Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)
der Dachtraufe der Garage, Ryans Mietwagen parkte dahinter. Rebekka schauderte, ihre Hände waren vor Kälte ganz steif. Sie rief Reza an, bekam aber keine Verbindung. Sie spürte ein paar Regentropfen auf der Nase. Versuchte es erneut. Noch immer kam sie nicht durch. Der Regen nahm zu, ihre langen Haare waren schnell triefnass, und ihre Zähne klapperten vor Kälte. Verdammt. Sie musste ihn erreichen. Reza hatte gesagt, dass er das Handy seines Vetters hatte. Ob er Fadi gemeint hatte? Fadi Aghajan. Sie musste seine Handynummer bei der Auskunft erfragen können. Oder sollte sie besser versuchen, Rezas Eltern zu erreichen und sie zur Einsicht zu bringen, dass ihr Sohn sich umgehend stellen musste?
Der Nebel hatte sich ein wenig gelichtet, dafür war die Luft schwer von Regen, und Rebekka war klar, dass sie sich unterstellen musste. Sie ging zu ihrem Auto und griff nach der Tür, die natürlich abgeschlossen war – wie immer, wenn sie das Auto verließ. Die Autoschlüssel lagen in ihrer Tasche in der Küche. Sie stöhnte verärgert und griff nach Ryans Autotür, die sich zu ihrer Überraschung öffnen ließ. Sie setzte sich auf den Fahrersitz und zog die Tür zu, machte das Licht an und atmete tief durch. Dann rief sie die Auskunft an, kam jedoch nicht durch, versuchte es erneut, hatte weiterhin keine Verbindung.
Sie fühlte sich plötzlich müde und erschöpft und ließ ihren Kopf auf das Lenkrad sinken, während sie einige Minuten dasaß und Kräfte sammelte. Sie wollte sich gerade wieder aufrichten, als ihr Blick auf etwas unter dem Sitz fiel. Vorsichtig ließ sie die Hand nach unten gleiten und bekam etwas Glattes zu fassen, eine Art Haar. Verwundert zog sie daran und sah zu ihrem Entsetzen, was sie da in der Hand hielt. Eine schwarze Kurzhaarperücke.
Einige Sekunden war Rebekka wie gelähmt, außer Stande zu reagieren. Dann traf sie die Erkenntnis mit einer solchen Wucht, dass sie laut keuchte. Sie erinnerte sich plötzlich daran, wie die Zeugin den Mann beschrieben hatte, der Sofie vom Naturspielplatz weggetragen hatte. Die Leute verwandeln sich, verstecken sich, verkleiden sich … Sie spürte die Angst durch den Körper pulsieren, und ihr erster Gedanke war, dass sie fortmusste. Doch wie sollte sie das ohne Autoschlüssel oder Handyempfang anstellen? Sie schaute sich panisch um, öffnete schnell das Handschuhfach in der Hoffnung, einen zweiten Autoschlüssel zu finden. Das Handschuhfach war leer. Erneut starrte sie die Perücke an, dann griff sie nach ihrem Handy. Bitte lass mich durchkommen, betete sie und wählte mit zitternden Fingern Brodersens Nummer. Es klingelte, und sie hielt den Atem an.
Während sie wartete, wurde die Autotür aufgerissen. Ryan stand ganz still vor ihr und blickte auf sie herunter. Sie sah zu ihm hoch. Einige Sekunden starrten sie sich mit brennenden Augen und offenen, verblüfften Mündern an, dann zog er sie mit einer Kraft von dem Autositz, die sie total überrumpelte und sie Handy und Perücke fallen lassen ließ. Rebekka schrie laut, während sie gleichzeitig wusste, dass es nichts nützte. Niemand würde sie hören. Sie waren allein. Um sie herum gab es nur Wald und verlassene Sommerhäuser. Ryan hielt sie wie in einem Schraubstock, ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt.
»Rebekka. Rebekka. Rebekka.« Ryan schüttelte in der abnehmenden Dunkelheit den Kopf. Ein Vogel schnarrte in einem Baum in der Nähe.
»Ryan.« Es tat weh, seinen Namen auszusprechen.
»Rebekka, verdammt. Warum musst du deine Nase unbedingt in alles hineinstecken? Du machst alles kaputt, du machst meinen ganzen Plan kaputt.« Ryans Stimme war gedämpft, fast liebevoll, und ihr stellten sich die Nackenhaare auf.
»Ich verstehe das alles nicht, Ryan.«
Ryan antwortete nicht, schleppte sie zum Kofferraum des Autos, fischte eine Rolle Klebeband heraus und zog sie mit sich durch den Garten zurück zum Haus. Es tat weh. Sie stolperte vorwärts und wäre mehrmals beinahe gefallen. Jedes Mal riss er sie an den Armen wieder hoch, ihre Muskeln brannten, und ihre Schultern fühlten sich an, als würden sie nach hinten verrenkt. Sie stöhnte laut auf, spürte die Tränen im Hals kratzen. Als sie ins Haus kamen, setzte er sie an den Esstisch und fesselte sie mit Klebeband an einen Stuhl. Er band ihre Beine an die Stuhlbeine und ihre Arme hinter ihrem Rücken zusammen. Es schmerzte, und sie konnte die Tränen nicht zurückhalten, ließ sie einfach die Wangen hinunterlaufen. Als Ryan sie
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