Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)
brauchte. Als sie miteinander angestoßen und den Whisky probiert hatten, sah Rebekka Ryan entschlossen an.
»Ich weiß sehr wohl, dass wir heute Abend viel darüber geredet haben, aber ich wäre dir dankbar, wenn du den Fall noch einmal mit mir durchgehen würdest. Reza hält offenbar daran fest, dass er unschuldig ist, und ich glaube ihm … ich möchte ihm gerne glauben«, berichtigte sie sich.
»Rebekka.« Ryan sah müde aus, und sie schaute ihn flehend an. Er schwieg einige Sekunden, seufzte tief und sagte: »Okay, Rebekka. Dann machen wir das, aber ich tue das nur deinetwegen.« Er verschwand im Gästezimmer und kam kurz darauf mit seiner Aktentasche wieder. Sie klappte schnell ihren Laptop auf, es war wichtig für sie, alles aufzuschreiben in der Hoffnung, eine Struktur in das Ganze zu bekommen.
»Als Allererstes …« Ryan sah sie ernst an. »Hast du einen Beweis, dass Reza nicht unser Mann ist?«
Rebekka schüttelte den Kopf, während ein Gefühl von Mutlosigkeit langsam von ihr Besitz ergriff. Das hatte sie nicht. Ganz im Gegenteil, sie musste zugeben, dass sich Reza in den letzten Monaten seltsam verhalten hatte. Er hatte regelmäßig das Präsidium verlassen, war oft zu spät gekommen, hatte sich mehrmals krankgemeldet und insgesamt anders gewirkt als sonst, gestresst, gejagt.
»Gut. Dann denk bitte zurück. Du hattest Ferien, als das erste Mädchen verschwand und Brodersen dich zurückgerufen hat?«
Sie nickte.
»Was hat Reza zu der Zeit für einen Eindruck auf dich gemacht?«
Rebekka durchforstete ihre Erinnerung, während sie an dem Whisky nippte, der auf den Lippen brannte.
»Es hat mich überrascht, dass er an dem Tag, an dem Sofie Kyhn Larsen verschwand, nicht in den Ferien war, wie er es geplant hatte.«
»Und weiter?« Ryan stellte sein Glas auf dem abgenutzten Holztisch ab.
»Er hat einen verwirrten Eindruck gemacht, erinnere ich mich, aber das habe ich bestimmt auch. Wir waren schließlich auf Ferien eingestellt und nicht auf Mord.«
»Gab es Zeiten in der Ermittlung, wo du dich über sein Verhalten gewundert hast? Lass dir ruhig Zeit, das ist wichtig.«
Ryan schenkte sich noch einen Whisky ein und wollte auch ihr nachschenken, doch sie hielt die Hand über das Glas, während sie über die Frage nachdachte.
»Ich erinnere mich, dass ich mich gewundert habe, weil Reza die Zeugin nicht mit verhören wollte, die höchstwahrscheinlich als Einzige den Täter gesehen hat. Die Zeugin hat gesehen, wie Sofie vom Spielplatz zu einem dunklen Auto getragen wurde. Das ist mir … merkwürdig vorgekommen. Darüber hinaus …« Rebekka zögerte, spürte Ryans Blick auf sich ruhen und beendete den Satz: »Darüber hinaus konnten wir ihn an dem Abend nicht erreichen, an dem Caroline verschwunden ist.«
Rebekka senkte die Stimme. Das Gefühl, ihren Partner zu verraten, war wieder da.
»Ich befürchte, dass das, was du gerade erzählt hast, für Rezas Schuld spricht. Natürlich wollte er nicht dabei sein. Er wusste schließlich, dass die Zeugin ihn wiedererkennen würde, und natürlich konnte er an dem Abend nicht mit zu den Eltern des verschwundenen Mädchens hinausfahren, denn da hatte er alle Hände voll damit zu tun, die Leiche loszuwerden …«
Ihre Blicke begegneten sich. Alles wies auf Reza hin, und diese Erkenntnis verursachte ihr ein Engegefühl im Hals. Sie hatte sich immer vorgestellt, dass sie zusammen im Job alt werden würden, grau und erfahren. Hatte vor sich gesehen, wie sie beide wichtige Stellen einnahmen, die Karriereleiter erklommen.
»Ich kann es noch immer nicht fassen«, sagte sie mit schwacher Stimme.
Ryan sah sie mitfühlend an. » DNA lügt nicht, Rebekka.«
Sie saßen eine Weile schweigend da und blickten in die Flammen des Kaminofens. Rund um das Haus wütete der Sturm, und hin und wieder war ein lautes Knacken von einem Baum zu hören, der umknickte. Ryan trank seinen Whisky aus und stellte das Glas mit einem kleinen Knall auf dem Tisch ab.
»Ich würde gern warm duschen. Mir ist noch immer kalt von unserem Rundgang draußen.« Ryan sah sie fragend an, und sie nickte. Natürlich. Es waren Handtücher im Badezimmerschrank, er brauchte sich nur zu bedienen. Ryan verschwand und zog die Tür hinter sich zu. Rebekka lehnte sich auf dem Sofa zurück, schloss die Augen und versuchte, ihre Gedanken und Gefühle unter Kontrolle zu bekommen. Ihr Körper war so schwer, als wäre sie hundert Jahre alt. Sie war gerade dabei einzunicken, als ihr Handy sie weckte. Die Nummer
Weitere Kostenlose Bücher