschuss - Ein Nathan-McBride-Thriller (German Edition)

Titel: Todesschuss - Ein Nathan-McBride-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Peterson
Vom Netzwerk:
abzublasen.«
    »Natürlich ziehen wir es durch. Sie haben Sammy auf dem Gewissen.«
    »Das macht ihn nicht wieder lebendig.«
    Ernie runzelte die Stirn. »Du kriegst doch nicht etwa kalte Füße?«
    »Danach wird es viel schwieriger werden, das Land zu verlassen.«
    »Verdammt, wir kommen schon irgendwie raus. Ist das deine einzige Sorge?«
    Der vorwurfsvolle Ton gefiel Leonard nicht. »Muss ich es dir zwei Mal sagen? Streng ausnahmsweise mal dein Hirn an, Ernie. Das ist eine ernste Sache mit ernst zu nehmenden Folgen.«
    »Hey, mach mal halblang. Ich hab’s doch nicht so gemeint.«
    »Wenn wir die Sache erst mal ins Rollen bringen, gibt es kein Zurück mehr. Das weißt du ganz genau.«
    »Ja, ich weiß«, sagte Ernie.
    »Tust du das wirklich? Hast du die leiseste Ahnung? Ich frage mich …«
    »Wir haben doch schon mehrmals darüber geredet.«
    »Dann reden wir eben noch einmal.«
    »Okay, rede.«
    Leonard erkannte, dass bei Ernie Hopfen und Malz verloren waren. Er zog die Rolltür herunter und verriegelte sie. »Ziehen wir die Sache durch, bevor ich es mir anders überlege.« Er holte einen Helm mit dunklem Visier vom Vordersitz des Pick-ups und gab ihn seinem Bruder. Ernie setzte ihn auf, schwang ein Bein über das Motorrad und drückte auf den Anlasser, worauf der Viertaktmotor mit tiefem Dröhnen zum Leben erwachte. Dann nickte er. Leonard stieg in den UPS-Lieferwagen, fuhr von der Laderampe weg und hielt auf den Kern Parkway zu. Die Versuchung war groß, in die entgegengesetzte Richtung zu fahren und nicht zurückzublicken. Doch dann dachte er wieder an die FBI-Razzia gegen das Lager und daran, wie ihn der Anblick von Sammys leblosen Augen mitgenommen hatte. Er hatte sich geschworen, seinen jüngsten Bruder aus allem herauszuhalten und ihn zu schützen, und jetzt war er tot. Ermordet von einem Scharfschützen, und einem verdammt guten noch dazu. Leonard hatte nicht gewollt, dass Sammy bei »Echo der Freiheit« mitmachte, aber Ernie hatte ihn dazu überredet.Er hätte es besser wissen müssen, hätte vorhersehen müssen, dass so etwas passieren würde. Und nun standen sie kurz davor, ein noch größeres Risiko einzugehen.
    Er konzentrierte sich wieder auf die bevorstehende Aufgabe und fädelte sich in den Verkehr ein. Im Seitenspiegel sah er, wie sein Bruder das Motorrad hochjagte, um nicht abgehängt zu werden. Er achtete auf den Verkehr in beiden Richtungen und hielt nach Polizeistreifen Ausschau. Kurz vor ihrem Ziel bog er nach rechts ab und verlangsamte seine Fahrt. Hinter ihm hielt Ernie am Straßenrand. Leonard bog in die Einfahrt und brachte den Lieferwagen vor einem Wachhäuschen zum Stehen.
    Ein Wachposten in blauer Uniform trat heraus und kam auf ihn zu. Seine rechte Hand ruhte auf dem Griff seiner Pistole.
    »Wo ist Malcolm?«, fragte der Wachposten. Dann grinste er. »Hat wohl gestern Nacht ein paar Bierchen zu viel gezischt.«
    »Weiß nicht«, sagte Leonard. »Ich glaube, er hat Grippe.«
    »Ja, die geht im Augenblick rum. Ich hab Sie noch nie gesehen. Zeigen Sie mir bitte Ihren Ausweis.«
    »Gerne, kein Problem.« Leonard hielt den Kopf gesenkt, damit der Schirm seines Baseballkäppis sein Gesicht verbarg, stieg aus und lief vorne um den Lieferwagen herum. Noch ein paar Schritte und er würde den Bereich verlassen, den die Überwachungskamera abdeckte. Ehe der Wachposten reagieren konnte, zog er seine .45er aus der Jackentasche und drückte sie dem Mann gegen den Bauch. »Machen Sie das Tor auf und Sie bleiben am Leben.« Mit einem schnellen Handgriff nahm er dem Wächter die Waffe weg und stieß ihn durch die offene Tür ins Innere des Häuschens. Der Mann taumelte rückwärts, verlor das Gleichgewicht und fiel mit einem Grunzen zu Boden.
    Leonard rammte den Lauf seiner Pistole mit solcher Wucht in den Mund des Wächters, dass dieser mit dem Kopf gegen den Schrank unter dem Tresen schlug. »Öffnen Sie sofort das Tor.«
    Als der Mann sich nicht rührte, trat Leonard mit dem Stiefelabsatz auf dessen linke Hand, dass die Finger knackten. Er schrie vor Schmerz und biss auf den Stahl in seinem Mund, worauf er abgebrochene Zahnsplitter ausspuckte.
    »Machen Sie endlich das Tor auf.«
    Der Mann stieß ein paar unverständliche Laute aus.
    Leonard zog ihm die Pistole aus dem Mund und drückte sie gegen seine Stirn.
    »Von hier aus geht es nicht. Das müssen die da drinnen machen!«
    Leonards Gedanken überschlugen sich, als er die verschiedenen Möglichkeiten durchspielte. Keine davon sah gut aus.

Weitere Kostenlose Bücher